Wird das Modelbusiness diverser?
Vor kurzem ist mit Sofia Jirau das erste Model mit Downsyndrom für Victoria's Secret gelaufen. Auch bei der letzten Staffel Germany’s Next Topmodel setzte Heidi Klum auf Diversity – es scheint, als würde das Modelbusiness offener für Menschen werden, die nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen. Auf den ersten Blick bestätigt der Fashion Diversity Report, den die Plattform „The Fashion Spot“ zweimal jährlich herausbringt, diese Entwicklung.
Im Herbst 2022 liefen auf den Laufstegen der Welt mit 48,6 Prozent mehr als doppelt so viele Models unterschiedlicher Herkunft wie noch 2015. Auch Plus-Size-Models waren so häufig vertreten wie noch nie. Dennoch machten sie weniger als drei Prozent aller gecasteten Models aus. Menschen mit sichtbaren Hautkrankheiten oder Behinderungen tauchen in der Erhebung nicht auf. Sie sind in dem Business unterrepräsentiert, obwohl es mittlerweile sogar Agenturen gibt, die sich auf solche Models spezialisiert haben.
Trotz aller Hindernisse sind Tamara Röske und Selina Reinhart erfolgreiche Models. Die 26 Jahre alte Tamara hat Downsyndrom und modelt seit 15 Jahren ohne bei einer Agentur unter Vertrag zu sein. Außerdem stand sie schon als Schauspielerin für „Fack ju Göhte 3“, „Die Toten vom Bodensee“ und „Das Traumschiff“ vor der Kamera. Sie tritt bei den Special Olympics World Games 2023 in der Leichtathletik an. Wenn Tamara nicht shootet oder trainiert, arbeitet sie als Lageristin.
Selina ist schon etwas länger im Business. Als Model mit der chronischen Hautkrankheit Vitiligo ist sie bei den Modelagenturen „the-models“ und „FAMEONME“ unter Vertrag. Das Modeln ist für sie ein Ausgleich zu ihrem Job als Erzieherin und dem Alltag als Mutter von zwei Söhnen. Sie hat in den letzten 20 Jahren einen Wandel hin zu mehr Diversität beobachtet. Trotzdem muss sich noch einiges ändern, bis Tamara und Selina keine Ausnahmen mehr sind.