Schlaf 2 Minuten

Albtraum Schlaflosigkeit

Mann liegt schlaflos im Bett und ist am Handy
Jeder dritte Mensch in Deutschland leidet unter Ein- und Durchschlafstörungen. | Quelle: Anna-Marie Hefler
04. Nov. 2024

Millionen Deutsche finden keinen erholsamen Schlaf –  dabei ist er für den Körper lebenswichtig. Schlafmangel beeinträchtigt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das seelische Wohlbefinden. Ein Dossier zum Thema Schlaf.

„Deutsche schlafen im Durchschnitt acht Stunden und 37 Minuten pro Tag“ – diese Schlagzeile kursiert im Juni in zahlreichen Medien. Anlass für die Berichterstattung waren aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts, die zum „Nationalen Schlaftag“ am 21. Juni veröffentlicht wurden.

Im Netz sorgt das bei vielen für Belustigung, die Zahlen würden ihren Alltag nicht widerspiegeln. So finden sich beispielsweise unter einem Instagram-Beitrag des öffentlich-rechtlichen Senders Funk Kommentare wie: „Sind da Katzen mit eingerechnet?“ oder  „So lange brauche ich zum Einschlafen“.

Stress als Ursache von Schlafstörungen

Insgesamt ist laut der Studie die durchschnittliche Schlafzeit um acht Minuten gestiegen. Auch der Spiegel schreibt von der Diskrepanz zwischen den Ergebnissen und der Empfindung der Menschen. Was die Studie nämlich nicht abbildet, ist das gestiegene Stresslevel und die dazugehörige Erschöpfung. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse hat sich der Anteil der Menschen, die sich oft gestresst fühlen, seit 2013 deutlich erhöht. Damit einhergehend ist auch die Zahl der Deutschen mit Schlafstörungen um mehr als ein Drittel gestiegen, berichtet die Barmer Ersatzkasse. Tatsächlich suchten im Jahr 2022 rund sechs Millionen Deutsche wegen Schlafstörungen ärztliche Hilfe.

„Stress ist ein großer Risikofaktor, eine Schlafstörung zu entwickeln", bestätigt Daniel Sippel, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter des Schlaflabors an der Universitätsklinik Tübingen. Wer an einer Schlafstörung leidet, ist nicht nur körperlich, sondern auch seelisch stark belastet. Die durch Stress verursachten Schlafprobleme können langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Stresshormone wie Cortisol stören nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern beeinflussen auch das Immunsystem und erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände.

Wenn Prüfungsangst den Schlaf raubt

Auch junge Menschen sind betroffen: Denise, Studentin, kennt den Zustand der Schlaflosigkeit nur zu gut. Immer wieder kämpft sie mit Schlafproblemen, die bei ihr vor allem durch Prüfungsstress ausgelöst werden. Eine aktuelle Umfrage der Internationalen Hochschule zeigt, dass neun von zehn Deutschen bereits unter Prüfungsangst litten. Das Überraschende: Trotz der weit verbeiteten Angst vor Prüfungssituationen nimmt kaum jemand Hilfe in Anspruch - und das, obwohl in stressigen Zeiten für viele an erholsamen Schlaf kaum zu denken ist. Dabei ist gerade der Schlaf entscheidend, um Gelerntes zu behalten, wie zahlreiche Studien bestätigen.

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Immer mehr Studierende, wie Denise, leiden unter Schlaflosigkeit, die vor allem durch Prüfungsstress ausgelöst wird.

Statt Schafe zählen lieber Musik und Podcasts hören?

Eine beliebte Einschlafhilfe, vor allem für Jugendliche, ist das Hören von Musik, Podcasts oder Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR). Von entspannenden Lofi-Beats über beruhigende Einschlafgeschichten bis hin zu sanften Naturgeräuschen – die Auswahl ist vielfältig. Was für Klänge dabei konkret helfen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Indem man sich auf die auditiven Inhalte konzentriert und sich vom Gedankenkarussell ablenken lässt, kann der Stress reduziert werden und der Körper entspannen. Das begünstigt dann den Einschlafprozess. Langfristig gesehen kann die regelmäßige Verwendung solcher Inhalte zu einer Art „Konditionierung" führen, wie Schlafpsychologe Prof. Günther W. Amann-Jennson erklärt. Unser Körper assoziiere dann das Hören dieser Musik oder Klänge mit dem Einschlafen. Der einzige Nachteil sei, dass das Einschlafen möglicherweise schwieriger werde, wenn man nicht mehr auf die auditiven Inhalte zurückgreife.

Es bleibt festzuhalten, dass Schlaflosigkeit ein weit verbreitetes Problem mit zahlreichen Facetten ist. Die Ursachen sind genauso wie die Lösungen vielfältig und oft individuell. Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu hören und bei anhaltenden Schlafproblemen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. So können langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen vermieden und die Lebensqualität verbessert werden.