„Jeder darf essen, was er will, aber ohne Fleisch und ohne Bratwurst ist doch ein Leben gar nicht sinnvoll.”
Markus Söder: Wenn Schlagworte Inhalte ersetzen
Wenn es nicht gerade ums Gendern geht, ist einer dieser Freunde der freien Meinungsäußerung Bayerns Ministerpräsident ‒ Markus Söder.
Der Social Media Star
Es gibt nicht viele deutsche Politiker, die derzeit eine so hohe Bekanntheit genießen wie er.
Den meisten Menschen wird er ein Begriff sein ‒ gerade auch in Bezug auf Social Media. Dafür hat er sogar ein mindestens 3-köpfiges Team angestellt, und was Popularität angeht, kann er, was Klicks angeht, teilweise auch mit der AfD mithalten. Das ist für Politiker aus Parteien, die demokratische Werte vertreten, nichts Selbstverständliches.
Ein ganz bestimmtes Thema ist auf allen Plattformen präsent. Fleisch, beziehungsweise die Ablehnung von allen vegetarischen und veganen Alternativen. ,,Jeder darf essen, was er will, aber ohne Fleisch und ohne Bratwurst ist doch ein Leben gar nicht sinnvoll.” So Söder. Von zahllosen Videos über seinen Fleischkonsum bis hin zum Bashing von veganen Würsten ist alles dabei.
Sollte er dann mal doch aus Versehen etwas Veganes essen, wird ihm laut eigenen Aussagen so schlecht, dass er sich übergeben muss. Dass man so eine Meinung haben kann, ist eine Sache. Den Drang zu haben, sie in solch einer Frequenz immer wieder online teilen zu müssen, ist meiner Ansicht nach eher bedenklich, aber das wird er ja wohl noch sagen dürfen, oder?
Er äußert sich jedoch nicht nur auf Social Media zu diesem Thema. Erst im letzten Jahr behauptete Söder in einer Rede am ,,Politischen Aschermittwoch””, dass durch die Grünen in Münchener Kitas Fleisch, Fisch und Wurst verboten wurde. Eine Aussage, die einfach nicht stimmt. Die Grünen als Feindbild zu benutzen, oder etwas lockerer mit der Wahrheit umzugehen, ist für Söder allerdings auch nichts Neues. Meiner Meinung nach zeigt Söder so sehr deutlich, was für ein Typ Mensch er ist. Inhalte scheinen ihm egal zu sein, solange er polarisiert. Und heutzutage polarisiert man eben sehr gut, wenn man gegen ,,links” ist.
Bloß nicht links
Söder spricht von zwanghafter „Veganisierung“ und betont mehrmals: „Wo Grün regiert, da sei der Abstieg programmiert." Das zählt für ihn sowohl in Deutschland als auch in Bayern, weshalb für ihn auch keine Koalition mit den Grünen infrage kommt. Da ist für ihn die Partei der Freien Wähler unter Hubert Aiwanger natürlich die logisch bessere Wahl.
Aiwanger stand im Übrigen 2023 in der Kritik, in der 10. Klasse ein rechtsradikales Flugblatt verbreitet zu haben. Im Allgemeinen soll seine politische Haltung während der Schulzeit generell von „nationalistischem Gedankengut” geprägt gewesen sein.
So etwas ist für Söder aber kein Grund gewesen, ihn vom Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten zu entlassen.
„Wo Grün regiert, da sei der Abstieg programmiert”
Zu dieser Zeit musste er sich sowieso mit einer anderen „Bedrohung" beschäftigen – der Cannabislegalisierung. Sein sogenannter „freier Süden“ solle gleichzeitig auch frei von Drogen sein. Damit meint er natürlich nicht Alkohol, das wäre ja viel zu weit hergeholt, sondern Cannabis. Den Kampf gegen die Legalisierung hat er zwar verloren, aber abschaffen will er es nach wie vor.
Abschließend lässt sich sagen, dass Söder ein Verfechter der Freiheit und Selbstbestimmung ist, aber natürlich nur, solange man seine Meinung teilt. Hier kommt meine Meinung:
Es ist fragwürdig zu sagen, man stehe für Freiheit und sei gegen Verbote, wenn man gleichzeitig progressive Gesetzesänderungen blockieren, abschaffen oder verbieten will. Es ist fragwürdig, lieber mit Überspitzungen und Schlagworten zu arbeiten, anstatt mit inhaltlichen Argumenten und Fakten. Und vor allem ist es fragwürdig, in der heutigen politischen Welt, wo rechtsextreme Parteien mehr und mehr Macht bekommen, die Grünen immer wieder als größtes Feindbild zu porträtieren, nur um zu polarisieren. So jemand gehört meiner Meinung nach nicht in ein politisches Amt. Ich denke: Das werde ich ja wohl noch sagen dürfen!
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Viel geredet, wenig gesagt: Thomas Gottschalks Kampf gegen Kritik