Die Affen sind los. Ärger um die NFTs
Der Fall des Bored Ape Yacht Club
Noch vor zwei Jahren wurden die NFTs des sogenannten „Bored Ape Yacht Club“ (BAYC) für teilweise mehrere Millionen US-Dollar verkauft, heute liegt ihr Wert nur noch bei circa 3.800 Dollar und ist somit seitdem um 90 Prozent eingebrochen. Wie konnte es dazu kommen? War der Hype um den BAYC nur ein riesiger Scam?
NFT steht für „Non-Fungible Token“ (nicht ersetzbare Wertmarke). NFTs sind digitale Zertifikate, die die Echtheit einer digitalen Datei bezeugen und gleichzeitig deren Nutzungsrechte beinhalten. Diese digitalen Zertifikate werden auf einer Blockchain, einer Datenbank, die sich aus verschiedenen Datenblöcken zusammensetzt, gespeichert. Anhand dieser Blockchain lässt sich nachvollziehen, wem die Originaldatei gehört und wer sie auf dem digitalen Markt gekauft hat. Hauptsächlich werden NFTs für digitale Dateien eingesetzt, von denen es nur eine begrenzte Anzahl gibt. Dazu gehören Krypto-Kunstwerke, virtuelle Gebiete in virtuellen Welten und digitale Sammelkarten oder Spielecharaktere.
Die Geschichte des BAYC startet im April 2021, als das Unternehmen Yuga Labs die NFT-Kollektion der gelangweilten Affen veröffentlichte. Sie besteht aus insgesamt 10 000 einzigartigen NFTs. Der BAYC ging schnell viral und viele berühmte Personen, darunter Paris Hilton, Eminem, Madonna und Jimmy Fallon, kauften NFTs und bewarben diese, insbesondere in den sozialen Medien.
Im Zuge dessen stieg der Wert der Affen-NFTs rasant an. Ein Jahr nach der Enthüllung erreichte der BAYC einen Spitzen-Mindestpreis von 429.000 US-Dollar pro NFT. Der teuerste Bored Ape wurde umgerechnet für 3,4 Millionen Dollar verkauft. Mit der Zeit verlor der BAYC jedoch an Hype und Aufmerksamkeit, was zu einem dramatischen Preisverfall bei den NFTs führte. Eine Investorengruppe erhob daraufhin eine Sammelklage gegen 37 Einzelpersonen (meist bekannte Sänger*innen, Schauspielende, Moderator*innen oder Rapper*innen) und Unternehmen. Den Prominenten wird vorgeworfen, für den BAYC ohne einen offiziellen Werbevertrag geworben zu haben, und dann unter der Hand für ihre, wie es für Außenstehende schien, natürliche Begeisterung von Yuga Labs bezahlt worden zu sein. Somit seien die Preise künstlich in die Höhe getrieben worden. Außerdem angeklagt ist das Unternehmen Yuga Labs, das die Täuschung der BAYC-Mitglieder beabsichtigt haben soll und das Unternehmen MoonPay, über welches die inoffiziellen Zahlungen an die Prominenten abgewickelt worden sein sollen.
Was dem BAYC also von einigen Seiten vorgeworfen wird, ist, dass es sich dabei um ein sogenanntes Schneeballsystem, beziehungsweise einen Multi-Level-Marketing Scam handelt. Solche Systeme sind zum Funktionieren auf eine ständige Rekrutierung neuer Vertriebspartner*innen, beziehungsweise eine wachsende Anzahl an Teilnehmenden angewiesen. Dadurch gleichen sie einem den Hang hinabrollenden und dabei stetig wachsenden Schneeball. Sie sind instabil und können schnell zusammenbrechen, wenn das Wachstum neuer Teilnehmender stagniert. Ein solches Schema ist auch beim Phänomen BAYC erkennbar: Man kann sich das Machtgefälle der involvierten Parteien wie eine Pyramide vorstellen, weswegen auch die Bezeichnung „Pyramidensystem“ benutzt wird. Das Entwicklerteam war in einer Machtposition, da es eine NFT-Kollektion wie den BAYC fast kostenlos erstellen, einen Wert kreieren und sie an Prominente oder Influencer weitergeben konnte. Die Vermarktung und teilweise ungekennzeichnete Werbung über Social Media machte vielen Menschen Hoffnungen auf große Gewinne in der Zukunft und kreierte einen großen Hype um die Kollektion. Als der Punkt erreicht wurde, an dem der Markt gesättigt war und es keine Käufer mehr gab, drehte sich die Marktlage und viele Käufer*innen erlitten enorme Verluste.
Dadurch, dass also viele Mitglieder des BAYCs gewissermaßen getäuscht und somit massiv geschädigt wurden, wird im Zusammenhang mit dem BAYC häufig von einem Scam gesprochen.
Warum sind Scams mit NFTs so erfolgreich?
