Gehaltsobergrenze? Jetzt! Bitte, Danke!
„Sala, lösch das bitte“ – Worte und Bilder, die sich Mitte Mai wie ein Buschfeuer verbreitet haben. Salomon Kalou, damals noch aktiver Spieler für Hertha BSC, offenbarte der Öffentlichkeit, dass Fußballer nicht nur den Ball, sondern auch die Hygieneregeln mit Füßen treten. Spieler, die sich in der Kabine über die Corona-bedingten Gehaltseinbußen beschweren, setzten dem Ganzen noch die Krone auf. Doch das Video war nicht mehr, als eine Fortsetzung der Entwicklungen der vergangenen Jahre. Luxuskarossen, goldene Steaks oder per Privatjet eingeflogene Friseure. Fußballspieler leisteten sich in der Vergangenheit einige Angebereien. Fans und Vereinsverantwortliche versöhnten sich trotzdem schnell wieder mit ihnen. Zu wichtig sind ihre Leistungen für den Herzensklub auf dem Platz. Gelernt haben die „Starspieler“ daraus nur selten. Zu groß die Zahlen auf dem Kontoauszug und zu klein die Folgen des skandalösen und protzigen Verhaltens.
Liegt die Lösung in einer Gehaltsobergrenze?
Natürlich gibt es auch Vereine – wie jüngst Union Berlin bei Sebastian Polter – die unangemessene Verhaltensweisen der Spieler dementsprechend sanktionieren. Und natürlich gibt es vermutlich mehr Spieler, die sich anständig verhalten. Doch der kleine Teil der Spieler, die immer wieder aus der Reihe tanzen, sorgt dafür, dass Diskussionen um überhöhte Spielergehälter weiterhin befeuert werden. Um die Debatten auszulöschen, wird der Ruf nach einer Gehaltsobergrenze immer lauter. Auch DFB-Präsident Fritz Keller spricht sich dabei klar für eine Gehaltsobergrenze aus. „Wenn einige Fußballer Bilder aus Learjets oder Luxuskarossen in den sozialen Netzwerken posten, hat das mit einer Vorbildfunktion nichts zu tun."
Es ist genau jene Vorbildfunktion, der sich all die Riberys, Sanchos oder Kalous nicht bewusst sind. Gerade in der aktuellen Zeit wird dies deutlicher denn je. Während Millionen von Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, beschweren sich ein paar gegen den Ball kickende Millionäre über ihre Gehaltseinbußen, die sie vom Kauf des fünften Sportwagens abhalten.
Die Corona-Pandemie als Chance: Jetzt oder nie!
Teils freiwillig und teils dem Druck der Öffentlichkeit geschuldet, verzichten Spieler und Trainer aktuell also auf Teile ihres Gehalts. Existenzängste? Fehlanzeige! Das monatliche „Fußballer-Kurzarbeiter-Geld“ übertrifft in vielen Fällen weiterhin das Jahreseinkommen von vielen hart arbeitenden Menschen. Ganz nebenbei sorgte die Pandemie auch bei Verbänden und Vereinen für einen „Aha-Effekt“. Plötzlich fehlen wichtige Einnahmen. Die astronomischen Summen, die in der Vergangenheit für Spielergehälter ausgegeben wurden, tun jetzt so richtig weh. Die Einführung einer Gehaltsobergrenze macht also plötzlich nicht nur aus moralischen Gründen Sinn, sondern auch aus Finanziellen!
Der Anstoß für eine dauerhafte Gehaltssenkung ist durch diesen Gehaltsverzicht gegeben. „Ballflachhalten“ ist daher die falsche Taktik. Vielmehr sollte der Angriff auf eine Gehaltsobergrenze sofort vollzogen werden. Doch dies muss über Ländergrenzen hinaus einheitlich geschehen. Es bringt nichts, wenn der DFB eine Gehaltsobergrenze einführt, Spieler in England, Spanien oder Italien aber weiterhin das Dreifache verdienen!
Auch würde eine Einführung der Gehaltsobergrenze wohl nichts an dem von Geldgeilheit überstrahlten Image des Fußballs ändern. Doch geringere Gehälter könnten ein erster Schritt sein, um Spielern klar zu machen, in welcher Rolle sie sich befinden.