Kalligrafie 4 Minuten

Mit Feder und Tinte zum Wohlfühlen

Im Kalligrafie Kurs arbeiten die Studierenden an ihren hyggeligen Holzhäusern.
Im Kalligrafie Kurs lernen die Studierenden den Umgang mit Feder und Tinte. Ein Semester lang entwerfen sie hyggelige Holzhäuser. | Quelle: Tamara Bazlen
29. Jan. 2024

In unserer Welt, die von der Hektik des Alltags und dem ständigen Medienkonsum geprägt ist, sehnt man sich nach Momenten der Ruhe und Harmonie. Im Type Design Workshop mit dem diesjährigen Thema „Hygge“ greifen 17 Studierende zu Pinsel, Feder und Tinte. Einmal pro Woche kommen sie zusammen und widmen sich der Kalligrafie. Wie sich Schrift und Kreativität mit Hygge verbinden lassen, wird an der MediaNight gezeigt.

„Heute ist ein Wetter, bei dem man es sich besonders gern hyggelig macht“, so begrüßt die leitende Dozentin Dorothée Steib ihren Kurs an einem grauen, regnerischen Donnerstag. 
Hygge ist ein Bestandteil der dänischen Tradition und Lebensweise. Es beschreibt das Gefühl von Wohlbefinden, Harmonie und Gemütlichkeit. Die kuschelige Atmosphäre zuhause auf dem Sofa ist hyggelig. Natürliche Elemente im Einrichtungsstil gehören zu Hygge. Und nicht zu vergessen, Freunde und Familie: Die Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen beschreibt Hygge genauso. Mit diesem Begriff kann so ziemlich alles in Verbindung gebracht werden.

Auch in den Projekten des Kalligrafie Kurses spiegeln sich verschiedene Wahrnehmungen von Hygge wider. Um ihre Interpretationen verschriftlichen zu können, lernen die Studierenden die „Kunst des schönen Schreibens“.

Auf die Tinte, fertig, LOS!

Mit Feder, Pinsel und Tinte stürzt sich der Kurs auf weißes Papier. Von oben nach unten und von links nach rechts drücken sie ihre Gedanken mit der besonderen Schriftart „humanistische Kursive” aus. Diese gibt eine Kursivlage von fünf bis zehn Grad des Schriftzugs auf dem Papier vor. Trotz der Vorgaben, an die man sich während des Erlernens der Kursive halten muss, zeigt sich die Leichtigkeit und Einfachheit von Hygge im Schriftbild. Die verwendeten Strichelemente reichen von Parallelstrichen bis hin zu Formen, wie Regenschirme und Spazierstöcke. Es erfordert Übung die richtige Menge an Tinte und den perfekten Druck auf das Schreibwerkzeug zu finden.

„Es ist, wie wenn man ein neues Musikinstrument lernt“

Dorothée Steib (Kursleiterin)

Buchstabe für Buchstabe wird die Feder- und Pinselführung perfektioniert. Aus den Strichelementen werden Buchstabengruppen und letztendlich Wörter. Ab und an sind Verwischungen oder Tintenflecke in den Skizzenheften der Studierenden zu sehen, die zum Lernprozess der Kalligrafie dazugehören. Dorothée Steib, die selbst gelernte Schriftsetzerin ist und eine abgeschlossene Typografie Ausbildung hat, meint: „Man braucht kein Talent. Alles, was man braucht, ist Geduld, Muse, Disziplin und Ausdauer.“

Aus Regenschirmen und Spazierstöcken setzen sich einzelne Strichelemente zu Buchstaben der „humanistischen Kursive“ zusammen. | Quelle: Tamara Bazlen
Jeden Donnerstag wird im Designcenter miteinander gebrainstormt, geübt und gebastelt. | Quelle: Tamara Bazlen
Mit dem Pinsel etwas Tinte auf die Feder und dann heißt es: Bloß nicht tropfen oder verschmieren. | Quelle: Tamara Bazlen
Verflochtene Schriftzüge voll mit Worten der Harmonie findet man in Nafys Holzrahmen. | Quelle: Tamara Bazlen
Dorothée Steib ist von „der Schönheit und Vielfalt der Schrift“ beeindruckt und vermittelt die Begeisterung an ihren Kurs. | Quelle: Tamara Bazlen
Präzision ist Grundvoraussetzung für ein einheitliches Schriftbild. Die Herausforderung im Kreis zu schreiben ist besonders groß. | Quelle: Tamara Bazlen

Gestaltung einer persönlichen Wohlfühlwelt

Die Projekte der Studierenden bestehen aus Holzrahmen, die ein Haus darstellen. So hat das Gefühl von Hygge einen Rahmen, den jeder selbst ausfüllen und interpretieren kann. Songtexte, Gedichte oder selbstgeschriebene Texte bilden in der humanistischen Kursive sowohl inhaltlich, als auch bildlich die hyggelige Fülle des Holzhauses.

„Zu Hause bist immer nur du“ ist eine Zeile aus dem Song „Oft gefragt” der deutschen Pop-Rock Band AnnenMayKantereit. Nina Juppe, die im sechsten Semester Media Publishing studiert, bindet den Text als Schriftzug in ihr Haus ein. Für sie beschreibt das Gefühl von „zuhause sein" Hygge am besten.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Lea Hundmeyer aus dem dritten Semester Informationsdesign verbindet das Lesen mit Hygge. Ihr Rahmen ist mit vielen Büchern geschmückt. Die Umschläge verziert sie mit kalligrafischen Schriftzügen. Durch das Lesen kann sie der Realität entkommen und in eine andere Welt eintauchen.

Der Prototyp von Leas Haus steht schonmal. Nun müssen die Umschläge verziert und die Bücher positioniert werden.
Quelle: Tamara Bazlen

Musik hören und Tee kochen gehören für Nafy Aniol, die im dritten Semester Informationsdesign studiert, zu Wohlfühlmomenten. Sie fasst diese durch Kalligrafie in Worte. Der Schriftzug zieht sich über lange, schmale Papierstreifen, die miteinander verflochten sind. Das Papier „fängt in einer Ecke an und breitet sich dann in viele Richtungen aus”, beschreibt Nafy.

Um selbst in eine hyggelige Welt einzutauchen, besucht den Raum i009 an der MediaNight am 1. Februar in der Hochschule der Medien. Zwischen Lichterketten und Teetassen werden dort alle 17 Projekte ausgestellt.