Alte Handys: Vom Karton in die Presse

Valeria Greco

Alte Handys: Vom Karton in die Presse

Valeria Greco

Bevor es den Touchscreen oder die 48-Megapixel-Weitwinkel-Kamera gab, waren ein kleiner Bildschirm, fummelige Tasten und ein langlebiger Akku Standard. 

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Bevor es den Touchscreen oder die 48-Megapixel-Weitwinkel-Kamera gab, waren ein kleiner Bildschirm, fummelige Tasten und ein langlebiger Akku Standard. 

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Schon damals vielseitig zum Aufschieben, Aufklappen und sogar Flippen. Doch die Entwicklung ging weiter.

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Schon damals vielseitig zum Aufschieben, Aufklappen und sogar Flippen. Doch die Entwicklung ging weiter.

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Es ist 2007: Das erste iPhone wird im Silicon Valley von Apple-Gründer Steve Jobs vorgestellt. Die Tasten werden gegen einen glatten Touchscreen ausgetauscht. Das Ende, aber auch der Anfang einer Ära. 

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Es ist 2007: Das erste iPhone wird im Silicon Valley von Apple-Gründer Steve Jobs vorgestellt. Die Tasten werden gegen einen glatten Touchscreen ausgetauscht. Das Ende, aber auch der Anfang einer Ära. 

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Mit den Jahren hat sich in diesem Karton einiges angesammelt: Von alten Tastenhandys bis hin zu neuen, aber kaputten Smartphones. Sie alle haben den Weg in die Kiste gefunden, um dort vergessen zu werden. Dabei stecken in ihnen noch wahre Schätze. 

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Mit den Jahren hat sich in diesem Karton einiges angesammelt: Von alten Tastenhandys bis hin zu neuen, aber kaputten Smartphones. Sie alle haben den Weg in die Kiste gefunden, um dort vergessen zu werden. Dabei stecken in ihnen noch wahre Schätze. 

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Ein Mann tippt eine Nachricht, eine junge Frau wischt durch ihren Instagram-Feed, eine Gruppe Teenager zeigt sich gegenseitig Memes in der Bahn. Das Smartphone ist immer da – es ist der ständige Begleiter. Aus den kleinen Handys mit den fummeligen Tasten sind in kürzester Zeit Hightech-Geräte in Hochglanzoptik geworden. Auf den ersten Handys wurden pixelige Spiele wie Pong oder Snake gespielt. Mit den heutigen Geräten hingegen sind ganze Kinofilmproduktionen möglich. Und jedes Jahr stehen Menschen in Schlangen vor verschiedenen Läden, um die neuste Version ihres Lieblings-Smartphones zu ergattern. Dabei spielt es scheinbar oft keine Rolle, ob das Altgerät kaputt ist oder nicht.

Die Zahlen sprechen für sich: laut dem Branchenverband Bitkom e.V. nutzten 2009 gerade einmal 6,3 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone – heute sind es 69,1 Millionen. Der Absatzmarkt boomt: 5,1 Millionen Geräte sind 2009 verkauft worden, im vergangenen Jahr waren es 21,8 Millionen. Die Verkaufszahlen haben sich damit in den letzten 16 Jahren mehr als vervierfacht. 

Doch wo landen diese Handys und Smartphones, wenn sie ihren Dienst getan haben? Viele Geräte finden sich in Schubladen und Kartons wiederSie bleiben ungenutzt, verstauben und das teilweise über Jahre hinweg.

So viele Smartphones liegen laut dem Branchenverband Bitkom e.V. in Kartons und Schubladen deutscher Haushalte. 

Valeria Greco

So viele Smartphones liegen laut dem Branchenverband Bitkom e.V. in Kartons und Schubladen deutscher Haushalte. 

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Dabei gibt es längst Rückgabestellen und gesetzliche Vorgaben, wie das Elektroschrottgesetz. Doch noch immer wird der Recyclingkreislauf unterbrochen, weil viele ihre alten Geräte in Kartons aufbewahren – aus Nostalgie, Unsicherheit oder einfach Bequemlichkeit.

