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Dann streikt doch endlich!

Leeres Neckarstadion in Stuttgart
Ein leeres Stuttgarter Neckarstadion (MHPArena) ist eher ungewöhnlich. Dem Fußball würden aber mehr spielfreie Tage gut tun | Quelle: Elias Bock
02. Jan. 2025

Trainer, Spieler und Gewerkschaften kritisieren schon länger den immer voller werdenden Fußballkalender. Damit der Spielplan nicht weiter aufgebläht wird, ist es höchste Zeit für einen Streik der Spitzenfußballer. Ein Kommentar.

Der Hype kennt keine Grenzen. Nach 14 Jahren ist der VfB Stuttgart zurück in der Champions League. Das internationale Geschäft ist für Fans und Spieler in Stuttgart etwas ganz Besonderes. Doch ein Fußballer, der mit seinem Verein in mehreren Wettbewerben antritt, steht vor ähnlichen Herausforderungen wie Studierende mit Nebenjobs: Beide müssen geschickt planen, um die Anforderungen aller Tätigkeiten erfolgreich unter einen Hut zu bringen. Dabei besteht die Gefahr, dass einem das alles zu viel wird und die Qualität auf Dauer sinkt. Im Spitzenfußball wurde das selbst dem aktuellen Weltfußballer Rodri zu viel. In der letzten Saison hat der 28-Jährige 64 Pflichtspiele absolviert. Der neue Champions-League-Modus, die reformierte Klub-WM 2025 und die Aufstockung der Fußballweltmeisterschaft 2026 auf 48 Mannschaften werden dazu führen, dass Stars wie Rodri noch mehr Spiele absolvieren müssen. Der Mittelfeldstratege von Manchester City hält daher Streiks der Spieler für denkbar, sollte die Anzahl der Spiele weiter steigen. Damit auch Organisationen wie die FIFA merken, dass es keine 70 Spiele pro Saison braucht, sollten Fußballstars ihre Macht nutzen und mit einem Streik zeigen, dass es so nicht weitergehen kann.

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Quelle: FIFPRO

Was haben Fußballstars zu verlieren?

Überlastung im Spitzenfußball ist ein Problem. Der europäische Fußball-Ligenverband European League, Spaniens La Liga und die Spielergewerkschaft FIFPro gehen deswegen gegen die FIFA vor und haben Mitte Oktober eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Konkret werfen sie der FIFA den Missbrauch ihrer marktbeherrschenden Stellung vor. Der Weltverband weist selbstverständlich alle Vorwürfe zurück und betont, die Anzahl der Spiele sei mit allen Seiten abgestimmt worden. So lange sich also mit noch mehr Spielen noch mehr Geld aus dem Fußballsystem ziehen lässt, wird sich am Status quo wohl kaum etwas ändern. Mitleid mit Fußballern, die hochdotierte Millionenverträge haben, muss man deswegen nicht haben. Es sind vor allem die Topspieler und damit auch die Topverdiener, die von einem extrem vollen Spielkalender betroffen sind. Laut einer Studie des Internationalen Zentrums für Sportstudien laufen weniger als zehn Prozent der Spieler in mehr als 40 Partien auf. Die Spieler, die in so vielen Spielen antreten, müssen sich zwar finanziell keine Sorgen machen, doch auch sie haben nur einen Körper.
Laut Sportmediziner Wilhelm Bloch braucht die Muskulatur nach einem Fußballspiel rund vier bis fünf Tage, um sich wieder komplett zu erholen - eine Zeit, die Fußballer wie Rodri, Jude Bellingham oder Florian Wirtz oft nicht haben. Dies erhöht das Verletzungsrisiko. So fielen im Oktober beispielweise sieben Spieler bei der Deutsche Nationalmannschaft verletzungsbedingt aus. 
 

Angesichts dieser Belastungen stellt sich die Frage, warum die Topspieler ihre Position nicht besser ausnutzen und zum Beispiel die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft, die 2025 erstmals mit 32 Mannschaften in den Vereinigten Staaten stattfindet, zu boykottieren? Manche Fußballer haben bereits mit Streiks gedroht. Bislang blieb es aber bei einer leeren Drohung. Doch es geht auch anders. 2023 streikten die Fußballerinnen der ersten spanischen Liga erfolgreich für ein Mindestgehalt. Das Beispiel zeigt, dass Streiks im Fußball durchaus möglich sind. Wenn Fußballerinnen es schaffen, erfolgreich für ein Grundgehalt zu kämpfen, das nur ein Tropfen auf den heißen Stein beim „Gender Pay Gap“ ist, dann sollte es Weltstars wie Rodri oder Jude Bellingham möglich sein, sich gegen die Spieleflut zur Wehr zu setzen.  Auch mit dem Druckmittel Streik. 
 

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