Neuverfilmungen 3 Minuten

Und täglich grüßt der Pandabär

Eine Grafik eines winkenden Pandas der von einer Uhr umrahmt wird in Anlehnung auf das Cover von "Und täglich grüßt das Murmeltier".
Warum begrüßen uns im Kino eigentlich immer wieder die selben Figuren und Filme? | Quelle: Tom Geyer, Canva
06. Juni 2024

Süßes Popcorn oder doch lieber salziges? Völlig egal, denn in dieser Kolumne soll es um die wirklich spannenden Themen rund ums Kino gehen. Diese Folge dreht sich um den Neuverfilmungs- und Fortsetzungswahn der Filmindustrie.

Ich betrete das Kinogebäude. Vorbei an Filmplakaten und Pappaufstellern laufe ich die Treppe hoch. Und wie immer erwartet er mich bereits am Ende der Treppe. Po der Bär. Also da steht nicht wirklich der Pandabär aus den „Kung Fu Panda“-Filmen, sondern eine lebensgroße Statue. Po steht da in seiner coolen Kung-Fu-Pose bestimmt schon seit 2008, dem Jahr, in dem der erste Film der Reihe in den Kinos lief. Jetzt ist es 2024 und er steht immer noch hier. Mittlerweile läuft der vierte Film über ihn. „Krass“, denke ich. „Wie lange sich so eine Filmreihe halten kann, ist schon bemerkenswert.“

Ich gehe an Po vorbei zur Snacktheke. Wenig später stehe ich mit meinem Eimer voll gesüßtem Mikrowellenmais in der Schlange vor der Ticketkontrolle. „Ghostbusters“ lese ich auf einem Plakat an der Wand neben mir. Ich denke an die gefloppte Neuauflage von 2016. Puh, war das gruselig. Gruselig schlecht. Jetzt läuft aber tatsächlich schon der fünfte Film über die Geisterjäger im Kino. „Komisch“, denke ich. „War da nicht schon nach dem Zweiten Teil der Spuk vorbei?“ Naja, da scheiden sich wohl die Geister.

Immer wieder dieselbe alte Leier

Ich komme ins Grübeln. Gibt es eigentlich nur noch Fortsetzungen, Neuauflagen und Ableger erfolgreicher Filme? Ich habe das Gefühl, dass das Kino ständig von denselben ollen Kamellen heimgesucht wird. Originelle und neue Filme hingegen sieht man immer seltener auf der Leinwand. Disney ist wohl das beste Beispiel: Seit Jahren geistern die Realverfilmungen ihrer Zeichentrickklassiker durch die Kinos. Zuletzt „Arielle, die Meerjungfrau“, als Nächstes „Schneewittchen“, „Bambi“ und viele mehr. Die nicht totzukriegenden Geschichten wirken dabei wie seelenlose Zombieversionen der Originale. Apropos Untote: Die Macher der amerikanischen Auto-Actionreihe „Fast & Furious“ umgingen mit aufwendigen Techniken sogar den tragischen Tod eines Hauptdarstellers, um dessen Charakter und damit die Filme am Leben zu halten. Mittlerweile kommt die Reihe schon auf zehn Filme und ein Ende ist erst mit dem elften in Sicht. Dass die Filme bereits seit der ersten Fortsetzung kaum noch durch den TÜV kommen und seit einigen Jahren eindeutig einen Motorschaden haben, wird dabei gekonnt ignoriert.

Natürlich können Fortsetzungen und Neuverfilmungen auch gut sein, aber jetzt mal ehrlich: Zehn „Saw“-Filme? Zehn Horrorfilme, in denen es nur darum geht, dass Leute sich gegenseitig und selbst auf möglichst eklige Art und Weise verstümmeln? Ich säge mir meinen eigenen Fuß ab, wenn da noch eine originelle Geschichte erzählt wird. Aber warum werden alte Ideen so oft wieder ausgegraben, reanimiert und so lange künstlich am Leben gehalten, bis die Maschinen versagen? Haben die Filmschaffenden ihre Kreativität verloren? Sicher nicht. Zum einen gibt es dafür jedes Jahr genügend alleinstehende Werke, die das Gegenteil beweisen. Und zum anderen ist auch eine gewisse Kreativität vonnöten, um aus dem Stoff für einen Film fast ein Dutzend zu machen.

Keine Entwicklung der Neuzeit

Nein, den Leuten in Hollywood mangelt es nicht an Kreativität, sondern an Geld. Also nicht wirklich. Aber einfach immer wieder das zu machen, was schon mal viel Kohle eingebracht hat, ist natürlich weniger riskant, als dem Publikum etwas Neues aufzutischen. Lieber alter Schinken als saftiges Frischfleisch lautet die Devise. Und das ist auch keine Entwicklung der Neuzeit. Der elffache Oscarsieger „Ben Hur“ von 1959 beispielsweise wurde seit Beginn der 2000er Jahre bereits drei Mal neu verfilmt. Dabei ist der Film von 1959 schon die zweite Neuauflage des Ursprungsstoffes. Und die erste Version von 1907 ist eigentlich nur die Kopie des gleichnamigen Theaterstücks. Noch absurder wird es nur, wenn die Amerikaner ausländische Filme kurzerhand neu verfilmen, weil sie zu faul sind, zu synchronisieren oder Untertitel zu lesen. Aber ich schweife ab. Ich sitze endlich im Saal. Das Licht im Saal geht aus. Die Vorstellung beginnt. Auf der Leinwand sehe ich den Pandabären, der mich seit ich denken kann bei jedem meiner Kinobesuche begrüßt. Ich sehe „Kung Fu Panda 4“.