Immer mehr Kleinkinder in Tagesbetreuung
Am 14. Dezember hat der Bundestag das „Gute-Kita-Gesetz“ verabschiedet. Zum Jahresbeginn 2019 trat es in Kraft. 5,5 Milliarden Euro wird der Bund den Ländern für den Kita-Ausbau bis 2022 zur Verfügung stellen. Mehr Geld wurde noch nie in den Ausbau und die Qualität von Kindertagesstätten investiert. Trotzdem ist das Gesetz sehr umstritten.
Basierend auf einer Erhebung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, soll dazu in folgender Datenanalyse die Entwicklung der Anzahl der Kinder und des Personals in den vergangenen Jahren untersucht werden.
Die Zahl der Kinder, die in Kitas, Krippen oder von einer Tagesmutter betreut werden, steigt. 2017 waren es deutschlandweit insgesamt 442.093 Kinder. Davon waren 89.320 unter 3 Jahre alt. 276.887 Kinder waren im Alter von 3 bis unter 6 Jahren und 75.886 Kinder waren 6 bis unter 14 Jahre alt. Kleinkinder, also Kinder unter drei Jahren machen mittlerweile einen Anteil von 20% aller betreuten Kinder aus. Die Zahl der Kleinkinder hat sich von 2007 auf 2017 beinahe verdreifacht. Die große Mehrheit der in Kindertageseinrichtungen betreuten Kinder ist allerdings nach wie vor im „klassischen Kindergartenalter“ von 3 bis unter 6 Jahren.
Die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr im August 2013 gab der Entwicklung noch einmal einen Schub: Am 1. März 2014 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 76.295 unter Dreijährige in Kindertageseinrichtungen oder einer Kindertagespflege betreut. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von rund 12%.
Der seit 2007 kontinuierlich zunehmende Betreuungsbedarf für Kinder unter drei Jahren erforderte in den vergangenen Jahren einen Ausbau der Betreuung in Baden-Württemberg. Landesweit gibt es aktuell rund 9.000 Einrichtungen für die Tagesbetreuung von Kindern. Dazu kommen knapp 7.000 Tagespflegepersonen. Auch diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen.
Der Ausbau der Betreuung von Kindern unter drei Jahren und die längeren durchschnittlichen Betreuungszeiten spiegeln sich deutlich in der Entwicklung des Personals wider. Die Zahl der Betreuer in Kindertageseinrichtungen und der Tagespflegepersonen ist von 2007 auf 2017 um mehr als 41.000 gestiegen. Insgesamt waren 2017 mehr als 95.000 Personen beschäftigt. Davon sind jedoch knapp zwei Drittel nur in Teilzeit tätig.
Es wurden nicht nur zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher eingestellt, sondern auch neue Ausbildungsgänge eingerichtet, beispielsweise zum Kindheitspädagogen.
Laut Bundesfamilienministerium sind jedoch nicht nur das Platzangebot, sondern auch die angebotenen Betreuungsumfänge für Eltern ein wichtiges Thema. Im Vordergrund steht dabei die Möglichkeit einer ganztägigen Betreuung. Daher wurden auch derartige Angebote in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und 2017 von 113.067 Kindern im Land in Anspruch genommen. Das sind mehr als ein Viertel aller insgesamt betreuten Kinder.
In der Kindertagespflege werden schwerpunktmäßig vor allem Kleinkinder betreut. Für diese wird meist eine Ganztagsbetreuung von über sieben Stunden in Anspruch genommen. Die Betreuung übernehmen knapp 7.000 Tagespflegepersonen. Dies sind überwiegend Tagesmütter, nur 186 der Tagespflegepersonen sind Männer. Die Anzahl der betreuten Kinder je Pflegeperson liegt bei durchschnittlich drei Kindern.
Geht man von den Wünschen der Eltern aus, fehlen laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln für 11,1% der unter Dreijährigen Kinder in Baden-Württemberg Betreuungsplätze. Auch bei etwa der Hälfte der Eltern von Drei- bis Fünfjährigen unterschreitet die tatsächliche Betreuungszeit die von ihren Eltern gewünschte um mindestens fünf Stunden pro Woche. Zudem hat ein Teil der Eltern von Grundschulkindern bis unter elf Jahren einen ungedeckten Betreuungsbedarf.
Das „Gute-Kita-Gesetz“ legt eine lange Liste von Handlungsfeldern fest. Im Vordergrund stehen eine bessere Qualität der Einrichtungen und die finanzielle Entlastung der Eltern. Für einen besseren Betreuungsschlüssel reicht es allerdings nicht.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg rechnet damit, dass die Zahl der Kinder unter drei Jahren noch zwei Jahre lang steigt, ab 2020 aber abnimmt. Erhöht sich allerdings die Nachfrage der Eltern nach Kleinkindbetreuungsverhältnissen, entstünde auch hier längerfristig Ausbaubedarf.