Autonomes Fahren

Wenn Fahrzeuge selbstständig werden

Der Fahrzeugbestand in Deutschland steigt weiter an – auch die Entwicklung macht keinen Stopp.
22. Dez. 2020
Knapp 90 Prozent der Ursachen von Verkehrsunfällen sind auf Fehlverhalten der Fahrzeugführer*innen zurückzuführen. Eine mögliche Lösung dafür bieten selbstfahrende Fahrzeuge. Viele Automobilunternehmen testen bereits – doch nicht alle ethischen Fragen sind geklärt.

Autonome Technik soll das Fahren revolutionieren. Immer mehr Automobilunternehmen präsentieren Ergebnisse ihrer Tests. Selbstfahrende Autos sollen vor allem effizienter sein und für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen.

Aktuell werden in den meisten Autos für den öffentlichen Verkehr längst Systeme, wie Parkhilfen und Spurhalter, eingebaut. Dieses teilautomatisierte Fahren stellt die zweite Stufe des Fünf-Stufen-Modells zum autonomen Fahren dar.

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Der Weg bis zum autonomen Fahren wird in fünf Stufen eingeteilt. | Quelle: VDA

2019 kam es zu rund 300 Tausend Verkehrsunfällen mit Personenschaden in Deutschland. Knapp 90 Prozent der Ursachen konnten auf Versagen der Fahrzeugführer*innen zurückgeführt werden. Das geht aus Fallzahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Solche Zahlen sollen wegfallen. Aber auch die Mobilität der Gesellschaft soll gesteigert werden.

„Es ist tatsächlich möglich, zumindest in bestimmten Verkehrssituationen, hunderte Kilometer mit einem autonomen Fahrzeug zurückzulegen, ohne dass ein Mensch eingreifen muss“, erklärt Marco Huber, Leiter des Zentrums für Cyber Cognitive Intelligence (CCI) am Fraunhofer IPA. Dabei seien eine strukturierte Verkehrssituation und gute Witterungsbedingungen wichtige Erfolgsfaktoren. Diese findet man häufig auf Autobahnen und Schnellstraßen vor.

Als Teil des öffentlichen Verkehrs sollen auch Lkws automatisiert werden. Auf langen Autobahnfahrten bietet sich für die Technik eine gute Möglichkeit zu übernehmen. Allerdings sollen Lkws nur bis zur vierten Stufe, also dem automatisierten Fahren, ausgebaut werden. Beim sogenannten Lkw-Platooning sollen sie in Kolonnen fahren, bei denen nur der vorderste Lkw von einem*r Fahrer*in begleitet wird. Die folgenden Lkws werden durch Vernetzung und ständigen Datenaustausch gesteuert. Diese Technik soll bereits in den nächsten Jahren auf die Straßen gebracht werden. Für viele künftige Nutzer*innen ist das Interesse an tatsächlich fahrerlosen Lkws allerdings deutlich größer. Das geht aus einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt hervor.

Künstliche Intelligenzen (KI) – noch ein weiter Weg

Die Entwicklung von KIs geht allerdings noch weiter. Automatisierte und autonome Techniken stellen lediglich einen Teil davon dar. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Anwendungen und Forschungsfelder, wie Robotik oder Bild- und Sprachverarbeitung.

„Narrow Artificial Intelligences“, also schwache künstliche Intelligenzen, können lediglich eine spezifische Sache gut, erklärt Marco Huber. Das Ziel sei es, sogenannte „General Artificial Intelligences“ zu entwickeln. Wie der Mensch sollen auch diese viele Dinge gut können, wie Gespräche führen, putzen und Auto fahren.

„KI-Systeme heute sind Spezialisten, die können eine Sache sehr gut, aber alles andere eben nicht.“ 

Professor Marco Huber

Die Entwicklung mache Fortschritte, aber man sei noch weit entfernt von der anvisierten starken künstlichen Intelligenz, stellt Marco Huber klar.

Einige Fragen bleiben noch offen

Für Entwickler*innen und Programmierer*innen stellen sich immer häufiger ethische Fragen. Denn in vielen Situationen entscheidet der Mensch beim Fahren intuitiv. Diese Fähigkeit haben autonome Fahrzeuge nicht. Besonders in unausweichlichen Unfallsituationen stellt das Programmierer*innen bereits im Voraus vor die Frage, welche Entscheidungen das Auto treffen muss.

2017 hat die Ethik-Kommission des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur einige bedenkliche Fragen zum automatisierten und vernetzten Fahren diskutiert. In einem Bericht wurden die Ergebnisse veröffentlicht, die nun als rechtliche Grundlage für automatisierte Fahrzeuge dienen. So darf in einer Unfallsituation keine Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen wie Alter oder Geschlecht stattfinden. Auch eine Aufrechnung der Opferzahl ist verboten.

Allerdings konnten nicht alle Fragen endgültig geklärt werden. Für autonome Fahrzeuge ergeben sich damit nur ansatzweise Lösungen. „Die ultimative Lösung gibt es definitiv noch nicht“, wie auch Marco Huber erklärt.