Türken-Schwäbisch. Gibt´s das?
Eine Sprache zu lernen ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn es sich dabei um die deutsche Sprache handelt. Der, die das & Co. können da schon mal zu Stolpersteinen werden. Aber wie muss es erst den Menschen gehen, die Deutsch lernen wollen, (aus Versehen) dann aber ins Herrschaftsgebiet der Hardcore-Schwaben ziehen? Ich, geboren und aufgewachsen in Deutschland, habe selbst noch einige Probleme, die wirklichen Ur-Schwaben zu verstehen. Oder hättest du gewusst, dass „Schleckhaf“ ein Topf mit Süßigkeiten meinen soll.
Türken-Schwäbisch gibt's wirklich
Meine Oma lebt seit einigen Jahren in Deutschland. Genauer gesagt kam sie mit 14 Jahren hier her, weil mein Uropa in Deutschland eine gute Arbeitsstelle gefunden hatte. Perfekt Deutsch kann sie nicht, aber es reicht, um sich zu verständigen, was sie mithilfe eines Mischmasch aus Türkisch, Deutsch und Schwäbisch tut. Die schwäbischen Nachbarn schmunzeln immer vor sich hin, wenn sie sich mit meiner Oma unterhalten. Sie finden es gar süß, dass sich die Kultur der Schwaben in einer sonst sehr konservativen Türkin wiederfinden lässt. Da kommt meine Oma gerne mal mit: "Unsere Komşu Hilde war vorher da. Die isch supr!" an. Damit meint sie nur, dass die Nachbarin Mayer bei ihr war und dass sie die Hilde super findet. Auch meine Mutter und ich sprechen oftmals so. Freund*innen und Bekannte Freund*innen und Bekannte staunen da öfter mal nicht schlecht, wenn sie uns schwäbeln hören. Einige türkische Wörter schleichen sich natürlich auch rein, weil man das deutsche Wort dazu im Moment nicht parat hat. Es entstehen dann eben Sätze wie: „Hasch du mol Salca für mich?“ was so viel wie „Hättest du Tomatenmark für mich?“ bedeutet. So ist das halt beim Türken-Schwäbisch. Zugegeben: Manchmal hört es sich sogar für uns echt komisch an.
Die schwäbische Integration
Ein Salat aus Sprachen, die aber trotzdem bei der Verständigung helfen. Das Türken-Schwäbisch taucht auch beim Thema „Essen“ wieder auf. Serviert wird dann querbeet. Da finden sich eben auch schon mal die Schupfnudeln neben den gefüllten Weinblättern auf dem Tisch wieder. Das Türken-Schwäbisch ist der Beweis, dass ein Gemisch aus zwei Kulturen, ob nun nur in der Sprache oder auch beim Essen, funktioniert. Klar ist, dass eine 100-prozentige Integration bei meiner Oma nie stattfinden wird, sie sich aber sehr viel Mühe damit gibt. Besonders glücklich und stolz ist sie, wenn gerade die schwäbischen Nachbarn nach einem türkischen Rezept fragen. So entsteht eine gegenseitige Integration. Das Türken-Schwäbisch darf man sich nicht als feste Sprache mit einer Struktur und bestimmten Regeln vorstellen. Es geschieht eher unbewusst und aus dem Affekt heraus.
Eine weitere Folge der Kolumne „Das türkische Schwabenkind“ findest du hier.