„Früher war es zwar anstrengender, aber es war irgendwie voller Fantasie und voller Abenteuer.“
Wie hast du früher Männer kennengelernt, Oma?
#dating: „Gib mal deine Nummer“ wird man heutzutage von jungen Männern angesprochen. Was ein Romantiker, denkt man da schon fast. Noch schlimmer kommt es nämlich, wenn es heißt „Gib mal Insta“ oder sogar „Gib mal Snap“. Dann tippt man seinen Usernamen in den zersprungen Handybildschirm des Insta-Kavaliers ein und hofft dabei schon fast, dass die Autokorrektur ein paar Buchstaben hinzufügt, damit das Gegenüber einen nie wieder kontaktieren kann. Wie war das früher? Zu Zeiten, zu denen es weder die Plattform mit den Hundefiltern, geschweige denn Handys gab?
Oma, wie hast du Männer kennengelernt?
„Ich habe Männer meistens auf dem Tanz kennengelernt. Da gab‘s noch keine Diskos, da hieß das Tanz. Und dann war das Folgendes: Da bist du gesessen und hast gewartet bis so ein Herr kommt und fragt „darf ich bitten“. Und wenn er mir nicht gefallen hat – das ist ja nicht schön - hab‘ ich öfter gesagt: „nein danke“. Und wenn er mir gefallen hat: „selbstverständlich“. Dann hat man getanzt. Und wenn es gut war mit dem Tanzen, hat er mich meistens zu einem Sekt eingeladen.
Jeden Samstag war Tanz in der Turnhalle. Und ich war natürlich immer tanzen. Ist ja klar. Ich war praktisch jeden Samstag fort. Ein Telefon hat es nicht gegeben. Dann hieß es: „Können wir uns nächsten Samstag wieder treffen?" Dann hab‘ ich gesagt: „Ja so machen wir‘s." Es kam auch schon vor, dass man sich für den nächsten Samstag verabredet hat und der ist nicht aufgetaucht – jawoll! Man hat nicht gewusst, warum der jetzt nicht kommt. Ein Handy wäre da schon gut gewesen, dann hätte man absagen können. Das nächste Mal war er wieder da, aber ich war schon mit einem anderen.
Manchmal hab‘ ich den Männern meine Geschäftsadresse gegeben. Dann konnten wir nach der Arbeit etwas trinken gehen. Meine eigene Adresse konnte ich nicht sagen, weil das hätte meine Mutter mitbekommen. Manchmal sind auch zwei Männer gleichzeitig vor meinem Büro gestanden! Meine Freundin von der Arbeit und ich haben groß geschaut. Ich bin aber einfach nicht aus dem Büro raus. Dann hat sich die Sache wieder erledigt.
So wie du heute – über das Handy – hätte ich Männer nicht gerne kennengelernt. Früher mussten sich die Männer noch anstrengen. Den Männern heute wird alles hinserviert. Das ist nicht gut. Ich würde nicht gleich meine Telefonnummer hergeben. Da geb ich viel von mir. Früher war es zwar anstrengender, aber es war irgendwie voller Fantasie und voller Abenteuer. Ich bin kein Handyfan. Man muss nicht alles preisgeben. Ich habe lieber ein Geheimnis um mich.
Mein Tipp für die Männer heutzutage: Man muss auf jeden Fall Anstand haben. Man muss zuvorkommend sein. Autotür aufhalten, in den Mantel helfen – solche Dinge. Das gab es früher auch schon, dass Männer sowas nicht gemacht haben. Aber da hab‘ ich dann gesagt: „Ja halt mal – kannst du mir nicht die Türe aufmachen“. Feingefühl braucht man auch. Das alles geht mit dem Handy etwas verloren – das Gefühl habe ich.“
Heute: Mehr Mühe muss
– Gut, dass meine Oma nicht in Zeiten des Internets gedatet hat. Ich glaube, hätte sie jemand „nach Snap gefragt“ hätte sie den Vogel gezeigt. Ich finde auch, dass man sich beim Kennenlernen heute wieder mehr Mühe geben sollte. Das geht auch über das Handy. Durch den ständigen Kontakt über die sozialen Medien ist die Auswahl an möglichen Partnerinnen aber so groß geworden, dass es sich scheinbar nicht mehr lohnt, sich für „die eine“ anzustrengen. Die nächste Option wartet ja nur eine Nummer oder einen Usernamen weiter. Swipeflucht – würde ich fast schon vermuten. Uns sollte wieder klar werden, dass hinter den Profilen echte Menschen stecken, die es wert sind, sich Mühe zu geben. Oder, um es in den Worten meiner Oma zu sagen: „Sei wählerisch. Er muss zuvorkommend, lustig und ehrlich sein. Nicht die erstbeste Option nehmen!“
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