Die Spirale der Spielsucht
Unter Spielsucht, auch als pathologisches Spielen bezeichnet, versteht man die Unfähigkeit eines Betroffenen, dem Impuls zum Glücksspiel zu widerstehen. Spielsüchtige verbringen Tage oft stundenlang in Casinos, um ihr Bedürfnis zu befriedigen. Dabei nehmen sie berufliche und private Konsequenzen in Kauf, die die eigene Existenz bedrohen können. Die Betroffenen befinden sich in einer sogenannten Verhaltenssucht. Von den Krankenkassen wird das zwanghafte Spielen deshalb auch seit 2001 als eine eigenständige Krankheit anerkannt.
Neben Sportwetten, Karten- und Casinospielen sind vor allem die Geldspielautomaten bei den Süchtigen sehr beliebt. In der Regel entscheidet bei diesen Spielen der reine Zufall über den Ausgang, nicht etwa das eigene Können. Doch diese rationale Denkweise fehlt den pathologischen Spielern. Viele glauben, durch bestimmte Strategien einen Einfluss auf den Spielerfolg zu haben.
Die drei Stadien der Spielsucht
Im positiven Anfangsstadium spielt der Betroffene nur unregelmäßig. Er entwickelt positive Empfindungen vor und während des Zockens, hat sich aber noch zu jeder Zeit unter Kontrolle. Der Spieler geht hier weiterhin seinen Alltagsverpflichtungen nach. Allerdings werden erste Wunschgedanken entwickelt, durch das Spielen große Gewinne einzufahren. Damit beginnt langsam der Bezug zur Realität verloren zu gehen.
Durch das Gewöhnungsstadium vollzieht sich ein Kontrollverlust beim Betroffenen. Gewinne verschaffen ihm ein großes Glücksgefühl, Verluste werden verheimlicht und relativiert. Er muss häufig an das Spielen denken und beginnt, Freunde und Familie dafür zu vernachlässigen. Aus dem Gelegenheitsspieler ist ein Problemspieler geworden, der für seine Sucht ein Netzwerk aus Lügen aufbaut.
Am Ende kommt der Beteiligte in das Suchtstadium. Dieses zeichnet sich durch wiederholtes tagelanges Spielen aus. Der Exzessivspieler hat einen vollständigen gesellschaftlichen Rückzug hinter sich, viele Betroffene haben nun schon ihre Arbeit und Freunde verloren. Hohe Schulden wurden angehäuft, die unter normalen Umständen nicht mehr zurückgezahlt werden können. Der Süchtige hat mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen, im schlimmsten Fall sogar mit Selbstmordgedanken.
Wie Glücksspiele süchtig machen
Es gibt viele Faktoren, die für eine Glücksspielsucht verantwortlich sind. Vereinfacht kann man sie in drei Kategorien einteilen: das Charakteristikum einer Person, die Umwelt und das Prinzip des Glücksspiels.
Menschen mit bestimmten stark ausgeprägten Charaktereigenschaften wie hoher Risikobereitschaft und Impulsivität sind besonders anfällig für Glücksspiel. Außerdem können spezielle Lebensereignisse wie schwierige Kindheiten ausschlaggebend sein. Auch das Geschlecht und Alter spielen eine Rolle, genauso wie Erbanlagen und Vorerkrankungen.
Beim Faktor Umwelt besitzen das familiäre Umfeld und die Arbeits- und Lebensverhältnisse für die Sucht eine große Bedeutung. Gibt es beispielsweise viele Bekannte, die regelmäßig Glücksspiel betreiben, wird dadurch die eigene Gefahr deutlich erhöht. Des Weiteren präsentieren sich viele Glücksspielanbieter durch Werbung in verschiedenen Medienangeboten und locken so neue Kunden an.
Glücksspiele sind so aufgebaut, dass ein Suchtpotential zu jedem Zeitpunkt besteht. Erreicht wird dieser Umstand durch die ständige Verfügbarkeit, sei es durch Apps oder nahezu durchgängig geöffnete Spielotheken. Auch die hohe Angebotsdichte und die psychologischen Wirkungen, die das Spielen beim Betroffenen hervorruft, sind für eine Abhängigkeit nicht unerheblich.
Behandlung einer Spielsucht
Vor dem Start einer Therapie werden in einem Erstgespräch alle Hintergründe zur Sucht geklärt. Danach folgt die dreimonatige Motivationsphase, in der der Betroffene von zwei Psychotherapeuten betreut wird. Ergänzend dazu finden wöchentlich Gruppensitzungen statt, um die Abhängigkeit aufzuarbeiten. Die abschließende Rehabilitation erfolgt in einem Zeitraum von neun bis zwölf Monaten. Hier werden die Therapieziele erarbeitet und Patienten auf die Zeit nach der Behandlung vorbereitet. Für ehemalige Spieler gilt dann das Gleiche wie für trockene Alkoholiker – von nun an müssen sie einen weiten Bogen um ihr Suchtmittel machen.