„Sich anzustrengen und auf jeden Fall einen Beruf zu erlernen […] das ist eine gute Basis, um gut durchs Leben zu kommen.“
Vom Heimkind zum Akademiker
Gerhard Mutz wurde 1937 in Stuttgart geboren. Seine ersten zwei Lebensjahre verbrachte er im Kinderheim, da seine Mutter aus ärmlichen Verhältnissen kam und weiterhin Geld verdienen musste. Sein Vater befand sich zu diesem Zeitpunkt noch auf der Flucht - aufgrund seiner jüdischen Abstammung. Wie Mutz trotz der schwierigen Umstände in seiner Kindheit ein erfolgreiches Leben führen konnte, zeigt der Film „Besonderer Lebensweg“, der am 30. Juni auf der MediaNight der Hochschule der Medien gezeigt wird.
Laut Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christa Meves sammeln Kinder in den ersten Lebensjahren Erfahrungen, die maßgeblich für das Urvertrauen sind und im unterbewussten Gedächtnis gespeichert werden. Dabei sind sie ihren engsten Bezugspersonen völlig ausgeliefert. Bei Heimkindern leidet dadurch meist die Bindung zur eigenen Mutter. Außerdem werden Kinder, die aus ärmeren Verhältnissen kommen, oft nicht genügend gefördert. Mutz hatte Glück: Seine Lehrerin sah in ihm Potenzial und schickte ihn deshalb auf die Oberschule. In dem Film sagt er: „Ich habe Förderer gehabt, die das zum rechten Zeitpunkt erkannt haben und mich auch entsprechend gefördert haben“. Er ist sich sicher, dass seine Mutter nicht auf den Gedanken gekommen wäre, ihn auf die „Schule der Besserverdiener“ zu schicken.
Nach seinem Abschluss fing er eine Lehre als Werkzeugmacher an. Mithilfe seines Ausbilders und seines Ehrgeizes hatte er es an die Hochschule in Furtwangen geschafft, um dort Feinwerktechnik zu studieren.
Die Herkunft ist in Deutschland noch immer ein maßgebliches Entscheidungskriterium für den Bildungserfolg. Der Anteil von Akademikerkindern, die ein Studium beginnen, ist laut Stifterverband fast dreimal so hoch wie bei Nichtakademikerkindern. Wenn jemand ähnlich wie Gerhard Mutz nicht die optimalen Voraussetzungen hat, um etwas im Leben zu erreichen, ist Konsequenz seiner Meinung nach sehr wichtig.
Am Beispiel von Gerhard Mutz wird klar, dass der Lebensweg nicht immer bereits in der Kindheit festgelegt wird. Mutz ist ein Vorbild für all diejenigen, die den Ehrgeiz haben, die eigenen Träume zu verwirklichen.