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Teures Hobby: Sneaker sammeln

Zwei Schuhe und eine Hand die nach einem Geldschein greift
Beliebte Sneaker-Modelle wie der „Nike Dunk Low Panda“ sind häufig ausverkauft – das treibt die Preise hoch. | Quelle: Emmanouil Angelakis
12. Dez. 2023
Sneaker sind mehr als nur ein modischer Hingucker. Einzigartige und beliebte Modelle sind inzwischen für viele Sammler*innen zu einer Wertanlage geworden. Paul Stelter sammelt seit Jahren leidenschaftlich Sneaker und hat aus seinem Hobby ein lukratives Geschäft gemacht.

Paul betritt sein Zimmer und sieht sich stolz um. Überall stapeln sich seine Sneaker-Schätze: mehr als 50 Paar, sorgfältig ausgesucht und geordnet. Das Sammeln von Sneakern ist sein größtes Hobby und er verbringt Stunden damit, neue Modelle ausfindig zu machen. Doch der 21-jährige Sneakerhead sammelt nicht nur aus reiner Leidenschaft, sondern auch mit Geschäftssinn.

Ein Sneakerhead ist eine Person, die eine Leidenschaft für Sportschuhe hat und sich für die verschiedenen Marken und Designs interessiert. Sneakerheads verbringen viel Zeit damit, neue Releases zu verfolgen und sich über die neuesten Trends in der Sneaker-Szene zu informieren.

Viele Modelle würden so gefragt sein, dass er sie teuer wieder verkaufen könnte. Täglich setzt er sich an seinen Rechner, um seine neueste Errungenschaft zu verkaufen und sich somit etwas dazuzuverdienen. „Viele meiner Sneaker liegen hier auch ein, zwei Jahre herum – als Wertanlage. Ich warte darauf, bis die Preise in die Höhe steigen“, meint er.

Ein Mann sitzt auf dem Boden, um ihn herum sind viele Sneaker.
Paul sammelt und verkauft seit 2014 Sneaker. Noch heute findet er für seine Schuhe Platz in seinem Zimmer | Quelle: Paul Stelter
Bunte Schuhe eingewickelt auf einem Regal
Damit Pauls Schuhe weiterhin einen großen Wert haben, müssen sie vor dem Verkauf luftdicht verpackt werden | Quelle: Paul Stelter
Mehrere offene Schuhkartons
So sieht oft die Ausbeute von Paul aus. Die Sneaker auf dem Bild haben einen Wert von mehreren Tausend Euro | Quelle: Paul Stelter

Jeden Tag dokumentiert Paul seine Gewinne und Verluste, um einen groben Überblick zu haben. „Für ein erfülltes Studentenleben reicht das“, stellt er klar. Seine Eltern unterstützen ihn außerdem finanziell und zahlen die Miete für sein Studierendenwohnheim. Im Alltag kommt er daher gut über die Runden. An manchen Tagen verkauft er nur ein Schuhpaar und an anderen kommt er mit dem Abschicken von Paketen nicht mehr hinterher. Er sagt, dass das Ganze manchmal anstrengend sei, doch einen besseren Nebenjob könne er sich nicht vorstellen.

Sneaker als Wertanlage

Vor über 30 Jahren begann die Sneakerhead-Kultur als Untergrundbewegung in Amerika. Heutzutage sind Sneaker nicht mehr reine Alltagskleidung, sondern ein regelrechter Hype. Die Nachfrage nach limitierten Sondermodellen ist laut einer Infografik von Statista größer denn je. So ist beispielsweise der Amerikaner Benjamin Kapelushnik (auf Instagram: Benjamin Kickz) im Alter von 16 Jahren Millionär geworden, indem er in Turnschuhe investierte und diese verkaufte. Für seltene Schuhe campen Fans weltweit die ganze Nacht vor den entsprechenden Läden, um als Erstes die begehrten Treter zu ergattern. Die einen tragen die exklusiven Schuhe und andere kaufen und verkaufen die limitierten Auflagen. Finanziell kann sich das Ganze lohnen: Einer Studie der US-Investmentbank Cowen zufolge könnte der Markt mit gebrauchten und neuen Sneakern bis zum Jahr 2030 ein Volumen von 30 Milliarden US-Dollar erreichen.

