Fleischkonsum

Diese Menge ist zu viel!

Wie können wir dies reduzieren?
19. Mai 2021
57 Kilogramm Fleisch: Das essen wir durchschnittlich in einem Jahr, doppelt so viel, wie es laut dem Umweltbundesamt klimakonform wäre. Umweltschützer*innen fordern die Politik auf, den Fleischkonsum mit gesetzlichen Maßnahmen zu regulieren. Eine Auswahl an Möglichkeiten.

Deutschland ist laut Euromonitor International seit über zehn Jahren unter den stärksten Fleischverbrauchern in Europa. Anfang des Jahres forderte das Umweltbundesamt daher eine Halbierung des Fleischkonsums. Was kann die Politik tun?

Tierwohlkennzeichnung

Laut dem Ernährungsreport 2019 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wünschen sich 81 Prozent der Verbraucher*innen eine staatliche Tierwohlkennzeichnung. Es gibt verschiedene freiwillige Labels mit unterschiedlichen Standards. Das Bio-Siegel von Anbauverbänden, wie Bioland hat deutlich strengere Anforderungen als das EU-Biosiegel. Tiertransporte sind beispielsweise bei letzterem nicht geregelt, während diese bei Bioland oder dem Label „Für mehr Tierwohl“ maximal vier Stunden dauern dürfen. Umweltaktivist*innen wie Clara Hagedorn fordern daher verbindliche Regelungen. „Wenn die Ziele des Tierwohls nicht erreicht werden, braucht es keine freiwilligen, sondern verpflichtende Labels.“ Zudem spricht sie sich für ein Preis-Werbe-Verbot aus. Discounter dürften keine Werbung mehr für billiges Fleisch machen. Verstärken könnte man die Idee noch durch entsprechende Warnbilder auf Verpackungen.

Steuerliche Maßnahmen

Eine effektive Methode den Fleischkonsum zu reduzieren wäre, preisliche Anreize für Alternativen zu schaffen, empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE). 

Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Fleischprodukte und Lebensmittel mit Fleischanteil könnte von sieben auf 19 Prozent erhöht werden. 500 Gramm Rinderhack aus dem Discounter würden damit 3,22 Euro statt 2,89 kosten. Die knapp fünf Milliarden Euro Mehreinnahmen könnten einerseits in eine Mehrwertsteuersenkung von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf fünf Prozent investiert werden und andererseits Menschen mit geringerem Einkommen zugutekommen. 

Ein zweiter Vorschlag des WBAE wäre eine CO2 Steuer. Sie würde die ökologischen Auswirkungen der Fleischproduktion entlang der Lieferkette berücksichtigen und alle verursachten Treibhausgase präzise beurteilen. Die 500 Gramm Rindfleisch aus dem Discounter lägen dann bei 5,42 Euro. Die transparente Darstellung der realen Kosten könnte so langfristig zu einem bewussteren Konsumverhalten führen.

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Diese Infografik zeigt, wieso nicht nur CO2, sondern auch Methan und Lachgas berücksichtigt werden müssen. Quelle: Fleischatlas 2021

Förderung kleiner Betriebe

Sinkende Fleischpreise, geringe Wertschätzung für Regionalität und fehlender Nachwuchs erschweren den Stand der Landwirtschaftsbetriebe. Herbert Netter vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. kritisiert zudem die fehlende Differenzierung zwischen kleinen Betrieben und großen Massenproduktionen. Sinnvoll wäre es, eine Begrenzung der Tierbestände einzuführen. Allein Betriebe, die unter der Grenze liegen, bekämen Förderungen. Dadurch könnten kleinere Strukturen, die weniger umweltschädlich sind und weniger Fläche verbrauchen, gezielt unterstützt werden.

Nachhaltiger Ernährungsstil im öffentlichen Raum

Statistiken zeigen, dass vor der Corona-Pandemie bis zu 18 Millionen Menschen täglich in Kantinen aßen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) schlägt daher vor, gesundes und nachhaltiges Essen als Standard in Gemeinschaftsverpflegungen festzulegen. In Kantinen, sowie bei öffentlichen Konferenzen und Veranstaltungen würden dann beispielsweise nur vegane Gerichte serviert werden. Laut dem Fleischatlas 2021 ernähren sich etwa ein Fünftel aller jungen Erwachsenen bereits vegetarisch oder vegan. Weitere Bevölkerungsgruppen können aufgrund religiöser Überzeugungen oder aus gesundheitlichen Unverträglichkeiten keine tierischen Produkte essen. Diese profitieren alle von den „Veggie-Day’s“, die einige Firmen anbieten.

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Alle vorgestellten Maßnahmen nochmal im Überblick. Quelle: FÖS, WBGU, WBAE

Nur einzelne Maßnahmen werden am Ende nicht ausreichen, das sagt auch der WBAE. Deshalb empfiehlt der Beirat, sich nicht nur auf eine Idee zu verlassen. Für ihn steht jedenfalls fest, dass sich nicht nur die Politik, sondern auch unsere Konsumgewohnheiten ändern müssen.