Sorgen anstatt Partys – Studierende in Armut
Die finanzielle Situation vieler Studierenden verschlechtert sich zunehmend. Neben den steigenden Mietpreisen werden aufgrund der Inflationsrate von über zehn Prozent auch Dinge des alltäglichen Gebrauchs teurer. Um über die Runden zu kommen, müssen Studierende oft einen oder sogar mehrere Nebenjobs annehmen. Da ist es schwierig, einen geeigneten Mittelweg zwischen Beruf, Studium und Privatleben zu finden.
Mieterhöhungen bis ins Unendliche
Nach dem Hochschulstädte-Scoring 2022 kostet ein WG-Zimmer in Stuttgart aktuell durchschnittlich 520 Euro Miete. Das bedeutet, dass Studierende bei einem Mindestlohn von zwölf Euro mehr als 43 Stunden im Monat arbeiten müssen, um diesen Betrag abzudecken. Und hier sind Kosten für Lebensmittel, Bahnticket, Studiengebühren oder Kleidung nicht mit einberechnet. Wie ist hier eine gesunde Work-Life-Balance möglich? Ein Vollzeit-Studium ist ohnehin schon genug Zeitaufwand, wie soll da noch Platz für Arbeit, Familie und Freund*innen sein? Die steigenden Energiekosten haben große Wellen auf dem Wohnungsmarkt geschlagen. Nicht nur in Stuttgart, sondern auch in anderen Uni-Städten kommt es zu einem enormen Preisaufschlag. Diese unverschämt hohen Mietpreise stellen eine enorme Belastung dar.
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BAföG als DIE Lösung?
Selbst das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG), das während des Studiums finanziell unterstützen soll, löst nur selten das Problem. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts erhalten nur 15,9 Prozent aller Studierenden diese Unterstützung. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es über 28 Prozent. Laut einer Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist fast jede*r dritte Studierende von Armut betroffen. Deshalb sollten deutlich mehr Menschen von BAföG profitieren.
Die geringe Anzahl an Bezieher*innen ist aber nicht das einzige Problem: Die geförderten Studierenden erhalten nach dem Statistischen Bundesamt im Durchschnitt 562 Euro. Nach obigen Abzügen für ein WG-Zimmer würden gerade einmal 42 Euro für sonstige Ausgaben übrigbleiben. Natürlich gibt es oftmals noch andere Einnahmequellen wie beispielsweise das Kindergeld, Nebenjobs, Stipendien oder finanzielle Zuschüsse der Familie. Ob diese Mittel jedoch ausreichen, ist fraglich. Die steigende Inflationsrate macht es Studierenden immer schwieriger, über die Runden zu kommen und der BAföG-Förderbetrag ist aktuell nicht verhältnismäßig, um ihnen aus der Notlage zu helfen. Hinzu kommt, dass ein großer Teil des Geldes nach wenigen Jahren wieder zurückgezahlt werden muss.
(Fehlende) Unterstützung von der Regierung
Um die Bevölkerung in dieser Zeit zu entlasten, hat die Regierung verschiedene Maßnahmen verabschiedet. Nach dem Neun-Euro-Ticket und dem Tankrabatt wurde vom Koalitionsausschuss unter anderem eine Einmalzahlung von 200 Euro an alle Studierende verkündet. Es wird jedoch noch beraten, wie und wann die Auszahlung erfolgen soll. Wie groß die Hilfe sein wird, ist fraglich. Alle Studierende bekommen einen recht kleinen Beitrag, so wird das Problem nicht aus der Welt geschaffen.
Es muss sich etwas ändern
Um dem finanziellen Notstand entgegenzuwirken, sollte die Politik endlich die Notbremse ziehen und sich mit der problematischen Situation von Studierenden befassen. Das BAföG muss mehr Menschen unterstützen und die Beiträge sollten so erhöht werden, dass es ihnen aus ihrer Krise helfen kann. Es sollte an die Inflation gebunden werden, um den gestiegenen Lebenshaltungskosten gerecht zu werden. Zudem sollte, anstatt Unis aufgrund der Energiekrise zu schließen, mehr Fokus auf die Präsenz-Lehre gelegt werden. So profitieren sie von Angeboten wie dem kostengünstigen Mensa-Essen, es muss kein zusätzliches Equipment angeschafft werden und die Stromkosten bleiben niedrig.
Die Studierenden und deren Leistungen sollten nicht unter der Inflation leiden. Schulden, Studienabbrüche und finanzielle Einschnitte sind das, was daraus resultiert. Deshalb ist es Zeit für die Politik, eine konkrete und effiziente Unterstützung anzubieten. Man sollte Studierenden die Möglichkeit geben, diesen Abschnitt in ihrem Leben genießen zu können.