Was hat dir den Glauben an deinen Weg als Musiker gegeben?
Als Kind hatte ich immer die Vorstellung, ein Held zu sein, der anderen hilft. Ich hatte diesen inneren Drang, Menschen zu unterstützen, auch wenn ich mich nicht als Anführer sah. Wenn ich es nicht mache, wer dann? Dieses Gefühl hat mich schon immer angetrieben.
Ist so auch der Song „Prophet” entstanden?
(Lacht) Ja, genau. Der Song „Prophet” entstand, weil ich schon immer diese Vision hatte. Als Kind habe ich meiner Mama gesagt, dass ich im falschen Zeitalter geboren bin und ich etwas Gutes und Großes erschaffen möchte. Mit 17 oder 18 Jahren habe ich dann zum ersten Mal meine Stimme auf den Kopfhörern gehört und gemerkt: Ich bin genau im richtigen Zeitalter, um Menschen zu helfen – nicht mit dem Schwert, sondern mit Worten. Das gab mir den Glauben an meinen Weg. Ich wusste, dass ich mit Musik viele Menschen erreichen kann und hatte dieses innere Gefühl, dass ich es schaffen werde. Ich bin auf Partys rumgelaufen und habe gesagt: „Ich werde irgendwann vor 10.000 Leuten auftreten, ihr werdet sehen!”
Wie sieht bei dir ein typischer Tag aus, wenn du nicht auf der Bühne stehst?
Das ist eine gute Frage. Da musste ich sehr lange hineinwachsen. Eigentlich bin ich gar nicht so der Typ, der selbstständig sein will. Ich liebe Struktur im Alltag. Viele wollen das nicht, aber für mich gibt es nichts Schlimmeres, als der einzige Mensch zu sein, der diese Freiheit hat. Versuch’ mal, deinen Tag von morgens bis abends durchzuplanen.
Und das jeden Tag.
Jeden Tag, genau. Das ist so verdammt schwierig. Eine große Schattenseite meines Berufs ist, dass ich nicht morgens raus gehe und Kollegen treffe, um an Projekten zu arbeiten. Stattdessen sitze ich allein rum, telefoniere viel und schreibe Songs. Deshalb ist Sport so wichtig für mich. Ich gehe morgens joggen und schreibe danach Texte, oft in einem gut besuchten Café, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Einerseits lebe ich meinen Traum und genieße die Freiheit, aber das mit niemandem teilen zu können, macht schon sehr einsam und ist auch traurig irgendwie. Am liebsten würde ich alle meine Freunde einstellen, aber ich habe keine Posten für sie. Vielleicht kommt das noch. Ich verfolge diese wunderschöne Metapher von meiner Managerin, dass ich der Captain bin und jeder von meiner Mannschaft sein eigenes Schiff hat. Wir binden alle Schiffe zusammen und fahren gebündelt über den Ozean, aber wichtig ist, dass jeder sein eigenes Schiff hat und wir alle an einem Strang ziehen.
Wo siehst du dich in fünf Jahren? Sowohl privat als auch beruflich?
Interessante Frage. In fünf Jahren bin ich 40 Jahre alt und hoffe, dass meine Frau ein Kind erwartet. Das wäre ein schöner Gedanke. Vielleicht passiert das auch erst mit 41 oder 42, weil ich mein Leben noch ein bisschen für mich genießen möchte und die passende Partnerin noch nicht gefunden habe. Beruflich strebe ich sieben Millionen monatliche Hörer auf Spotify an. Außerdem plane ich, große Festivals zu veranstalten und eine eigene Modekollektion herauszubringen. Mode ist für mich wie Kunst. Ich liebe Klamotten und will eine hochwertige Brand aufbauen. Dabei ist mir Nachhaltigkeit sehr wichtig, aber ich werde kein Greenwashing betreiben und es nicht als Verkaufsargument nutzen. Außerdem möchte ich meine Schauspielkarriere weiter verfolgen und vielleicht ein Instrument wie Gitarre oder Klavier lernen.
Deine Leidenschaft für tiefgründige Themen zeigt sich immer wieder in den kleinen Weisheiten, die du deinen Fans in Livestreams mit auf den Weg gibst. Kannst du dir auch vorstellen, einen Podcast zu starten und wie würdest du ihn gestalten?