Für Paul lohnt sich das Geschäft – wenn auch nur im kleineren Rahmen. In manchen Monaten gibt er bis zu 5.000 Euro für neue Sneaker aus. Seinen Gewinn investiert er direkt wieder – für neue Sportschuhe. Mit dem restlichen Geld finanziert er seinen Lifestyle abseits seines Studiums, sei es für Essen oder Urlaube mit seiner Freundin. Seine Schuhe stellt er hauptsächlich auf Verkaufsplattformen wie eBay oder auf Sneakerbörsen wie StockX oder GOAT online. Er meint, dass besonders Sneaker beliebt seien, die in einer kleinen Menge produziert werden und idealerweise aus einer Kollaboration zwischen Marken wie Nike oder Adidas und beliebten Musiker*innen wie Drake oder Eminem bestehen.

Grafik mit den teuersten Sneakern weltweit
Die Hälfte der teuersten Sneaker sind Kooperationen mit Prominenten
Quelle: Emmanouil Angelakis, erstellt mit Piktochart

Das Erfolgsrezept

Doch was macht den Sneaker so trendy? Antworten gibt Schuh- und Trendexpertin Dr. Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut. Sie findet: „Bei Sneakern verhält es sich ähnlich wie mit dem Thema Jeans: Sie sind eine never-ending Fashion Story“. Für Schulz seien Sneaker ein Klassiker, die sich durch ihre Bequemlichkeit und den sportlichen Look auszeichnen. Doch das Aussehen allein sorgt nicht für die gigantische Beliebtheit des Sneakers. „Durch die sozialen Medien wird der Hype befeuert“, behauptet sie. Sie glaubt auch, dass Selbstdarstellung und Gruppenzugehörigkeit bei jungen Menschen ausschlaggebende Gründe seien.

Nur noch Konsum? 

„Wir leben in einer Konsumgesellschaft und die Sneaker spielen dabei ganz klar eine große Rolle“, betont Konsum- und Modeexperte Alf-Tobias Zahn. Für Zahn steht das Konsumverhalten des Menschen und der immense Hype um Sneaker eindeutig im Zusammenhang. Den Erfolg der Sneaker begründet er mit der künstlichen Verknappung. „Großhändler wie Nike & Co. locken mit niedrigen Stückzahlen und limitierten Sondermodellen“, erklärt er. Nike könne damit seine „absurd hohen Preise“ legitimieren. Für Konsument*innen sei diese Entwicklung problematisch, da die Preise künstlich gesteigert werden. Laut den Schätzungen des Statista Consumer Market Outlooks steigt das Geschäft mit Sneakern hierzulande jedes Jahr stetig: Der Umsatz mit den Turnschuhen soll in diesem Jahr die 3-Milliarden-Euro-Marke überschreiten. Umgerechnet auf die Bevölkerung liegt der Pro-Kopf-Umsatz in diesem Markt im Jahr 2023 bei 24,79 Euro.

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Schuhe und Kleidung gehören in jeder Altersgruppe zum festen Bestandteil des Einkaufszettels | Quelle: Emmanouil Angelakis, erstellt mit Piktochart

Don´t Believe the Hype

Das Sneaker-Investment ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, warnt Sneaker-Designer Hikmet Sugoer: „Wie, bei jedem Business gibt es ein unternehmerisches Risiko.“ Der Sneaker-Enthusiast sammelte bereits über 800 Schuhmodelle und ist der Gründer von Solebox – eines der ersten Sneakerläden in Deutschland. Er kennt sich mit der Sneakerszene aus und weiß, dass dieses Business Fachwissen benötigt. „Jemand, der nicht in diesem Thema drin ist, sollte auch nicht sein Geld in so etwas investieren“, führt Sugoer fort. Er setzt sich dafür ein, dass man die Schuhe, die man kauft, auch trägt und nicht dem Hype hinterher rennen soll. Er appelliert: „Don´t Believe the Hype. Kauft euch Schuhe, die euch gefallen und nicht nur im Trend sind“.

„Don´t Believe the Hype. Kauft euch Schuhe, die euch gefallen und nicht nur im Trend sind"

Sneaker-Pionier Hikmet Sugoer

Paul hat viel Zeit und Geld in sein Hobby gesteckt. Angst, dass sein Geschäft nicht mehr läuft, hat er nicht. „Davon hängt nicht mein Leben ab“, sagt er. Er hat beschlossen, sein Studium zu priorisieren. Sein Ziel ist nämlich, eines Tages Ingenieur zu werden. Trotzdem möchte er seine Leidenschaft für Sneaker nicht aufgeben. Er ist davon überzeugt, dass sein Hobby und seine Karriere miteinander in Einklang gebracht werden können.

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