„Es ist viel zu kompliziert in Deutschland, die Elektrogeräte ordnungsgemäß zu entsorgen", sagt Dr. Marieke Hoffmann. Sie ist Senior Expert für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe e.V. und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Umweltverträglichkeit von Elektrogeräten. Unter anderem fehle es an attraktiven Strukturen, denn letztendlich müsse der Elektroschrott zuhause gesammelt und irgendwann zum Wertstoffhof gebracht werden. Viele Menschen wüssten auch gar nicht, was Elektrogeräte genau seien und wo diese zu entsorgen wären. 

Auf die inneren Werte kommt es an

Während die Altgeräte in den Schubladen und Kartons in Vergessenheit geraten, bringen Apple, Samsung und Co. jedes Jahr eine neue Version ihrer Handys auf den Markt. Für jedes Gerät sind neue Rohstoffe nötig, die unter anderem in Afrika und Südamerika mühsam abgebaut werden. Dabei sind die eingelagerten Smartphones zuhause eigentlich eine kleine Rohstoffmine.

So viel wiegt laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe das durchschnittliche Smartphone ohne Akku

Valeria Greco

So viel wiegt laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe das durchschnittliche Smartphone ohne Akku

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Es ist vollgepackt mit Rohstoffen: Aluminium, Magnesium, Eisen, Kobalt, Lithium – es steckt ein halbes Periodensystem im Gerät. Richtig wertvoll ist die Leiterplatte: Sie macht gerade einmal 14 Prozent des Gesamtgewichts aus, doch sie enthält 84 Prozent des gesamten Metallwerts (Deutsche Rohstoffagentur). Fast das gesamte Gold, Kupfer und Palladium sind dort verbaut. In einem einzigen Smartphone befinden sich 0,017 Gramm Gold. Und auch seltenen Erden, wie Dysprosium und Gadolinium sind in geringen Mengen enthalten.

Der Abschlussbericht "Behandlung von Elektroaltgeräten (EAG) unter Ressourcen- und Schadstoffaspekten" des Umweltbundesamts zeigt: Für unterschiedliche Rohstoffe in Elektroaltgeräten sind spezifische Recycling-Technologien in Entwicklung. Das Trennverfahren für kritische Metalle wird stetig verbessert, genauso wie die Kunststoffaufbereitung und die Schadstoffentfernung. In einem Smartphone ist die Leiterplatte besonders wertvoll und wird gezielt aussortiert. Für das Recycling der Materialien sind mehrere Stationen nötig, so Marieke Hoffmann. Dabei werden Gold, Palladium und Co. von speziellen Anlagen aufbereitet und 90-95 Prozent der Edelmetalle zurückgewonnen. Anders sei es bei den seltenen Erden, wie Cer, Dysprosium und Lanthan – dort fehle noch teilweise die komplette Infrastruktur zur Rückgewinnung.

„Bei den seltenen Erden sind wir bei null oder vielleicht einem Prozent, weil es sich aktuell gar nicht lohnt, sie zurückzugewinnen.”

Dr. Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe

Auch manche Kunststoffe sind ein Problem, so Hoffmann. Diese Teile seien mit Flammschutzmittel behandelt worden. Dadurch sind sie schadstoffbelastet und können nur verbrannt werden, sagt Marieke Hoffmann. 

Recycling schlägt Wiederverwendung

Das Ladesymbol flimmert schwach auf dem kaputten Display des alten Handys. Das neue Smartphone liegt daneben. Die ersten hundert Fotos sind bereits in die Cloud geladen worden. Zweitausend weitere Dateien, Videos und Kontakte stehen noch aus. Dann ist das neue Smartphone bereit für den Alltag. Mit jedem weiteren synchronisierten Foto rutscht das alte Handy weiter in die Bedeutungslosigkeit. Es sind die letzten Momente der alten Technik und die letzte Frage drängt sich auf: Wird das Altgerät nun verkauft oder gespendet? Schlussendlich landet es doch in einer Schublade oder in irgendeinem Karton. Und am Ende irgendwann auf dem Schrott. So wiederholt sich der Kreislauf jedes Jahr. 271,9 Tausend Tonnen Elektrokleingeräte sind allein 2022 in Deutschland gesammelt (Statistisches Bundesamt) worden. Der Großteil stammt aus privaten Haushalten. Nur 6,6 Tausend Tonnen landen in der Wiederverwendung; 216,8 Tausend Tonnen im Recycling. Rund 4,1 Tausend Tonnen sind endgültig Schrott – sie sind nicht mehr brauchbar.

