Media Night 3 Minuten

Drittklässler werden zu Internetdetektiven

Kinder surfen im Internet
Viele Kinder besitzen heutzutage bereits im Grundschulalter ein eigenes Smartphones, doch bisher fehlen ausreichende Schutzmaßnahmen. | Quelle: studioroman/Canva
01. Juli 2024

Auch dieses Jahr werden bei der Media Night der HdM wieder viele neue und innovative Projekte der unterschiedlichen Studiengänge vorgestellt. Zum zweiten Mal mit dabei ist das Projekt „Spuren im Netz“, eine Web-Applikation, die Kinder spielerisch auf die Gefahren des Internets vorbereiten soll.

Instagram Beiträge, Gruppenchats, eigene TikTok Accounts oder der nächste Livestream eines erfolgreichen Influencers. Grundschulkinder wachsen in einer Welt auf, in der Zugang zu Informationen, den Sozialen Netzwerken und Online-Spielen nur einen Klick weit entfernt sind. Anders als früher besitzen die meisten Kinder heute schon in der Grundschule ein eigenes Smartphone und tauchen frühzeitig in die grenzenlose Welt des Internets ein. Dass einem speziell im Internet aber nicht jeder User wohlgesonnen ist, ist für die Kleinsten unserer Gesellschaft nur schwer vorstellbar. Die in der digitalen Welt lauernden Gefahren und Risiken werden oft gar nicht erst als solche wahrgenommen oder aufgrund von Gutgläubigkeit und Naivität einfach ignoriert. Wie können wir solche Gefahren insbesondere für sehr junge und unerfahrene Nutzer*innen vorbeugen? Wie können wir sicherstellen, dass Kinder die Chancen des Internets nutzen, ohne den Risiken ausgeliefert zu sein?

Diese Fragen haben sich Studierende des Studiengangs Mobile Medien an der HdM im letzten Wintersemester erstmals gestellt. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, Kinder frühzeitig über potenzielle Gefahren des Internets aufzuklären und ihnen einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Medien beizubringen. In diesem Semester hat Julian Straif die Projektleitung übernommen.

Mit Pixel auf Spurensuche

„Spuren im Netz“ ist online frei zugänglich und Teil von „Schule 4.0“. In diesem hochschulübergreifenden Projekt entwickeln Grundschulen in Zusammenarbeit mit Studierenden aus Medien- und Pädagogikbereichen innovative Lernmedien für den Einsatz im Unterricht. Die Webapplikation für Drittklässler soll Lehrkräfte dabei unterstützen, ihren Schüler*innen spielerisch die Gefahren und Risiken des Internets aufzuzeigen. Gemeinsam mit dem cleveren Fuchs „Pixel“ lernen die Kinder mehr über Themen wie Datenschutz und Sicherheit im Netz. Beginnend mit der Erstellung eines eigenen Profils tasten sie sich in vier verschiedenen Levels an unterschiedliche gefahrenreiche Situationen im Netz heran. Dabei stolpern sie unter anderem über „Fake-Profile” im Netz, Anfragen von fremden Usern oder bekommen einen Eindruck darüber, was und wie viel man von sich selbst und anderen im Netz preisgeben sollte.

Pixel jagt Felix
Gemeinsam mit Pixel gehen die Kinder auf Banditenjagd - ein spannendes Abenteuer beginnt. | Quelle: Spuren im Netz
Pixel wird zu einem Gruppenchat hinzugefügt
Plötzlich ist Pixel in einem fremden Gruppenchat gelandet: Wer steckt wohl hinter der unbekannten Nummer? | Quelle: Spuren im Netz
Ein gefälschtes Foto von Pixel wird herumgeschickt
Situationen, die einem immer häufiger im Netz begegnen - im Laufe des Spiels werden die Kinder unter anderem an die Problematik von gefälschten Bildern herangeführt. | Quelle: Spuren im Netz

Schon im letzten Wintersemester konnte man in zwei Levels Wichtiges zum sicheren Umgang im Netz lernen. Passend zur Web-Applikation entwickelten die Studierenden auch ein pädagogisches Konzept. Das zugehörige Handbuch soll Grundschullehrkräfte dabei unterstützen, eine Unterrichtsstunde mit der Web-Applikation rund um Internetdetektiv Pixel zu gestalten. Mehrere dritte Klassen im Raum Tübingen testeten das Konzept bereits – die Studierenden erhielten durchweg positive Resonanz. „Spuren im Netz“ wurde nach der letzten Media Night sogar zum internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart eingeladen.

„Am Ende war ich dann derjenige der gesagt hat, ich möchte das Projekt weitermachen.”

Julian Straif

Dass das Projekt in diesem Semester weitergeführt wird, liegt laut Julian an den vielen positiven Rückmeldungen zum Projekt, aber auch an seinem persönlichen Einsatz. „Vor dem Studium habe ich eine Erzieherausbildung gemacht“, erzählt Julian und auch während des Studiums arbeitete er noch im Kindergarten. Auch in Jugendwohnheimen und einem Kinderdorf sammelte er seine Erfahrungen. Dort fiel ihm die gesellschaftliche Relevanz von digitaler Kompetenz im jungen Alter besonders auf. „Jetzt zu sagen, ich kann etwas entwickeln und gleichzeitig den pädagogischen Hintergrund dazu zu haben, war mein Ziel für das Studium.“ 

Julian und seine Mitstudentin Liljana Stefanelli entwickelten in diesem Semester mit einem neuen Team einige Erweiterungen für die Webapplikation. Neben einem stark überarbeiteten Design kamen auch zwei ganz neue Levels hinzu. Im Gegensatz zum letzten Semester sind die Studierenden diesmal selbst als Leiter der Unterrichtsstunde im Einsatz. Damit soll den Lehrkräften Arbeit abgenommen werden, um möglichst viele Schüler*innen zu erreichen.

Ablauf einer Unterrichtseinheit mit Pixel

Soziale Medien sind ein bisschen wie ein Freundebuch. Man schreibt etwas hinein und kann so Neues über seine Freunde lernen und diese über einen selbst. Mit Erklärungen wie dieser werden die Grundschüler*innen zum Beginn einer Unterrichtsstunde in das Thema Soziale Medien eingeführt. Im weiteren Verlauf werden die Levels des Spiels in Zweierteams gelöst und nach jedem Level interaktiv besprochen. 

Für die Zukunft sind vorerst keine Weiterentwicklungen der Webapplikation geplant, fortbestehen soll das Projekt aber trotzdem. Damit bleiben die Abenteuer von Pixel auch weiterhin unter der Spuren im Netz Website online frei zugänglich.