NFTs sind keine Neuheit. Sie sind so alt wie die Blockchain-Technologie selbst. Sogar eine der wahrscheinlich bekanntesten NFT-Kollektionen, die CryptoPunks, gibt es bereits seit 2017. Der Hype um die seltenen NFTs ist mittlerweile wieder stark abgesackt, trotzdem erzielen sie immer noch Verkaufserlöse im sechs- und siebenstelligen Bereich.
Herauszufinden, wie viel Geld durch NFT Scams verloren gegangen ist, ist nicht leicht. Einen ersten Einblick bietet der größte NFT-Marktplatz „OpenSea“. Laut diesem sind rund 80 % aller Tokens nichts anderes als Scams. Diese erschreckenden Zahlen zeigen, dass sich der Betrug mit NFTs immer noch lohnt. Die Betrugsarten, die genutzt werden, sind dabei vielfältig.
Die häufigsten Betrugsmaschen
Rug Pulls: Diese Betrugsmasche ist besonders häufig an den Finanzmärkten anzutreffen. Sie produzieren und verbreiten Fake News, manipulieren beispielsweise Videos von Prominenten, die angeblich für die NFTs werben, um dadurch einen gefälschten Hype um die Tokens zu generieren. Sie versprechen, das NFT-Ökosystem auszubauen, löschen aber nach dem Verkauf alle Accounts und verschwinden. Vor einer Investition sollte man immer die Hintergründe der Künstler*innen und Studios recherchieren. Seriöse Akteure sind meistens transparent und haben schon an anderen Projekten mitgearbeitet. Fehlen diese Informationen, ist Vorsicht geboten. Auch die Herkunft der NFTs sollte überprüft werden. Das kann man beispielsweise über die Rückwärts-Bildersuche bei Google machen.
Deep Fakes: Ob Kunstwerke oder sogar ein ganzer NFT Marktplatz. Die Betrüger*innen können es auf das kleinste Detail fälschen und die Kunstwerke dann zum Originalpreis verkaufen. Dank der Blockchain-Technologie lassen sich Transaktionen jedoch leicht nachverfolgen. Man kann überprüfen, ob ein NFT wirklich von dem/der ursprünglichen Künstler*in stammt. Verkaufende können sich auf Marktplätzen wie OpenSea verifizieren lassen, was den Kaufenden zusätzliche Sicherheit bietet.
Lockangebote und Fake Airdrops: Lockangebote mit kostenlosen NFTs sind oft Betrug. Betrüger*innen fordern Nutzende auf, ihre Wallets zu verknüpfen, um angeblich kostenlose NFTs zu erhalten. In Wirklichkeit erhalten die Betrüger*innen Zugriff auf das Wallet und stehlen die Coins und Tokens. Auch Fake Airdrops, bei denen NFTs ohne Erklärung in Wallets auftauchen, sind verdächtig. Verkauft man diese NFTs, könnten die Betrüger*innen Zugriff auf das Konto bekommen. Es ist ratsam, solche NFTs zu verstecken.
Betrug auf Discord: Discord ist ein beliebter Ort für die NFT-Community und somit auch für Betrüger*innen. Sie stehlen Identitäten und senden schädliche Links in persönlichen Nachrichten oder übernehmen Accounts von Teammitgliedern. Um sicher zu bleiben, sollte man persönliche Nachrichten auf Discord deaktivieren und verdächtige Links überprüfen.
Was sind die bisher größten Scams und wie kann man sich schützen?
Einige der größten NFT-Betrügereien zielten auf Hunderttausende Nutzende ab. Der „Squiggles“-Skandal und der „Frosties“-Betrug sind prominente Beispiele. Beide Projekte verschwanden nach dem Verkauf spurlos und hinterließen betrogene Anleger*innen. Auch der Big Daddy Ape Club auf der Solana-Blockchain war ein riesiger Betrug, bei dem die Betrüger*innen mit über einer Million US-Dollar entkamen.
Wie kann man sich am besten vor einem Scam schützen?
- Recherchiere gründlich über das Projekt, das Whitepaper, die Künstler*innen und das Team.
- Vermeide Angebote aus sozialen Medien und nutze keine Links von unbekannten Quellen.
- Achte darauf, dass die Kollektion verifiziert ist, um Plagiate zu vermeiden.
- Sei bei Partnerschaften mit Influencer*innen skeptisch.
- Deaktiviere persönliche Nachrichten auf Discord, um nicht von Bots oder Betrüger*innen kontaktiert zu werden.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Ob nun die gelangweilten Affen, oder andere NFTs, eins ist klar. Sie locken viele Betrüger*innen an. Es ist wichtig, Projekte gründlich zu analysieren und sich nicht von dem Schein nach schnellem Geld oder der Werbung von berühmten Persönlichkeiten leiten zu lassen. Bei Verdacht sollte man lieber die Finger von NFTs lassen und in transparentere Projekte investieren. So bleibt man auf der sicheren Seite und schützt sein Investment.
Alle verwendeten Daten sind bei Github einsehbar.