Zukunft im Blick

Freud und Schreck vor Sci-Fi-Tech

Androiden tauchen in Science-Fiction-Filmen häufig auf. Sie können freundlich, aber auch angsteinflößend wirken.
04. Febr. 2021
Von lebensrettender künstlicher Intelligenz bis zu Kampfmaschinen mit eigenem Willen – Technologie in Science-Fiction-Filmen ist faszinierend für die einen, ein Schreckensszenario für die anderen. Ein Kommentar aus beiden Perspektiven.

Futuristische Technologien bilden die Basis von Science-Fiction-Geschichten. Doch was einst träumerisch erschien, wie humanoide Roboter und geklonte Menschen, könnte in naher Zukunft Realität werden. Entsprechend stellt sich für uns die Frage, wie wir mit diesen imaginären Prognosen umgehen sollten.

Wir sollten Angst haben!

von Christian Mittweg

Zahlreiche Science-Fiction-Geschichten zeigen, wie menschenfeindlich Technik sein kann. Mal bedrohen gewalttätige Maschinen die Menschheit, dann wiederum gesellschaftszerfressende Programme. Ich fürchte vor allem ständige Überwachung und Abhängigkeit, denn Angst vor Killer-Robotern wäre zwar berechtigt, aber nicht sonderlich realistisch. Bereits heute können wir Smartphones oder Internet kaum nutzen, ohne dass ein Bot heimlich mithört oder unseren Standort verfolgt. Kurzum: Unsere Daten werden gestohlen. Neue Technologien machen das nur schlimmer. Ob fortschrittlichere Computerprogramme oder Chips im Kopf, es werden neue Waffen geschaffen, die unsere Privatsphäre gefährden. Das Unbehagen, ein Gefühl stetiger Beobachtung, werden wir dann nicht mehr los. 

Verzicht ist ebenfalls keine Option, denn die hilfreiche Technik hat uns bereits süchtig gemacht. Ohne ein Smartphone kommen wir kaum noch durch den Alltag. Wie soll das erst in Zukunft werden? Immer bessere Maschinen werden uns stetig mehr Arbeit abnehmen und damit unsere Abhängigkeit erhöhen. Die Technik schreitet fort, doch der Mensch entwickelt sich zurück: Wir verlernen einfachste Fertigkeiten und wenn die Maschinen dann mal ausfallen, stehen wir blöd da – ein Horror-Szenario.

Noch scheint der in Sci-Fi-Filmen projizierte technologische Aufstieg weit entfernt. Doch was passiert, wenn er zur Realität wird? Ist das wirklich wünschenswert? In einer derart technikdominierten Welt möchte ich zumindest nicht leben, denn Innovationen können die schwindende Natürlichkeit nicht ausgleichen. Wir als Menschheit werden es doch sowieso schaffen, diese zu missbrauchen: Es wäre nicht das erste Mal, dass eine wissenschaftliche Errungenschaft für den Krieg genutzt wird – Stichwort Atombombe. Zumal Erfinder*innen meist in ihrer eigenen, technikverliebten Welt leben. Dort zählen Leistung und Effizienz. An potenzielle Gefahren oder den sozialen Einfluss wird erst später – oder überhaupt nicht – gedacht. 

Ich sage gar nicht, dass wir Zukunftstechnologie vollständig ablehnen müssen. Doch wir sollten Angst haben. Denn dadurch werden wir den Fortschritt mit der nötigen Vorsicht angehen und uns der Gefahren stets bewusst sein. Dann herrschen wir auch in Zukunft über die Technik. 

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Bei der Frage nach der Angst vor einer „künstlichen Super-Intelligenz“ ist die Bevölkerung gespalten. | Quelle: Corinna Pretzer

Wir sollten fasziniert sein!

von Corinna Pretzer

Wie cool wäre es, sich im Nullkommanichts vom Stuttgarter Schlossplatz vor das Empire State Building zu beamen – keine Reisezeit, keine Flugstrapazen. Science-Fiction demonstriert uns die fantastischen Seiten der Technik. Neue Technologien eröffnen uns grenzenlose Möglichkeiten, die die Menschheit voranbringen und das alltägliche Leben aufpeppen. Künstliche Intelligenz, autonome Fahrzeuge oder humanoide Roboter würden der Gesellschaft enorm helfen. Man denke nur an OP-Roboter: Präzise, emotionslos und fehlerfrei retten sie unser Leben. Da können menschliche Ärzt*innen kaum mithalten.

Viele Science-Fiction-Filme versuchen uns mit neuen Technologien zu erschrecken. Sie handeln von Maschinen, die uns die Jobs wegnehmen, ein Eigenleben entwickeln und eines Tages die Herrschaft über uns Menschen übernehmen. Das ist aber nicht viel mehr als Angstmacherei. Die beiden Roboter CASE und TARS aus „Interstellar“ beispielsweise helfen dem Astronauten Cooper, sein Leben und die Menschheit zu retten. Ein Hoch auf die Technik. Fortschrittliche Maschinen stehlen uns auch nicht die Arbeit, sondern befreien uns von unliebsamen, stupiden Tätigkeiten. Dann muss keine Person mehr durch Lagerhallen hetzen und Pakete von A nach B tragen. In der Zukunft werden Jobs hauptsächlich aus dem bestehen, was uns Spaß macht. 

Gerade in der Corona-Krise bewährt sich die Technik. Arbeit, Schule, Kontakt mit unseren Lieben, das ermöglicht uns aktuell allein die Technologie. Hätten wir den Fortschritt irgendwann aus Angst gestoppt, dann ständen wir jetzt schlechter da. Die Technik hilft uns, die Lage besser zu bewältigen. Wir dürfen das Ungewisse nicht fürchten. Vieles, was wir inzwischen als normal erachten, erschien vor Jahrzehnten noch als angsteinflößend. Doch ein paar pfiffige Köpfe ließen sich von ihrer Faszination leiten. Deshalb haben wir heute Smartphones und Internet. Das zeigt, so sollten wir weitermachen. 

Ich will nicht sagen, dass Furcht vor Technik schlecht ist. Alles in allem sollten wir Angst aber ausblenden und positiv an neue Technik herangehen. Denn unsere Einstellungen werden die technologische Entwicklung prägen. Und seien wir mal ehrlich: Wer hätte nicht gerne ein Hoverboard, das fliegende Skateboard aus dem Science-Fiction-Klassiker „Zurück in die Zukunft“? 

Uns interessiert deine Meinung: Angst oder Faszination?

 

Selbst wenn wir keine Angst vor SciFi-Technik haben – ist es vorstellbar, eine Freundschaft mit einem Roboter zu führen? Das diskutieren unsere Redakteurinnen Michelle und Martina gemeinsam mit einem Experten. Mehr dazu hört ihr in der Podcastfolge von edit.diskutiert: 
https://www.edit-magazin.de/edit.diskutiert.html#SciFi