Schon erstaunlich, dass sich die Menschheit in den letzten 2,5 Millionen Jahren ohne diese Hilfsmittel entwickeln konnte.
Selbstbestimmung statt Manipulation
Doch was genau macht eine außerklinische Geburt sicherer? Hebammen empfinden schon in der Ruhe und einer geschützten Umgebung einen großen Sicherheitsgewinn. Spreche ich mit Ärzten, liegen die Schwerpunkte bei einer Geburt auf der schnellen Möglichkeit zum Eingriff. Doch braucht es für eine gesunde, natürliche Geburt immer ausgefeiltere Behandlungsmethoden? Und wieso wird die Geburt eines Kindes quasi als Krankheit betrachtet, die mit allen Mitteln überwacht und gesteuert werden muss?
Kaum eine Geburt in der Klinik läuft ohne Eingriffe ab. Wehenschreiber, Wehentropf oder die Rückenmarksnarkose gehören heute quasi dazu.
Selbstverständlich gibt es Notfälle, bei denen wir heilfroh sein können, dass es Methoden wie den Kaiserschnitt gibt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erachtet sogar zehn bis zwölf Prozent der Kaiserschnitte als medizinisch notwendig. Doch wie lassen sich die durchschnittlichen Kaiserschnittraten in Deutschland von über 30 Prozent (Stand 2017) erklären? Dass ein Krankenhaus pro geplantem Kaiserschnitt etwa 300 Euro mehr verdient als an einer gesunden Spontangeburt wird ja sicherlich kein Anreiz sein.
Trotzdem wird in vielen Krankenhäusern über den Kopf der Schwangeren hinweg entschieden. Nicht notwendige Eingriffe, wie beispielsweise eine künstliche Einleitung der Wehen oder ein Dammschnitt unter der Geburt, werden klaglos hingenommen. Nicht zuletzt, weil Medizin und Gesellschaft den werdenden Müttern vermitteln, die Geburt gehöre in die Hände von Fachpersonal.
Überall sonst entscheide ich selbst, was gut für mich ist. Ich esse, worauf ich Lust habe, entscheide über meine sexuellen Vorlieben und wie meine Work-Life-Balance aussehen soll. Nur bei der Geburt sollen wir die Selbstbestimmung an der Krankenhauspforte abgeben, um die Geburt planbar zu gestalten. Traurigerweise führen Eingriffe wie die Geburtseinleitung oder eine PDA aber nicht zu gesünderen Kindern oder Müttern. Tatsächlich sprechen die Zahlen eine andere Sprache.
Vieles spricht für die Geburt zu Hause. Schon Monate vor dem Termin lernten meine schwangere Frau und ich die Hebammen kennen, die uns durch die Schwangerschaft und während der Geburt begleiten werden. Während der ausführlichen Vorgespräche baute sich ein intensives Vertrauensverhältnis auf, wodurch die Hebammen uns während der Geburt optimal begleiten können, da sie uns und unseren Schwangerschaftsverlauf kennen.
Wir bekommen unser Kind also zu Hause. In einer gewohnten Umgebung, mit vertrauten Hebammen, die uns eine Eins-zu-Eins-Betreuung ermöglichen. Und weil die Geburt eines Kindes für meine Frau und unser Ungeborenes daheim einfach sicherer ist.
Anders als bei vielen Müttern, die in einer Klinik entbunden wurden, erinnern sich die meisten Frauen, die zu Hause geboren haben, mit Freude an dieses Ereignis. Unser Zweites kommt auf jeden Fall daheim auf die Welt.