05. Febr. 2024

Egal ob Sommer oder Winter: Beim Einkaufen müssen wir längst nicht mehr darauf achten, welche Lebensmittel „Saison haben“. Dank Import aus anderen Ländern ist fast alles das ganze Jahr über verfügbar. Doch dem Klima zuliebe ist es an der Zeit, unser Konsumverhalten zu überdenken.

Weihnachten ist noch nicht lange her, doch in den Supermärkten kehrt bald schon wieder festliche Stimmung ein. Jedenfalls fühlt es sich so an. Zum Teil werden sich dort schon im September Lebkuchen, Gebäck und Weihnachtstee stapeln, gleich neben Tomaten, Erdbeeren, Mais und allem anderen, was wir das ganze Jahr in den Regalen finden. Aber warum wundert das eigentlich niemanden? Wir alle haben uns längst daran gewöhnt, dass wir sämtliche Lebensmittel kaufen können, auch wenn deren Saison schon vorbei ist. Im 21. Jahrhundert ist es kein Problem mehr, Himbeeren einfach aus Marokko, Tomaten aus Spanien zu importieren, wenn es den Pflanzen in Deutschland zu kalt wird. Außerdem sind Obst und Gemüse aus anderen Ländern oft auch noch günstiger. Klingt gut? Ist es aber nicht. Denn billige, nicht-saisonale Lebensmittel erzeugen andere Kosten, vor allem in Form von Umweltschäden.

Im Grunde genommen gibt es in Deutschland nur noch ein Gemüse, das ausschließlich zu einer bestimmten Zeit verfügbar ist: Der Spargel. Gäbe es ihn nicht, würde hierzulande vielleicht niemand mehr das Prinzip der Saisonalität verstehen. Denn so gut wie alle anderen Lebensmittel können in Regionen mit anderen Klimaverhältnissen angebaut werden. Blaubeeren in deutschen Supermärkten zum Beispiel stammen mittlerweile zum Großteil aus Peru. Dort allerdings werden große Mengen Wasser benötigt, um die Beeren anzubauen, wie der ARD Weltspiegel berichtete. Nach der Ernte geht es für sie auf einem Kühlschiff etwa 10.000 Kilometer von Südamerika nach Europa. Um die lange Überfahrt zu überstehen, werden sie häufig mit Pilzgiften oder Pestiziden behandelt. Somit sind sie nicht nur für den Ausstoß von jeder Menge Treibhausgasen verantwortlich, sondern meist auch noch ungesünder als regionale Produkte. In einer Gesellschaft, die auf Klimaschutz und bewusste Ernährung achten will, ist das alles andere als zeitgemäß.

Regional ist gut, saisonal noch besser

Zumindest regionales Obst und Gemüse zu kaufen ist also ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem ist Saisonalität am Ende das wichtigste für alle, die etwas zum Klimaschutz beitragen möchten. Denn selbst wenn eine Tomate direkt aus Deutschland stammt, hinterlässt sie außerhalb ihrer Saison als „Wintertomate“ einen zehnmal so hohen CO2-Fußabdruck als sonst, so das Ergebnis einer Studie. Denn wenn das Klima für Tomaten nicht mehr günstig ist, müssen sie in beheizten Gewächshäusern herangezogen werden. Bei nicht-saisonalen Erdbeeren sieht es genauso aus, auch sie erzeugen zehnmal so hohe CO2-Emmissionen. Das sollte uns ein Erdbeerkuchen im Dezember auf keinen Fall Wert sein.


Sicher ist: Niemand möchte sich wochenlang von den immer gleichen Gerichten ernähren. Der Wunsch nach Abwechslung beim Essen ist völlig verständlich. Doch auch wenn bestimmte Obst- und Gemüsesorten ein paar Monate lang nicht verfügbar sind, kann man abwechslungsreich kochen.  Abgesehen davon, dass die Auswahl an saisonalen Lebensmitteln zu den meisten Jahreszeiten immer noch recht vielfältig ist, müssen diese auch nicht auf die immer gleiche Weise zubereitet werden. Auch durch Experimentieren mit unterschiedlichen Kombinationen, Texturen, und ähnlichem kann Vielfalt in der Küche entstehen. Exotische Lebensmittel braucht es dafür nicht. Wie gut das tatsächlich funktioniert, zeigen mehr und mehr Restaurants, die regelmäßig zum Wechsel der Saison ihr Menü anpassen. Sogar viele vom Michelin Guide ausgezeichnete Luxusrestaurants wie das britische „L’Enclume“ oder das „Aura“ in Wirsberg kommen mittlerweile ganz oder zumindest größtenteils ohne importierte Lebensmittel aus.

Es ist längst an der Zeit, beim Einkauf wieder mehr auf saisonale Produkte zu achten. Erdbeeren im Herbst oder Tomaten im Winter müssen nicht sein. Dass wir jederzeit das kaufen können, worauf wir Lust haben, mag praktisch sein, doch aus fernen Ländern importierte und im Gewächshaus angepflanzte Lebensmittel treiben den Klimawandel voran und sind häufig weniger gesund. Wenn wir wieder ein besseres Verständnis für Saisonalität bekommen, können wir uns außerdem viel mehr auf die Zeit freuen, wenn es endlich wieder Radieschen gibt, wenn endlich wieder Kirschen reif sind, wenn man endlich wieder Äpfel ernten kann. So, wie sich viele Jahr für Jahr freuen, wenn endlich die Spargelzeit beginnt.