„Even if you're not going to be an enterpreneur, it's good to try to get into a mindset of one. Like challenge yourself and look out for opportunities.“
„Die erste Hürde ist die im Kopf“
Bis zum Horizont fast nichts als Wasser. Irgendwo, ganz klein, ist noch eine Hand zu sehen. Hilfesuchend ragt sie in den Himmel, so als würde der Körper, dem die Hand angehört, ertrinken. „60 bis 95 Prozent aller Startups scheitern“, steht in der PowerPoint-Präsentation. „Zumindest bei der ersten Idee“, fügt Magdalena Weinle schnell hinzu. Sie ist Leiterin des Enterpreneurial Brains Made on Campus (EBMC), einem Ideenwettbewerb für Studierende aus Europa.
Zwei Tage volles Programm
Der EBMC dreht sich rund um die Themen Geschäftsideen und Startups. Das Startup-Center der Hochschule der Medien, genannt Generator, ist Initiator und phasenweise Austragungsort. Innerhalb von zwei Tagen entwickeln die TeilnehmerInnen in kleinen Teams aus Brainstormings einen Canvas, Storytelling-Konzepte und anschließend einen Prototyp aus Pappe, Papier und Lego, den sie vor einer Jury pitchen.
Das kleine Anglizismus-1x1 der Startup-Welt:
Design Thinking: Vereinen von Umsetzbarkeit, wirtschaftlicher Tragfähigkeit und menschlicher Erwünschtheit in Form einer simplen Lösung.
Storytelling: Der Ansatz, Geschichten zu erzählen, um die eigene Idee für ein Produkt oder Service lebendiger wirken zu lassen.
Prototyping: Einen Gegenstand aus einfachen Materialen wie Papier herstellen, der die Idee verständlich und abgespeckt darstellt.
Business-Modell-Canvas: Eine große Tabelle mit Unterpunkten zu Vorteilen der eigenen Idee, Marktkonkurrenz, Finanzierung des Produkts/ Services.
Pitchen: Das Präsentieren vor anderen Personen in kurzer Zeit. Das Ziel: Die anderen von der eigenen Idee zu überzeugen.
Design Thinking, Business Model Canvas, Prototyping, Pitching. Auf den ersten Blick scheint, die Startup-Welt etwas befremdlich. Das gehört allerdings dazu. „Die Anglizismen und Neologismen machen den Organismus ansprechender für junge Leute“, sagt Magdalena Weinle. Seit fast zehn Jahren leitet sie den EBMC und weiß mittlerweile, worauf es bei Enterpreneurship ankommt: Gründertum werde häufig mit „Goldrandbrille, FDP, Porschefahrer und Tennisplatz“ assoziiert. Startups hingegen seien cool, hipp und aufregend.
Das denken auch viele TeilnehmerInnen, die in der baden-württembergischen Vorrunde an ihren Ideen tüfteln. „Mittlerweile ist es nicht mehr so abwegig, ein eigenes Startup nach oder sogar während des Studiums hochzuziehen. Oder zumindest in eines einzusteigen“, erzählt die Teilnehmerin und internationale Austauschstudentin Silvia Bertolini.
Für die Vorrunde des EBMCs hat Bertolini mit ihrem Team eine Möglichkeit entwickelt, um per App bequemer und insbesondere gesünder im Supermarkt einzukaufen. Mit dieser Idee hat die Gruppe später den zweiten Platz der Vorrunde erreicht. Das genügte zwar nicht für den Einzug in das Finale, da immer nur der erste Platz weiterrückt. Aber das Team ist mit einem Gefühl nach Hause gegangen, dass die Startup-Welt durchaus erreichbar sei und man dafür nicht direkt Facebook neu erfinden müsse.
„Das Pitchen ist dann auch der Punkt, an dem die Europakomponente so richtig greift“, erklärt Weinle. Die Teams aus den nationalen Vorrunden werden im internationalen Finale durcheinander gewürfelt und gelangen so in Kontakt mit den GewinnerInnen aus Dundee, Birmingham, Amsterdam, Linz, Budapest, Stuttgart (inklusive Aalen und Reutlingen), Malaga sowie Dąbrowa Górnicza. „Unterm Strich will der EBMC das unternehmerische Knowhow der Teilnehmer verstärken, die Internationalisierung vorantreiben und gleichzeitig den europäischen Gedanken mit Leben füllen“, diese Kerngedanken würden sich im Finale einen, sagt Magdalena Weinle.
Darum arbeitet der „Generator“ auch mit Partneruniversitäten der Hochschule der Medien zusammen. Die Kooperationen, die häufig nur auf dem Papier existent seien, würden so lebendig, sagt Weinle. Die TeilnehmerInnen aus der baden-württembergischen Vorrunde ergänzen, dass es in einer globalisierten Welt an Zusammenarbeit braucht, die über Landesgrenzen hinausgehe. Wer innovativ sein will, muss mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen. Nur so erhalte man einen erweiterten Horizont und einen geschärften Blick.
Angst vor Bürokratie
Es sei durchaus wichtig, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, über den Tellerrand hinauszublicken. Vielleicht nicht sofort auf ganz, aber auch auf Europa zu schauen, findet Weinle. Parallel würden dadurch gedankliche Barrieren schnell in den Hintergrund rücken. Denn Bürokratie sei häufig die allererste Hürde in den Köpfen. Aber nach fast einem Jahrzehnt Enterpreneurial Brains Made on Campus weiß Magdalena Weinle: „Erst zählt die Idee.“