Mach kein Fass auf 3 Minuten

Wie Blumen unsere Welt zerstören

bunter Blumenstrauß
Schnittblumen in pink und gelb | Quelle: Benian Özdüzencielr
06. Juni 2024

Mach kein Fass auf: die Kolumne über Dinge, die mich nerven. Bisher konnten Blumen ihre Schattenseite ganz gut vor mir verbergen, doch damit ist Schluss. Von Drogen bis Kriege haben die bunten Dinger eine Menge auf dem Gewissen.  

Bei meinem letzten Cafébesuch verfing sich mein Blick in einem Blumenbeet. Auf den ersten Blick schienen die Dinger zwar ganz schön zu sein, aber bei genauerem Hinsehen waren sie mir zuwider. 

Die Sache mit dem Mohn

Etliche Probleme fußen auf den Blüten dieses Teufelskrauts, wie beispielsweise die Mohnkrise in Frankfurt. Jede*r, der die Stadt der Banker*innen und Fixer*innen besucht hat, weiß zumindest, wie man Heroin nimmt. Das heutzutage halbsynthetische Heroin wird zu Teilen aus Schlafmohn gewonnen – eine auf den ersten Blick sehr schöne Blume. Sie schmückt Parks, Gärten und die Venen vieler Drogenopfer. Die Regierung oder Konsumierenden sollten sich keine Schuld für diesen Fauxpas geben, denn der Schuldige ist offensichtlich der Schlafmohn.   

Ganze Kriege wurden von dieser Blume ausgelöst, wie zum Beispiel der erste Opiumkrieg von 1839 bis 1842. Wir wissen, dass das britische Volk Tee liebt und der beste Tee damals aus China kam, weshalb ein dauernder Handel zwischen den beiden Nationen stattfand. Eines Tages hatte die chinesische Regierung keine Lust mehr auf das britische Gold, was den Kauf des Tees erschwerte. Also dachten sich die britischen Seeleute: „Geben wir denen einfach das Opium aus unseren indischen Kolonien“, was einwandfrei klappte, denn zu einem schönen Rausch sagt keiner Nein. Das fand der chinesische Kaiser natürlich nicht so toll, da jetzt alle opiumsüchtig waren. Die Maßnahmen, die der Kaiser ergriff, um sein eigenes Volk zu schützen, endeten in einem dreijährigen Krieg.

Woher die Blumen kommen

Das sollte aber nicht das letzte krumme Geschäft mit den Blumen sein. Unsere ach so geliebten Schnittblumen, die wir herzlos an der Netto-Kasse kaufen und dann voller Erwartungen unserer flüchtigen Bekanntschaft überreichen, sollten für alles andere als Liebe stehen. Die Bedingungen, unter denen die armen südamerikanischen Bäuer*innen die Blumen züchten und letztendlich ernten, sind mehr als unmenschlich. In viel zu kalten Hallen schuften die Arbeiter*innen pausenlos in einer Hotbox aus Pestiziden und anderen Chemikalien. Ernste gesundheitliche Probleme gehören zur Tagesordnung, genauso wie die niemals endenden Rückenschmerzen, wegen des ständigen Bückens.  

Nachdem sich die unterbezahlten Ecuadorianer*innen ihre Seele ausgearbeitet haben, werden die fertig verpackten Sträucher per Flugzeug über den Atlantik zu uns geflogen und landen schließlich in einer alten Vase auf unserem Esstisch. Aber das passt schon, Mama hat sich über die Drei-Euro-Blumen gefreut.  

Selbst wenn die Blumen aus Europa stammen, sollte man die Finger von ihnen lassen: Laut einer Studie der Organisation Intep verbraucht ein Kilo niederländische Schnittblumen etwa 29 Kilo CO2, was mit einer Autofahrt von etwa 150 Kilometern vergleichbar ist. 

Ja gut, dann pflanze ich einfach meine Tulpen oder Rosen selbst an, oder? Falsch! Die meisten dieser hochgezüchteten Dekopflanzen besitzen keine Staub- oder Fruchtblätter – also das Einzige, was die Insekten von den Blumen wirklich wollen. Damit kurbeln wir das Bienensterben nur noch mehr an. 

Was lernen wir also daraus? Naja, eigentlich nur, dass es uns Menschen mal wieder gelungen ist, ein so magisches Wunder der Natur wie die Blume in Geld, Drogen und Krieg umzuwandeln. Ich glaube, ich hasse gar nicht die Blumen, denn die zerstören sicher nicht unsere Welt.