„Mit jedem Produkt im Einkaufswagen können wir einen Unterschied machen, wenn wir tierversuchsfreie Firmen konsequent unterstützen.“
Das doppelte Gesicht der Schönheit: der Preis, den Tiere zahlen
Stell dir vor, dein Leben zwischen Gittern zu verbringen, eingesperrt in einem Raum, in dem du kaum atmen kannst. Stell dir vor, du siehst jeden Tag die gleichen weißen Handschuhe, die dich herausziehen, und weißt bereits, was dich erwartet: Schmerz. Schmerzen, die so stark sind, dass du dir sogar den Tod als Fluchtweg wünschst. Wenn dein kurzes, leidvolles Leben endet, verstehst du endlich, wofür du geopfert wurdest: die Herstellung eines neuen Lippenstifts.
Dies ist das Schicksal von vielen Tieren, die mit einem einzigen Ziel gezüchtet werden: Tierversuche. Im Laufe der Jahre hat die Wissenschaft alternative Versuchsmethoden entwickelt. Diese Verfahren sind billiger, zeitsparender und tun niemandem weh. Warum gibt es dann noch Tierversuche in der Kosmetik?
Deutsche Zahlen
Trotz der Kosmetikverordnung, die diese verbietet, sind Tierversuche für kosmetische Zwecke leider noch aktuell. Nach den neuesten Daten des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) für das Jahr 2022, wurden in Deutschland rund 2 Millionen Tiere für Versuche eingesetzt, und 16 Prozent davon wurden durchgeführt, um die Toxizität von Chemikalien zu testen, wie von der Europäischen Chemikalienagentur im REACH-Gesetz festgelegt. Alternativmethoden können allerdings besser vorhersagen, wie unser Organismus auf Chemikalien reagiert, während die an Tieren durchgeführten Tests nicht immer auf den Menschen übertragbar sind. Es ist nicht vertretbar, das berechtigte Interesse der Menschen vor schädlichen Chemikalien geschützt zu werden, durch noch mehr Tierversuche zu befriedigen. Zahlreiche Stoffen sind seit Jahren bereits auf dem Markt. Zunächst muss dieses bereits vorhandene Wissen ausgewertet werden. Was die noch nicht getesteten Chemikalien betrifft, ist es sinnreicher, alternative Methoden anzuwenden. Wenn dies nicht möglich ist, ist es dennoch angemessen, sich die Frage zu stellen, ob es ethisch vertretbar ist, Tierleben zu opfern, für die Herstellung von kosmetischen Mitteln, auf die verzichtet werden kann.
Immerhin ist die Zahl niedriger als vor vier Jahren, jedoch noch zu hoch, wenn man bedenkt, dass wir über fühlende Individuen sprechen. Hinzu kommen die sogenannten „Überschusstiere". So bezeichnet man speziell für die Wissenschaft gezüchtete Tiere, die aufgrund ihres Alters oder Geschlechtes nicht verwendbar sind und "entsorgt" werden, weil sie als zu teuer gelten. Diese Tiere werden als reine Wegwerfware behandelt, was moralisch absolut nicht vertretbar ist.
Die Haltung von Versuchstieren wäre laut Roman Stilling von Tierversuche verstehen verhaltensgerecht, da die Tiere für den Erfolg der Versuche gesund und stressfrei sein sollen, wie er in einem Interview mit ardalpha erklärt. Ein optimaler Platz- oder Nahrungsangebot ist aber noch lange kein "Wohlbefinden", dieser Zustand ist für ein Tier, das Opfer von Versuchen ist, sicher nicht erreichbar.
Unser Beitrag
Auch dank des Beitrages von Tierschutzorganisationen wie PETA, werden immer mehr Menschen und Unternehmen für einen ethischen und bewussten Ein- und Verkauf von Kosmetika sensibilisiert. „Durch unsere Liste tierversuchsfreier Hersteller und Marken bieten wir die Möglichkeit, tierversuchsfreie Produkte zu entdecken“, sagt Sabrina Engel, Campaignerin gegen Tierversuche bei PETA. „Mit jedem Produkt im Einkaufswagen können wir einen Unterschied machen, wenn wir tierversuchsfreie Firmen unterstützen.“ Ob eine Firma dazu gehört, kann man am Siegel erkennen, aber hier ist Vorsicht geboten: Einige Firmen verkaufen nur einzelne Artikel mit dem tierversuchsfreien Siegel, andere Produkte werden an Tieren getestet.
Kosmetikunternehmen und Ethik
Beispiele für Kosmetikmarken, die nicht tierversuchsfrei sind
·Beiersdorf (NIVEA) · Benefit · LaRoche Posay
· Clarisonic · Clinique (Estee Lauder). · M.A.C.
· Estée Lauder · got2b (Henkel) · L'Oréal
· Bobbi Brown · Victorias Secret
Auf Anfrage zu einer Stellungnahme dieser Firmen, um ihren Beitrag zu einer tierversuchsfreien Welt zu überprüfen, war leider nicht möglich, eine Antwort zu erhalten. Wenn man sich mit ihrer etwas zweideutige Position zu diesem Thema befasst, erratet man den Grund.
Viele Kosmetikfirmen geben an, gegen Tierversuche zu sein. So weit, so gut, aber wenn man sich ihre internationale Verkaufsstrategie ansieht, werden all diejenigen, die auf ethische Verkäufe gehofft haben, bitter enttäuscht. Diese Marken handeln in Ländern, wo Tierversuche vorgeschrieben sind „China führt Tierversuche als Teil seiner Sicherheitsprüfung von Kosmetikprodukten durch. Wir lieben unsere Fans und möchten überall auf der Welt für sie da sein“, so argumentiert MAC für sein Handeln.
Die Marken behaupten, keine Tierversuche durchzuführen, eine Ungerechtigkeit zu akzeptieren bedeutet jedoch trotzdem, sie zu unterstützen.
Gewinn ist für Unternehmen wichtig, aber um welchen Preis? Die Mobilisierung von Regierungen zur Änderung von Gesetzen auf Kosten anderer Lebewesen sollte als Priorität betrachtet werden. Zu den Maßnahmen gehört auch die Entscheidung, nicht zu verkaufen, wenn dies auf ethische Weise nicht möglich ist.
Für eine grausamkeitsfreie Kosmetikwelt ist also noch einiges zu tun. Es ist wichtig, dass wir durch unsere Kaufentscheidungen und die Unterstützung innovativer Forschungsansätze einen Beitrag leisten. Tiere haben keine Stimme, aber sie empfinden Schmerz, und es liegt in unserer Verantwortung, dem ein Ende zu setzen.