Tabuthema 4 Minuten

Das Leben pinker sehen: Eine Brustkrebsüberlebende erzählt

Pinke Brille vor rosa-blauem Himmel
Der dokumentarische Kurzfilm „Pink" zeigt: Eine positive Einstellung kann die Welt in allen Lebenslagen etwas bunter machen. | Quelle: Sarah Schäfer
28. Jan. 2024

Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Nischi war leider eine davon. Doch „Krebs ist nicht gleich Tod.” Ihre Geschichte und ihre Beziehung zum „th!nk pink"-Club werden im Kurzfilm „Pink“ festgehalten. 

Trigger-Warnung: Hier werden unter anderem Krankheiten und Schicksalsschläge beschrieben.

„Hey, ich bin Nischi und mir sind leider zwei Dinge passiert: Ich hatte zweimal Brustkrebs, aber ich bin noch da.“ Das sind die Worte der Protagonistin aus dem Kurzfilm „Pink“, der im Rahmen der Medianight der Hochschule der Medien gezeigt werden soll.

Vier Studentinnen der Hochschule der Medien aus dem Studiengang Medienwirtschaft haben sich in ihrem vierten Semester an dieses häufig tabuisierte Thema gewagt. Sie wollen mit dem Film keine Panik machen, sondern zeigen, dass es für Betroffene Orte gibt, die einen auffangen. Besonders herausfordernd sei die würdige Umsetzung des wichtigen, aber auch hochsensiblen Themas gewesen. Denn schließlich stecken hinter den Geschichten die Erlebnisse echter Menschen. 

Ein unerwarteter Schicksalsschlag

Nischi Tomasic führte ein ganz normales Leben. Vor fünf Jahren wurde die heute 56-Jährige von ihrer Krankenkasse zur Mammografie eingeladen. Die unerwartete Diagnose: Brustkrebs. Trotz dieses Schocks ließ sie sich nicht entmutigen und kämpfte erfolgreich dagegen an. Mit 54 Jahren erkrankte sie ein zweites Mal. Viele wären an dieser Stelle vermutlich in ein Loch gefallen, doch nicht Nischi. Sie kämpft weiter und besiegt die Krankheit erneut. Während der ganzen Zeit gab ihr nicht nur ihre Familie großen Halt, sondern vor allem ihre positive Lebenseinstellung. Heute leitet sie einen Club, in dem sie genau diese „pinke“ Einstellung an Frauen in der gleichen Situation weitergibt.

Frauen unterhalten sich beim Brunch des „Think Pink" Clubs Stuttgart
Eine Selbsthilfegruppe der etwas anderen Art: Der „Ladies Talk" Stuttgart trifft sich regelmäßig zum Brunch.
Quelle: Filmteam „Pink"

Keine Medizin heilt, was Glück heilen kann.

„Menschen um uns haben, die durch Zufall in mein Leben purzeln und mit voller Absicht bleiben.“ Das ist das Rezept für den Ladies-Talk des „th!nk pink“-Clubs in Stuttgart. Die Selbsthilfegruppe der etwas anderen Art für Brustkrebs-Betroffene bietet einen geschützten Raum, um über Erfahrungen, Sorgen und Ängste zu sprechen. Doch vor allem geht es um eines: Gemeinsam für das Leben einzustehen und sich gegenseitig aufzubauen.

Der „th!nk pink”-Club existiert nicht nur in Stuttgart, sondern hat mittlerweile mehrere Standorte in ganz Deutschland und online. 

Als Organisatorin in Stuttgart steckt Nischi mit ihrer positiven Energie andere an. Aus so einer negativen Sache könne auch Positives geschaffen werden und Betroffene dürften Unterstützung von anderen suchen. Mit Hilfe von Workshops bis hin zu gemeinsamen Brunchs versucht Nischi den Anwesenden zu zeigen, dass das Leben trotz Krebs weiterhin lebenswert ist.

„Krebs ist nicht gleich Tod.“

Nischi Tomasic
Nischi und die vier Studentinnen bei den Dreharbeiten des Films
Trotz des emotionalen Themas steckt Nischi (links) auch bei den Dreharbeiten das Filmteam mit ihrem Lachen an.
Quelle: Nischi Tomasic

Sie spricht in ihren Treffen offen über ihre Erkrankung und ermutigt andere: „So wie ihr seid, seid ihr super. Das darf niemand angreifen oder anzweifeln. Und das muss man sich selbst immer wieder sagen.” 

Auch in den sozialen Medien gehen Betroffene immer häufiger an die Öffentlichkeit und erzählen ihre Geschichten. Viele sind der Meinung, dass in einer modernen Gesellschaft Themen wie Brustkrebs kein Tabu sein sollten. 

„Wir sollten einfach offener darüber sprechen.“

Das Filmteam

Nischi selbst rät, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen und auch selbst zu Hause seine Brust abzutasten. Doch wenn man an Brustkrebs erkrankt, sollte man vor allem positiv bleiben und sein Leben weiterhin genießen.

Heute werde noch zu wenig über Brustkrebs gesprochen, sagt die Studierendengruppe. Der Kurzfilm „Pink“ soll dazu beitragen, das wichtige, aber häufig tabuisierte Thema besonders jüngeren Menschen zugänglicher zu machen. Doch auch mit ganz einfachen Mitteln könne man mehr Aufklärungsarbeit leisten – ob in Infoveranstaltungen in Schulen und Universitäten oder ein simples Erklärvideo zum richtigen Abtasten der Brust. 

„Ich bin da.“ Für viele scheint das selbstverständlich, doch für jemanden, der an Krebs erkrankt, ist es das nicht. Der Kurzfilm „Pink“ mit Nischis Geschichte und den Einblicken in den „th!nk pink"-Club zeigt unmissverständlich: Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit. Jeden kann es treffen. Doch egal in welcher Situation man sich befindet, eine positive Einstellung schenkt Kraft. Oder in Nischis Worten: 

„Wir können nicht immer schwarz sehen, wir müssen pinker denken.“

Das Filmteam besteht aus vier Studentinnen des Studiengangs Medienwirtschaft: Olivia Abt, Natascha Clauser, Jule Giesemann, Carolin Mandel. Sie werden ihr Projekt am ersten Februar im Rahmen der Media Night der Hochschule der Medien präsentieren. 

Alle Filmproduktionen werden von 18:00 Uhr bis 23:00 Uhr im Audimax (i003) zu sehen sein.