Eheleben 6 Minuten

Ehevertrag – Das Ende in Sich(erhei)t?

Einander abgewandtes Paar mit gerissenem Herz aus Geld (Symbolbild) Quelle: Lara Klos
Geld spielt in der Ehe eine große Rolle, insbesondere wenn es zum Streitthema wird. (Symbolbild) | Quelle: Lara Klos
08. Juli 2024

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Einige Paare entscheiden sich vor ihrer Hochzeit für einen Ehevertrag. Dieser regelt im Falle einer Scheidung die Aufteilung der Besitze und Finanzen. Doch wie sinnvoll ist es tatsächlich, das Ende der Ehe zu planen?

Etwa 22 Tausend Euro investierten Lena* und Niklas Koch* in ihre Hochzeit. Allein die Blumen machten schon um die Tausend Euro aus. „Mit diesem Kostenpunkt hatten wir gar nicht gerechnet“, gestehen sie. Eine der größten Herausforderungen während der Planung war es, eine Location zu finden, die ihren Ansprüchen gerecht wurde. „Uns war wichtig, ein Rundum-sorglos-Paket in einem finanziellen Rahmen zu haben, der für uns beide passend war“, berichten sie. 

Neben der Location verlangten auch das Essen und die Musik ein hohes Budget. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, wie man bei der Hochzeit Geld sparen kann. Fünf Tipps findet ihr hier:

2023 gaben sich Lena und Niklas Koch das Ja-Wort. Sie planten voraus und entschieden sich für einen Ehevertrag, um finanzielle Streitpunkte und Besitzfragen im Falle einer Scheidung vertraglich zu regeln. 

Dass eine Scheidung teurer als eine Hochzeit sein kann, zeigt die Geschichte des Mannes, mit dem die edit.Redakteurinnen Lara Fleischmann und Sarah Schäfer im add.it-Podcast sprechen. Er und seine Ex-Frau gaben 23.800 Euro für den gesamten Scheidungsprozess mit Anwälten aus. Welche Kosten ihn dabei überrascht haben und die rechtlichen Hintergründe der Scheidung werden im Podcast genauer beleuchtet:

Finanzen über Liebe?

Misstrauen vor der Ehe, Zweifel an der Liebe und Egoismus sind nur ein paar der Vorwürfe, die das Ehepaar Koch zu hören bekam. Schließlich dachten sie vor ihrer Hochzeit schon an ihre Scheidung oder planten sie viel eher. Negative Kommentare kamen jedoch meist von Menschen, die Lena und Niklas Koch nicht sonderlich nahe standen und folglich deren Situation nicht kannten. Zweifel weckte der Ehevertrag bei den Verlobten selbst nicht. „Es war schon ein komisches Gefühl für uns beide, eine Scheidung zu besprechen, bevor wir überhaupt geheiratet haben, aber nicht, weil wir wirklich an die Scheidung geglaubt haben, sondern weil wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen mussten.“

Ein Ehevertrag kann vor und während der Ehe abgeschlossen werden. Im Allgemeinen regelt er finanzielle Aspekte, die bei einer Scheidung auftreten, wie die Gütertrennung, nachehelicher Unterhalt und Vermögensverteilung. Eine*n Anwalt*in zu engagieren ist hierbei keine Pflicht, aber kann von Nutzen sein, um die eigenen Vor- und Nachteile genauer zu analysieren. Damit der Vertrag als gültig zählt, muss er bei einem*einer Notar*in geschlossen werden. Diese*r darf allerdings nur neutral beraten. „Wir haben viel Negatives von Bekannten zu hören bekommen zwecks Ehevertrags“, offenbaren auch Lena und Niklas Koch.

„Es war schon ein komisches Gefühl für uns beide, eine Scheidung zu besprechen, bevor wir überhaupt geheiratet haben.“

Lena Koch hat mit ihrem Mann einen Ehevertrag abgeschlossen

Wieso ein Ehevertrag für manche Paare sehr wichtig sein kann, erklärte Tobias Zink, Recht- und Fachanwalt für Familienrecht: Wer über Vermögen wie etwa Immobilien verfügt und möchte, dass diese auch bei einer möglichen Scheidung in eigener Hand bleiben, sollte dies am besten vor der Eheschließung festhalten. Da beide Seiten des Ehepaars Koch schon vor der Ehe Immobilien besaßen und Lena Koch zusätzlich Firmenanteile eines Familienbetriebes hatte, war der Ehevertrag deshalb die sinnvollste Entscheidung in deren Augen. Die notarielle Beratung und Offenheit innerhalb beider Familien halfen zusätzlich. Statt Zweifeln schuf der Ehevertrag also sogar mehr Vertrauen ineinander, meinen Lena und Niklas Koch.