Ja, Podcast ist auf jeden Fall ein Thema für mich. Am liebsten würde ich den Podcast mit jemandem zusammen machen, weil man dann besser interagieren kann. Aber wenn nötig, würde ich es auch alleine machen. Ich plane auch Bücher zu schreiben: Psychologie-, Selbsthilfe- und Mindset-Bücher, vielleicht sogar eine Biografie. Mein erstes Buch wird wahrscheinlich ein Mindset-Buch sein, auch wenn der Markt davon überschwemmt ist. Eine Idee, die seit 2013 in meinem Kopf herumschwirrt, ist ein „Gute Nachrichten TV” - Format auf YouTube. Da würde ich einmal im Monat positive Nachrichten zusammenfassen, weil wir ständig mit negativen Nachrichten überflutet werden, die uns ein falsches Bild vermitteln, dass alles schlecht ist und die Welt immer schlimmer wird. Aber das ist ein Trugschluss. Die Welt wird eigentlich immer besser. Die Leute lesen lieber Schlagzeilen wie „Autobahn-Unfall mit fünf Toten” oder „Rabe beißt Taube den Kopf ab”, weil das auf Sensationsgeilheit abzielt.
Das Zweite klingt schon eher nach einem komischen Film.
Das stimmt (lacht).
Zum Thema Mindset: Du betonst oft, wie wichtig es ist, auch im hohen Alter jung zu bleiben und die kindliche Freude nicht zu verlieren. Hast du Tipps, wie man das schafft?
Du musst dein inneres Kind bewahren. Ich habe viele Erinnerungen an meine Kindheit und weiß noch genau, wie ich die Welt als kleiner Junge betrachtet habe. Ein wichtiger Tipp ist, diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Geh raus und spiel! Verlier die Scham, mach Dinge, die du als Kind gemacht hast, wie auf Baumstämmen zu balancieren oder über Zäune zu klettern. Kinder leben im Hier und Jetzt, nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Das sollten wir uns auch wieder aneignen. Glücklichsein ist das A und O im Leben.
Apropos Leben: Gab es einen Moment in deinem Leben, der dich tief berührt hat und deine Sichtweise auf das Leben verändert hat?
Ja, als meine erste große Liebe Marie mit mir Schluss machte. Ich stand mit einer Rose, einer CD und einer Kette vor ihr, und sie sagte mir, dass sie sich in jemand anderen verguckt hat. Das hat mir das Herz gebrochen. Danach habe ich mich vor neuen Gefühlen verschlossen, bis mir klar wurde: Soll ich jetzt so den Rest meines Lebens verbringen, weil ich Angst vor Gefühlen habe? Weil ich Angst habe vor Trauer? Nein, Mann! Das war ein Wendepunkt in meinem Leben. Zu sagen: Nein, Stopp! Ich will leben. Mit all dem Kummer, mit all der Liebe, mit all der Freude. Ich will mich verlieben. Ich will danach mit Herzschmerz im Bett liegen und weinen. Es wird mich nur vorantreiben. Ich werde das Negative immer in Positivität umwandeln und daraus viel lernen. Zum Beispiel auch zu wissen, dass dieser Liebeskummer nichts mit meinem Selbstwertgefühl und meiner Selbstwertschätzung zu tun hat.
Dann knüpfen wir doch direkt bei dem Thema an: Was ist für dich der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstwertschätzung?
Ich habe das große Glück, dass ich schon immer stark an mich geglaubt habe. Meine Mama hat mir gezeigt, dass allein meine Existenz wertvoll ist. Mein Selbstbewusstsein war zwar nicht immer groß, aber mein Selbstwertgefühl war dank meiner Mama immer stark. Schon als 5-Jähriger mochte ich den Kerl im Spiegel. Klar, wenn man sich hübsch findet, ist das ein Bonus, aber auch attraktive Menschen haben ihre Problemzonen. In meiner Jugend hatte ich viele Pickel, was mein Selbstbewusstsein gekillt hat. Selbst als die Pickel weg waren, fand ich andere Dinge an meinem Aussehen, die ich nicht mochte. Es geht darum, wie zufrieden du mit dir selbst bist, nicht ob du dem Schönheitsideal entsprichst.
In deinem Song „Wunderschönes Wesen” singst du über Selbstliebe als Schlüssel für ein erfülltes Leben. Was sind deine besten Tipps, um selbstbewusster zu werden?
Komm aus deiner Komfortzone raus und sprich fremde Menschen an – egal ob bei einem Nebenjob wie Flyer-Verteilen oder in der Bahn. Als ich das erste Mal allein in Thailand reiste, habe ich viele neue Bekanntschaften gemacht, das war so geil! Es macht wirklich glücklich und stärkt das Selbstbewusstsein, wenn du dich traust, einfach Menschen anzusprechen. Glaub an dich und lass dich nicht von deinen Unsicherheiten aufhalten. Jeder hat Ängste, aber wenn du einen Schritt darauf zugehst, kannst du hinter dieser Angst ein Universum der Freude finden.