„Wie soll das denn gehen – türkische Maultaschen? Ist da Dönerfleisch drin oder was?!“
Einmal „Herrgottsbscheißerle“ auf türkisch, bitte!
Ein leckerer Nudelteig ummantelt ganz zart etwas Hackfleisch, angebratene Zwiebeln und eingeweichtes Brot. So kennt man die Spezialität aus dem Schwabenländle. Naja okay. Zugegeben, die vegetarische Variante kennt man auch. Doch nicht nur bei den Schwaben gibt es Maultaschen! Auch die Türken haben diese Geschmacksexplosion auf ihrer Karte stehen. Mit dem Unterschied, dass diese nicht „Maultaschen“, sondern „Manti“ heißen. Schon beim Schreiben von Manti am Laptop wird mir das Wort rot angestrichen. Vorgeschlagen wird mir stattdessen „Mantik“, was so viel wie „Wahrsagerei“ bedeutet. Und eines kann ich vorhersagen: Manti schmeckt mindestens genauso gut wie Maultaschen – wenn nicht sogar besser! Der ein oder andere Schwabe schüttelt jetzt bestimmt den Kopf, während er*sie in eine vertrocknete Brezel beißt und sich fragt:
So zumindest war die Reaktion meiner Freundin Julia, die jedes Jahr auf dem Wasen die deutsche Tradition lebt, „Hulapalu“ mitsingt und dabei ein Lebkuchenherz mit ihrem Namen um den Hals trägt. Mit türkischen Gerichten hat sie sonst nicht viel am Hut. Um die Frage zu beantworten: Nein, da ist kein Dönerfleisch drin. Wobei der Gedanke keine Abneigung in mir auslöst. Traditionell handelt es sich bei Manti um Mini-Teigtaschen gefüllt mit Hackfleisch. Das war’s. Serviert wird das Gericht mit Naturjoghurt und einer Paprikapulversoße, die von allen „Essensgöttern“ gleichzeitig geschaffen wurde. Für diejenigen, die gerne kein Stück Kuh in ihrem Mund hätten, gibt’s den ganzen Spaß auch mit einer Kartoffelfüllung in etwas größeren Teigtaschen. Hört sich ziemlich trocken an - ist es aber nicht! Für den guten Rutsch sorgt der Naturjoghurt.
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Ach ja und übrigens: Hier ist noch ein Video, wie Manti gemacht wird – mit anschließender Schwabenprüfung:
„Es gibt nichts Geileres! Ich könnte das morgens, mittags und abends essen!“
Ich habe wirklich niemanden bestochen, damit er oder sie das sagt. Diese Worte kommen von meinem Freund, der fast nichts anderes als die türkische Küche kennt.
Genau wie er gegenüber deutschen Gerichten irgendwelche Vorurteile hat, haben das einige Deutsche auch gegenüber der türkischen Küche. Das Lustige ist nur, dass bei vielen Gerichten die Ähnlichkeit so groß ist, dass sie sich lediglich an ihrer Würzmischung und im Namen unterscheiden. Das ist so, als wäre eine Katze im Hundekostüm keine Katze mehr. Trotzdem lachen alle darüber und finden es süß.
Es gibt nicht nur Ähnlichkeiten bei deutschen und türkischen Gerichten, sondern auch in anderen Kulturen.
„Im Grunde genommen sollte man offen für Neues sein und mal probieren, bevor man gleich urteilt.“
Man trägt ja auch nicht jeden Tag dieselbe Hose, sondern zieht auch mal was anderes an. So ist es auch mit Essen – zumindest wünsche ich mir das. Patrick Marovic hatte eine riesige Abneigung gegenüber meinen gefüllten Weinblättern oder auch „Sarma“, wie man es eigentlich nennt. Nein, nicht „Samra“ wie der Rapper, sondern „Sarma.“ Nachdem ich ihn überzeugt habe, es mal nur mit der Zungenspitze zu probieren, ist er mittlerweile ein absoluter Fan geworden. Also überwindet euch und ran an die Mantis!