Wie die Parteien unseren Planeten retten wollen
Das Klimaschutzgesetz aus dem Jahr 2019 ist verfassungswidrig, das hat das Bundesverfassungsgericht Ende April beschlossen. Das Gesetz sei in Teilen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar und müsse nachgebessert werden. Daraufhin legte die Bundesregierung ein neues Klimaschutzgesetz vor, das die Ziele verschärft. Die Treibhausgasemissionen müssen anstatt um 55 mindestens um 65 Prozent reduziert werden. Außerdem soll Deutschland fünf Jahre früher, also 2045 statt 2050 klimaneutral werden.
Umfragen des Meinungsforschungsinstituts YouGov bestätigen, dass die Klimapolitik dieses Jahr eine bedeutende Rolle für die Bevölkerung spielt. Besonders, da am 26. September die Bundestagswahl stattfindet. Knapp drei Viertel der Befragten finden, die Einstellung zum Klima der jeweiligen Partei sei sehr wichtig oder wichtig für die eigene Wahlentscheidung. Fünf der sechs Parteien aus dem Bundestag haben das verstanden: Maßnahmen zum Klimaschutz dominieren ihr Wahlprogramm. Die AfD schreibt in ihrem Grundsatzprogramm, dass Klimaschutzpolitik nur auf hypothetischen Klima-Modellen basiere und liefert somit auch keine Maßnahmen, um die Erderwärmung zu stoppen. Deshalb haben wir mit den vier Parteien gesprochen, die sich mit dem Klima befassen und die besten Umfragewerte für die Bundestagswahl 2021 haben, die CDU, SPD, FDP und die Grünen. Wie wollen sie unsere Welt retten? Wie bringt man die Menschen dazu Emissionen zu reduzieren, indem sie vom Flugzeug auf die Bahn umzusteigen? Und wie dazu auf Fleisch zu verzichten?
Die Weltuhr tickt
Alle Kandidat*innen im Video halten Klimapolitik für ein wichtiges Thema, aber in der Umsetzung und den Maßnahmen unterscheiden sie sich stark. Aber welche Partei geht nun den richtigen Weg? Line Niedeggen, Pressesprecherin von Fridays for Future, sagt: „Keine Partei hat bisher untersucht, was wirklich getan werden muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken”. Doch die Uhr tickt. Das Mercator Research Insitut on Global Commons and Climate Change stellt fest, dass in 24 Jahren unser CO2-Budget aufgebraucht ist. Wenn wir bis dahin nicht klimaneutral sind, überschreiten wir die kritische Grenze von 1,5 Grad. Warum ein halbes Grad mehr schon den Tod für viele Arten bedeutet und was hinter dem 1,5 Grad Ziel steckt, erfahrt ihr in unserem Podcast.
Spätestens bei dieser Grenze muss die Erderwärmung gestoppt werden, sagt auch der Weltklimarat. Die Folgen des Klimawandels sind jetzt schon spürbar durch mehr hintzebedingte Todesfälle und das Aussterben ganzer Arten. Wenn das so weitergeht, sagt der World Wide Fund For Nature (WWF) voraus, würden wir die Lebensgrundlage von mehreren hundert Millionen Menschen vernichten. Es steht zu viel auf dem Spiel, um noch zu warten. Die Emissionen in Deutschland müssen in den nächsten fünf Jahren drastisch eingeschränkt werden, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, zeigt eine Studie des Wuppertal Instituts. „Das kann nur eingehalten werden, wenn die kommende Bundesregierung ihre Politik konsequent auf das Ziel eines klimaneutralen Energiesystems bis 2035 ausrichtet", so der wissenschaftliche Mitarbeiter des Wuppertaler Instituts Sascha Samadi. Die kommende Bundestagswahl entscheidet also darüber, ob wir die Erderwärmung stoppen können oder nicht.