Spenden für Reiche
Wer zurzeit nach längerer Pause mal wieder auf der Streamingplattform „Twitch“ unterwegs ist, dem werden wahrscheinlich ein paar neue Stream-Konzepte auffallen, die es so früher nicht gab. „Subathons“ zum Beispiel. Der neueste Geld-Magnet einiger Streamer*innen. Auf den ersten Blick sind es stinknormale Streams. Es wird „Fortnite“ gespielt oder mal wieder auf den Content anderer reagiert. Auf den zweiten Blick gibt es dann allerdings doch einen kleinen aber feinen Unterschied. Es ist ein ablaufender Timer eingeblendet. Landet er bei null, ist der Stream vorbei. Glücklicherweise sind die Streamer*innen aber so freundlich und stellen den Timer immer wieder hoch. Das Einzige, das die Zuschauer*innen dafür machen müssen, ist – wer hätte es gedacht – ihnen Geld schenken. Entweder in Form von Spenden oder durch Abonnements, beziehungsweise „Subs“, wie sie von den Streamer*innen genannt werden. Daher auch der Name „Subathon“.
Pro gespendetem Euro kommen dann beispielsweise zwei Minuten Zeit obendrauf. Oder man abonniert die Streamer*innen für sechs Monate, zahlt rund 39 Euro und der Stream läuft direkt 24 Minuten länger. Diese Streams funktionieren quasi wie die Spieluhr-Kuscheltiere von früher. Nur zieht man hier nicht einfach an einer Schnur, um das Ausgehen der Musik zu verhindern, sondern steckt dem Kuscheltier einen Geldschein zu.
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Die Zuschauer*innen als Cashcow
Diese „Subathons“ sind nur eine von vielen Methoden, mit denen auch wohlhabende Streamer*innen ihre Zuschauer*innen dazu drängen wollen, ihnen Geld zu spenden. Daneben gibt es zum Beispiel auch Gewinnspiele, an denen nur Zuschauer*innen teilnehmen können, die auch ein Abonnement abgeschlossen haben. Ein gutes Beispiel dafür ist der bekannte Twitch-Streamer „MckyTV. Laut einer Statistik (stand November 2024), mit fast 1,4 Millionen Followern auf Platz 13 der erfolgreichsten deutschen Twitch-Streamer*innen. Anfang des Jahres kündigte er in einem YouTube-Video an, seine Streaming-Karriere zu beenden. Als seinen letzten Stream, wollte er einen Subathon veranstalten. Spenden und abonnieren seine Fans also nicht genug, ist sein Stream offline – für immer. Also ein Versuch nochmal richtig schön abzusahnen, bevor man sich dann zurückzieht. Das sahen glücklicherweise Viele so und er erntete für sein Vorhaben mächtig Kritik. Das führte dazu, dass der Streamer sein Subathon absagte. Vom angekündigten Ende seiner Streaming-Karriere wollte er plötzlich auch nichts mehr wissen, denn: Er streamt bis heute munter weiter. Wer hätte es gedacht.
Habt ihr das denn nötig?
Die große Kritik an „MckyTV“ macht zumindest Hoffnung. Es scheint Zuschauer*innen zu geben, die Methoden wie Subathons mittlerweile durchschauen und öffentlich kritisieren. Das ist auch dringend nötig, denn solche Aktionen sind es, die ein schlechtes Licht auf den Beruf „Streamer*in“ werfen. Deshalb sollten sich gerade große Streamer*innen wie „MckyTV“ hinterfragen, ob es sein muss, mit solchen Methoden auf Geldfang zu gehen. Denn an Geld mangelt es Streamer*innen dieser Größenordnung gewiss nicht. 2021 wurden in einem großen „Leak“ die Twitch-Einnahmen einiger Streamer*innen zwischen August 2019 bis Oktober 2021 geleakt. „MckyTV“ ist mit knapp 550.000 US-Dollar aufgelistet, noch größere deutsche Streamer wie „MontanaBlack88“ sogar mit rund 2,4 Millionen US-Dollar. Auch wenn die Zahlen solcher Leaks oft mit Vorsicht zu genießen sind, weiß jeder, der große Streamer*innen und deren Lifestyle ein wenig verfolgt: Nötig sollten sie es nicht haben, mit Subathons zu versuchen, ihren Communities das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Also, an ebenjene Streamer*innen: Lasst es doch einfach. Auch zur Liebe eurer eher unbekannten Streaming-Kolleg*innen, die nicht unter dem Image der „geldgierigen Streamer*innen“ leiden wollen.
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