Heute bleibt der Motor kalt
Wir sind losgezogen und haben drei Alternativen zum eigenen Auto getestet. Dazu haben wir uns für die Strecke vom Killesberg zum Marienplatz entschieden und haben diese mit dem car2go, der U-Bahn und dem Fahrrad zurückgelegt. Um bei jeder Fahrt ähnliche Bedingungen sicherzustellen, haben wir die Stoßzeiten des Morgen- und Feierabendverkehrs gemieden. Zwischen 10 und 15 Uhr haben wir jedes der drei Transportmittel nach den gleichen Kriterien unter die Lupe genommen: Zeit, Kosten und Komfort.
(Car)sharing is caring
Die erste Station unserer Mobility Challenge ist ein car2go-Smart, den wir über die App des Carsharing-Dienstes ShareNow buchen. Alle ShareNow-Autos werden mit Elektroenergie betrieben. In der App sieht man, ob ein Auto in der Nähe verfügbar ist, und kann es reservieren. Wir haben das Glück, dass an unserem Startpunkt, der Haltestelle Killesberg, nur wenige Meter entfernt ein Smart geparkt ist. Die Miete starten wir über die App, steigen ein und geben unser Ziel ins installierte Navi ein, bevor die Fahrt losgeht. Laut Navi ist die Strecke zum Marienplatz 5,6 km lang. Zu Beginn der Fahrt geht es zügig voran, im Europaviertel beginnt es etwas zu stocken, was bis zum Hauptbahnhof anhält. Von dort an kommen wir wieder gut durch und finden sogar auf Anhieb einen Parkplatz oberhalb des Marienplatzes. Die letzten Meter gehen wir zu Fuß.
Ich nehm’ die Bahn
Als zweites Transportmittel ist die U-Bahn dran, mit der wir vom Killesberg über den Charlottenplatz zum Marienplatz fahren. Ohne uns vorab zu informieren, laufen wir zur Haltestelle und haben das Pech, zehn Minuten auf die nächste Bahn warten zu müssen. Die Linie U5 vom Killesberg fährt nämlich nur im 20-Minuten-Takt. Es empfiehlt sich also, die Verbindungen vorab zu checken, um Wartezeiten zu vermeiden. Zwar besteht auch die Möglichkeit, mit der Buslinie 44 zu fahren, jedoch dauert das etwas länger als mit der Bahn und wir wollen den schnellstmöglichen Weg ausprobieren. Gesagt, getan. Vom Killesberg zum Charlottenplatz, an dem wir in eine andere Bahn umsteigen, dauert die Fahrt acht Minuten. Dort angekommen haben wir fünf Minuten Zeit, bis wir die Fahrt mit der U1 oder der U9 fortsetzen können, und weitere drei Minuten, bis die Bahn am Marienplatz ist. Insgesamt hat die Fahrt also inklusive Umsteigen am Charlottenplatz 18 Minuten gedauert.
I want to ride my bicycle
Last but not least wollen wir die Strecke mit dem Fahrrad bestreiten. Ausgestattet mit Helm und Google-Maps-App geht es glücklicherweise nur bergab, am Europaviertel und Hauptbahnhof vorbei, durch den Oberen Schlossgarten, über die Eberhardstraße und Tübinger Straße weiter in Richtung Marienplatz. Da wir die Strecke zuvor noch nie auf dem Fahrrad zurückgelegt haben, müssen wir ab und zu anhalten und uns kurz orientieren. Stellenweise gibt es keine Fahrradwege, sodass wir unmittelbar neben den Autos fahren müssen. Das ist weniger schön, in Stuttgart jedoch keine Seltenheit. Dafür waren die Strecken durch den Oberen Schlossgarten sowie entlang den Fahrradstraßen (Eberhardstraße und Tübinger Straße) umso schöner.
Insgesamt waren wir ganz schön flott und die Fahrt hat trotz anfänglicher Unsicherheit großen Spaß gemacht, da man sich auf dem Fahrrad sehr unabhängig fühlt.
Derzeit stehen in Stuttgart rund 180 Kilometer Radwege zur Verfügung. Langfristig hat sich die Stadt Stuttgart einen Fahrradanteil von 20 Prozent am Gesamtverkehr als Ziel gesetzt. 2017 lag der Anteil noch bei acht Prozent.
To sum it up
Der direkte Vergleich zeigt, dass Stuttgart durchaus Alternativen zum eigenen Auto zu bieten hat, die nicht zeitaufwändiger sind. Wenn man die reine Fahrzeit betrachtet, schneiden alle drei Transportmittel ähnlich ab. Das car2go ist auch mit Einberechnung der zusätzlichen Zeit am schnellsten. In unserem Fall lautet das Ergebnis: mit der Schnelligkeit steigen gleichzeitig Komfort und Preis. Letztendlich kommt es aber immer darauf an, wann ich von A nach B fahre und wie viel mir Komfort wert ist. Während der Rush Hour ist es gut möglich, mit der Straßenbahn deutlich schneller zu sein als mit dem car2go. Geht es bergab und kann ich den Stau auf Fahrradwegen umfahren, komme ich mit dem Fahrrad am schnellsten an mein Ziel. Außerdem spielt es eine Rolle, was ich an meinem Zielort tun möchte. Den Familieneinkauf kann ich beispielsweise schlecht auf mein Fahrrad laden, aber er passt vielleicht gerade noch so in das car2go. Wichtig ist, dass es Alternativen gibt und diese genutzt werden – damit sie weiterhin bestehen.
Und in Zukunft?
Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, sich in der Stadt fortzubewegen. Zu Fuß zum Beispiel, mit dem Cargo Bike (gerade für größere Einkäufe) oder dem E-Scooter. Seit einem Jahr wird auch die Seilbahn als Transportmittel der Zukunft diskutiert. Ob sie einmal in Stuttgart gebaut wird, ist schwer abzuschätzen. Bis dahin sind wir weiterhin mit car2go, den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad unterwegs.