Quiet Quitting 4 Minuten

Das stille Versagen der Führungskräfte

Eine junge Frau guckt sehnsüchtig auf ihre Uhr. (Symbolbild) | Bild: Luisa Kutt und Alice Kärcher
Laut einer Studie der Gallup Organization fühlen sich Arbeitnehmende der Generation Z von ihren Vorgesetzten nicht genug betreut. (Symbolbild) | Quelle: Luisa Kutt und Alice Kärcher
06. Dez. 2023
Wer nicht engagiert arbeitet, ist faul. Falsch gedacht: Im hektischen Arbeitsalltag kommt der persönliche Austausch zu kurz. Führungskräfte haben kaum Zeit, ihre Mitarbeitenden zu unterstützen. Ein Kommentar darüber, warum wir ein besseres Miteinander am Arbeitsplatz brauchen.

Nur 13 Prozent der Mitarbeitenden in Deutschland arbeiten engagiert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Softwareentwicklers Netigate Deutschland GmbH. Auch in den sozialen Medien thematisieren über 20.000 Einträge auf Instagram und zahlreiche TikTok-Beiträge unter dem Hashtag #quietquitting das geringe Engagement von Arbeitnehmenden.

Quiet Quitting bei Mitarbeitenden ist das Ergebnis eines Führungskräfteproblems. Wenn Vorgesetzte ihre Angestellten nicht unterstützen, können sie auch nicht erwarten, dass Mitarbeitende 100 Prozent bei der Arbeit geben.

Was ist „Quiet Quitting“?

Quiet Quitting beschreibt die Einstellung von Mitarbeitenden, nur noch das Nötigste im Job zu leisten. Sie arbeiten nur gerade so viel, wie es ihr Arbeitsvertrag von ihnen verlangt, und melden sich nicht freiwillig für zusätzliche Aufgaben. 

Quellen: Journal of Knowledge ManagementNational Bureau of Economic Research, TikTok

Das Problem mit den Arbeitsstrukturen

Im Sport hängt die Leistung eines Teams vom Engagement jedes einzelnen Mitglieds ab. Hinter dem Team steht eine coachende Person, die die Mannschaft antreibt und motiviert. Am Arbeitsplatz sollte es genauso funktionieren. Quiet Quitting bei Mitarbeitenden ist dem schlechten Management von Vorgesetzten geschuldet. Führungskraft ist nicht gleich Führungskraft. Teamleitende haben meistens noch eine Führungsebene, die über ihnen steht. Gerade die oberste Führungsetage eines Unternehmens sollte deshalb dafür sorgen, dass Zeit für Feedbackgespräche und Hilfestellung bei akuten Fragen ein fester Bestandteil im Arbeitsalltag ist. 

Eine Führungskraft sollte es sich zur Aufgabe machen, ihre Angestellten zu motivieren und ihnen zu zeigen, wie ihre Arbeit zu den Unternehmenszielen beiträgt. Gerade für Mitarbeitende der Generation Z ist es wichtig zu wissen, wie ihre Leistung zum Unternehmenszweck passt. Die nach 1995 Geborenen – also die Zukunft der Arbeitswelt – zu verprellen, sollte nicht im Interesse von Manager*innen sein.

Generation Z fühlt sich alleingelassen

Führungskräfte, egal, auf welcher Ebene, sollten das Miteinander am Arbeitsplatz nicht unterschätzen. Haben Mitarbeitende das Gefühl, nicht dazuzugehören, sind sie weniger engagiert. Eine Studie des US-amerikanischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Gallup bestätigt diese Wahrnehmung. 2019 waren 37 Prozent der unter 35-Jährigen in den USA engagiert bei der Arbeit, 2022 waren es nur noch 31 Prozent. 

Vor allem in den USA fühlen sich Arbeitnehmende aus der Generation Z nicht genug betreut. Besonders junge Fern- oder Hybridbeschäftigte haben es schwer – vier von zehn wissen nicht einmal, was ihre Vorgesetzten bei der Arbeit von ihnen erwarten. Ganz schön irritierend für eine Generation, die durch Likes auf Instagram und Co. schnelles Feedback gewöhnt ist. Kein Wunder, dass Arbeitnehmende sich weniger engagieren. Manager*innen sollten aufpassen, dass aus einer passiven Arbeitshaltung keine Kündigung wird. 

Symbolbilder (Design erstellt mit Canva): Sechs Tipps für das Gespräch über Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Tipps eins bis drei/die Vorbereitung des Gesprächs, einen Termin vereinbaren, die Argumente vorbereiten und das Gespräch vor dem Ernstfall üben.
Bevor du deiner Führungskraft erklärst, warum du unzufrieden bist, solltest du dich auf das Gespräch vorbereiten. | Quelle: Alice Kärcher
Symbolbilder (Design erstellt mit Canva): Sechs Tipps für das Gespräch über Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Tipps vier bis sechs/das Gespräch, in Ich-Botschaften sprechen,  Beispiele nennen und Lösungsvorschläge anführen.
Diese Tipps helfen dir durch das Gespräch mit deiner Führungskraft. | Quelle: Alice Kärcher

Teamwork makes the dream work 

Arbeit ist mit Interaktion verbunden, hat also auch eine soziale Komponente. Nur durch gegenseitigen Austausch können Führungskräfte und Arbeitnehmende wissen, was die jeweils andere Seite bewegt. 17 Prozent der Angestellten arbeiten laut Netigate stark engagiert, wenn ihr Unternehmen sie alle drei Monate fragt, wie zufrieden sie mit ihren Vorgesetzten sind. Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführte Studie zeigt, dass engagierte Mitarbeitende 30 Prozent zum Unternehmenserfolg beitragen. Ein Grund mehr für Vorgesetzte, die individuelle Lebenssituation, Stärken und Ziele ihrer Angestellten zu kennen, um sie angemessen zu fördern.

Nicht zuletzt sollten Vorgesetzte ihren Führungsstil reflektieren. Wer sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinandersetzt, kann ein Team konstruktiv führen. Feedback von beiden Seiten ist hier das Stichwort: Mitarbeitende fühlen sich unterstützt, wenn sie Feedback von ihren Vorgesetzten erhalten, und umgekehrt nimmt sich eine gute Führungskraft die Anmerkungen der Arbeitnehmenden zu Herzen. 

Ohne Miteinander kann ein Team nicht funktionieren. Vorgesetzte brauchen Möglichkeiten, dieses Miteinander auch im Arbeitsalltag umsetzen zu können. 

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