Um den Inhalt anzuzeigen müssen Sie zuvor der Nutzung von Marketing Cookies zustimmen.
Interaktive Infografik zur anschaulichen Begriffserklärung der juristischen Inhalte | Quelle: siehe Infografik/ Design von Anne Lucie Rocks

Was wäre, wenn…

Das einzige Thema mit Diskussionspotential für das Paar waren gemeinsame Kinder, da die gesetzliche Unterhaltsforderung gilt. In ihrem Ehevertrag haben Lena und Niklas Koch sich schließlich darauf geeinigt, dass falls sie gemeinsame Kinder haben, nur an diese Unterhalt gezahlt werden müsse, nicht aber an den*die Einkommensschwächere*n. „Sollten wir keine Kinder in der Ehe haben, muss im Falle einer Trennung jeder für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen.“, erklären die beiden. Ansonsten hielten sie in ihrem Ehevertrag fest, dass alle Anschaffungen während der Ehe im Falle der Scheidung fair zur Hälfte geteilt werden sollen.

Verschiedene Kosten

Allgemein decken die Kosten für einen Ehevertrag den Aufwand des*der Notars*in und Auslagen, wie beispielsweise die Telefon- und Portokosten, die beim Verfassen des Vertrages anfallen. Die Vergütung der notariell arbeitenden Personen wird anhand der Summe des Vermögens des Paares berechnet und wird als Reinvermögen bezeichnet. Das bedeutet, dass ein Ehevertrag billiger ist, je weniger Vermögen ein Paar zur Verfügung hat. Bei einem Richtwert von 80 Tausend Euro Reinvermögen entstehen Notarkosten von ungefähr 530 Euro. Schaltet man zusätzlich noch eine*n Rechtsanwalt*in ein, muss man bei diesem Beispiel mit weiteren Kosten von 8.000 Euro rechnen, da der*die Anwalt*in eine persönliche Einschätzung der Mandanten*innen vornimmt.

Wenn die Scheidung droht

Sollte bei einem Paar nun tatsächlich die Situation auftreten, dass sie sich scheiden lassen wollen, verkürzt sich der Scheidungsprozess dank Ehevertrag um ein gutes Stück. Zwölf Monate Trennungsjahr sind dennoch Pflicht, aber die eigentliche Scheidung kann in nur zwei Folgemonaten komplett abgewickelt werden. Blickt man auf die obigen Kosten zurück, die alle anfallen können, lässt sich außerdem sagen, dass ein Ehevertrag um einiges günstiger ist, als eine Scheidungsfolgenvereinbarung. Schließlich besitzt das Ehepaar weniger Vermögen und der Zeitdruck, der bei einer Scheidung entstehen kann, fällt weg.

Unterhalt, Zugewinnausgleich, Gütertrennung und etwaiges Sorgerecht werden bei der Scheidungsfolgenvereinbarung auf einem ausführlichen Dokument festgehalten, das von einem*einer Notar*in in einer gemeinsamen Sitzung für beide Parteien vorgelesen wird. Im Anschluss müssen die ehemaligen Eheleute ihre finale Zustimmung zur Scheidung geben, damit der Vertrag gültig wird. Die Kosten hierfür verlaufen deutlich höher, da die meisten Eheleute nach der Eheschließung mehr Ersparnisse haben. Gerechnet wird hierbei mit dem Einkommen beider Ehegatten pro Quartal, inklusive möglichen Kosten einer Immobilie, wie beispielsweise der Miete. So kann eine Scheidungsfolgenvereinbarung, inklusive Rechtsanwalt*in und Notar*in schnell um die 20 Tausend Euro kosten.

Eine intensive Planung, gute Nerven und einiges an Geld sind also nicht nur bei einer Hochzeit, sondern auch bei einer Scheidung notwendig. Weniger Stress bei letzterem hat man allerdings, wenn man einen Ehevertrag schließt, der als eine Art Sicherheitsnetz in der Ehe fungiert. Dieser hat wenig mit Zweifel oder Egoismus zu tun, sondern lediglich mit einer Absicherung, die als Grundlage einer Liebe dient.

*Die Namen der Protagonist*innen wurden geändert, sind der Redaktion jedoch bekannt.

Dieser Beitrag ist Teil des Gruppendossiers zum Thema: „Finanzielle Herausforderungen bei Hochzeit und Scheidung“. Nicht nur Hochzeiten, sondern auch Scheidungen sind kostspielig. Dass sie manchmal sogar mehr als die Traumhochzeit kosten, erfahrt ihr in unserem Podcast. Um bei der Hochzeit schon einmal Kosten zu sparen, haben unsere Redakteur*innen Robin Feig, Lara Klos und Nadja Stauß für euch in diesem Listicle besondere Spartipps gesammelt.