Abgeben statt Aufheben

Trotz der Tatsache, dass nicht alle Rohstoffe recycelt werden, ist es sinnvoller, das Handy abzugeben und nicht im Karton verstauben zu lassen. Initiativen wie die Handy-Aktion Baden-Württemberg versuchen, ausrangierte Geräte zurück in den Kreislauf zu bringen. Auf deren Webseite sind die neusten Aktionen und Sammelstellen aufgeführt. Es lohnt sich, in den Schubladen zuhause zu wühlen, um die Altgeräte bei der örtlichen Aktion abzugeben. Seit 2015 sind über 206.000 Handys gesammelt worden. Gisela Schweiker, Pressesprecherin der Handy-Aktion BW, bestätigt: „Seit 2015 konnten durch die Alt-Handy-Sammlungen rund 1,86 Tonnen Kupfer, 31 Kilogramm Silber und 5,2 Kilogramm Gold recycelt werden. Zudem sind etwa 10–15 Prozent der gesammelten Geräte für die Wiederverwendung aufbereitbar.“ 

Wer sein Smartphone einfach nur entsorgen möchte, kann das in kommunalen Entsorgungszentren oder beim örtlichen Recyclinghof tun. Die Abgabe des Geräts ist kostenlos. Durch das Elektroschrottgesetz sind auch Supermärkte seit 2022 verpflichtet, alte Elektrogeräte zurückzunehmen, wenn sie diese ganzjährig im Sortiment führen. Alternativ lässt sich das alte Smartphone auch an Anbieter wie Rebuy, Refurbed oder Back Market verkaufen. 

Das Smartphone ist mittlerweile unverzichtbar. Doch sein Lebenszyklus ist oft viel zu kurz und während jährlich neue Modelle erscheinen, wächst der Berg an Elektroschrott. Die beste Lösung ist: das alte Handy direkt abgeben, bevor es Jahrzehnte lang gebunkert wird. Denn in jedem einzelnen stecken wertvolle Rohstoffe, die es wert sind, nicht im Karton zu verstauben.

Datenquellen dieses Beitrags

Dieser datenjournalistische Beitrag basiert auf verschiedenen Quellen. Die verwendeten Informationen stammen aus Studien, Statistiken sowie Erhebungen von Branchenverbänden und Initiativen.

Umweltbundesamt (UBA)

Die Daten zur Behandlung von Elektroaltgeräten stammen aus der Studie
„Behandlung von Elektroaltgeräten (EAG) unter Ressourcen- und Schadstoffaspekten“. 

Statistisches Bundesamt (Destatis)

Das Statistische Bundesamt erfasst die Menge und Art von Altgeräten in Deutschland. Es unterscheidet zwischen privat und gewerblich genutzten Elektrogeräten.

Branchenverband Bitkom e.V.

Der Branchenverband Bitkom e.V. hat mehrere repräsentative Befragungen durchgeführt. Für die Daten zum Absatzmarkt für Elektrogeräte wurde die CATI-Methode angewandt. Es wurden 1.007 Personen ab 16 Jahren in Deutschland befragt.

Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) analysiert Rohstoffströme und den Metallgehalt in Elektrogeräten. 

Handy-Aktion BW

Die Handy-Aktion Baden-Württemberg ist eine Nachhaltigkeitsinitiative, die sich für Handy-Recycling einsetzt. Getragen wird die Aktion von verschiedenen Organisationen.