Das neue Geld im Netz
Der Bitcoin eilt von einem Kursrekord zum nächsten, doch bald droht Konkurrenz von Facebook. Das Unternehmen möchte seine Währung Diem nennen und soll von der Diem Association, einer Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz, verwaltet werden. Neben Facebook gehören auch weitere Unternehmen wie Spotify und Uber der Gesellschaft an.
Facebook betont, dass Diem inklusiv und allen zur Verfügung stehen solle. Insgesamt 1,7 Milliarden Menschen, umgerechnet 31 Prozent der Weltbevölkerung, haben momentan keinen Zugriff auf das klassische Bankensystem. Der Diem soll dies ändern und so 95 Millionen neue Jobs schaffen, wie eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey 2016 berichtet. Auch sollen Überweisungen über Landesgrenzen hinweg schneller und günstiger werden.
Warum überhaupt Kryptowährungen?
Mit dem Aufkommen des Internets wurden Menschen immer abhängiger von Zahlungsdienstleistern wie PayPal oder Banken. Von Kryptowährungen ist man zwar genauso abhängig, aber als dezentral organisierte Währung gibt es keine Person oder Organisation, die Bitcoin kontrolliert. Damit kann kein Nutzer ausgeschlossen werden. Dadurch können Kriminelle aber auch Kryptowährungen leichter für Geldwäsche und andere illegale Aktivitäten missbrauchen. Da Kryptowährungen jedoch nicht anonym sind, können solche Transaktionen verfolgt werden Strafverfolgungsbehörden können die Identität spätestens dann feststellen, wenn das digitale Geld auf ein normales Bankkonto überwiesen wird. Kryptowährungen unterliegen extremen Kursschwankungen, da diese oft als Spekulationsobjekt wahrgenommen werden. Außer sie werden an eine traditionelle Währung gekoppelt.
Kritik von Staaten und Datenschützern
Die Ankündigung des Diem löste Kritik seitens der Zentralbanken aus. Diese befürchten, dass durch den Diem die Stabilität traditioneller Währungen, wie dem Euro, gestört wird. Selbst der ehemalige US-Präsident Donald Trump kritisierte die Pläne und forderte Facebook auf, eine Banklizenz zu beantragen. Welche Gesetze in Bezug auf Geldwäsche, Datenschutz und Handel für Diem gelten, ist noch nicht klar. In den meisten Staaten, unter anderem Deutschland, hat der Staat ein Monopol auf die Währung und hat dadurch zumindest theoretisch die Möglichkeit, den Diem zu verbieten. Kritik gibt es auch an dem digitalen Portemonnaie, Novi, mit dem der Diem gehandelt werden soll. Denn: Novi soll direkt in Facebook und WhatsApp integriert werden. Datenschützer*innen sehen darin eine Gefahr: Könnten so die Daten von Facebook und WhatsApp um die finanziellen Daten von Diem erweitert werden? Besonders bei einem Unternehmen wie Facebook, das für vergangene Datenleaks bekannt ist, gilt es vorsichtig zu sein.
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Blockchain macht es möglich
Bitcoin basiert auf einer sogenannten Blockchain. Dabei werden die Daten nicht zentral bei einer Organisation gespeichert, sondern gleichzeitig auf vielen verschiedenen Computern. Die Daten werden in verschiedene Blöcke aufgeteilt und im Netzwerk gleichmäßig verteilt. Nutzer*innen werden mit Bitcoins belohnt, wenn sie Rechenleistung zur Verfügung stellen. Mining (so wird dieser Prozess genannt) verbraucht sehr viel Rechenleistung, da komplizierte Berechnungen durchgeführt werden. Dafür müssen die Nutzer*innen lediglich ein Programm installieren und eine Internetverbindung haben. Es gibt keine geographischen oder rechtlichen Voraussetzungen.
Diese Rechenleistung erfordert wiederum viel Energie. Bitcoin verbraucht damit inzwischen mehr Strom als die gesamten Niederlande, wie eine Studie der Universität Cambridge herausfand. Einen Großteil der Kosten beim Mining macht der Energieverbrauch aus. Deshalb werden meist Standorte mit geringen Stromkosten gewählt, welche durch erneuerbare Energien zustande kommen. Island wurde so zu einem Hotspot für das Bitcoin Mining. 80 Prozent der Bitcoins werden deshalb mit erneuerbaren Energien erzeugt.
Es kann zu keinem Verlust an Daten, durch einen Fehler an einem zentralen Ort, kommen, da die Daten dezentral verteilt sind. Dennoch wurden in der Vergangenheit schon neue Datenblöcke falsch in das System verteilt, als durch ein Softwareupdate neu generierte Bitcoins vom alten System nicht akzeptiert wurden. Dieser Fehler konnte nur dadurch behoben werden, dass alle großen Miner (so werden die Personen oder Organisationen genannt, welche Rechenleistung zur Verfügung stellen) zusammengearbeitet haben und ein neues, verbessertes Softwareupdate von allen großen Minern benutzt wurde. Möglich war dies nur durch die Kooperation großer Miner. Dass diese in Zukunft immer gegeben ist, scheint allerdings fraglich. Was passieren würde, wenn dem nicht so wäre, ist nicht sicher. Im schlimmsten Fall wäre Bitcoin nicht mehr als Währung zu gebrauchen. Nicht nur durch technisches Versagen des Systems kann man den Zugriff auf seine Kryptowährung verlieren, sondern auch durch das Verlieren oder Vergessen seines Passworts, da es nicht immer eine Option zum Zurücksetzen des Passworts gibt.
Diem – vorerst keine Konkurrenz
Durch Facebook hat Diem schon 2,7 Milliarden potenzielle Nutzer*innen. Trotzdem könnte Diem starke Konkurrenz von staatlicher Seite bekommen. Sowohl die europäische als auch die amerikanische Zentralbank arbeiten an Konzepten für eigene Kryptowährungen, während in China die Entwicklung eines digitalen Yuan bereits weit fortgeschritten ist. Ob sich der Diem dagegen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Der Kurs des Diem ist an den US-Dollar gekoppelt und daher stabiler als Bitcoin. Er eignet sich daher besser für den Zahlungsverkehr. Das bedeutet aber auch, dass der Diem sich für Investoren weniger eignet als der Bitcoin, weil keine großen Kursanstiege zu erwarten sind. Der Diem wird daher eher eine Konkurrenz für PayPal und Banken sein als für den Bitcoin. In Ländern mit einer stabilen Währung führt der Diem daher wahrscheinlich nicht zu rapiden Veränderungen, da es für die Menschen und die Wirtschaft keinen Grund gibt auf eine andere Währung zu wechseln. In Entwicklungsländern könnte dies allerdings anders aussehen. Gerade dort könnte es ein Vorteil sein, dass der Diem von keiner Regierung kontrolliert wird, da so instabile Systeme keine Gefahr für die Besitzer der Währung darstellen.
Ob Diem dieses Jahr noch veröffentlicht wird, ist fraglich. Bisher sind bei keiner Regierung Anträge auf Genehmigung eingegangen. Nach dem Start von Diem wird es noch lange dauern, bis der Diem sich etablieren kann, sofern er dies überhaupt schafft. Daher erwarte ich nicht, dass der Diem dieses oder nächstes Jahr einen wirklichen Einfluss auf unser Leben haben wird.