„Ich war einsam, weil es keine Gemeinsamkeit zwischen Deutschland und meiner Heimat gibt.“
Wie Omran zu Katrin fand
Nachname, Vorname: AlBarghouth, Omran
Geburtsdatum: 07.02.1995
Geburtsland: Syrien
Ankunft in Deutschland: 01.02.2016
Bildungsprofil: Schulabschluss
Studium: Bauingenieurwesen in Damaskus (nicht abgeschlossen)
Sprachniveau: Deutsch B2
[Daten abgeändert]
Zahlreiche Ämter registrieren Ankömmlinge - die Geschichten dahinter bleiben jedoch verborgen. Um das zu ändern, erzählt Omran uns von seinen Gefühlen, als er in Deutschland angekommen ist.
Parallelgesellschaften und die Anonymität in der Großstadt
Trotz des ständigen Kontakts mit fremden Personen in einer Großstadt, fühlen sich Viele dennoch in der Masse isoliert. Dieses Gefühl bereitet einigen Menschen große Schwierigkeiten.
Kommt man neu in einer Stadt an, sucht man Anschluss bei Gleichgesinnten. Das kann beispielsweise im Studium, einem Sport- oder Musikverein oder einem Ehrenamt sein. Interessen und kulturelle Herkunft sind hier meist sehr ähnlich: Harmonie statt Reibung. Unter Seinesgleichen zu bleiben fällt meist einfacher und ist angenehmer, als die Herausforderung anzunehmen, sich auf fremde Kulturen einzulassen. Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen gehören jedoch seit Jahrzehnten zu unserem Stadtbild dazu.
Geflüchtete kommen meist ohne Sprachkenntnisse und soziale Kontakte in eine komplett fremde Stadt. Ohne eine aktive Integration bleibt ihnen keine andere Wahl, als sich mit anderen Flüchtlingen zusammenzuschließen. So bilden sich Parallelgesellschaften ohne Berührungspunkte zu Sprache, Kultur und Gesellschaft des Aufenthaltsortes.
Die Verteilung der Flüchtlinge auf einzelne Bundesländer richtet sich nach dem Steueraufkommen und der Bevölkerungszahl des jeweiligen Bundeslandes. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg bilden die Spitze. Die Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland und Bremen. Allein in Stuttgart lebten Ende Mai 2017 rund 7.700 Flüchtlinge in 125 Flüchtlingsunterkünften, aufgeteilt auf 23 Stuttgarter Stadtbezirke.
Im Jahr 2016 suchten 280.000 Menschen in Deutschland Zuflucht, im Jahr zuvor waren es 890.000. Ende August 2016 lebten in Stuttgart 8.117 Flüchtlinge - fast doppelt so viele wie im Jahr 2015.
Um den Flüchtlingen eine Plattform zu bieten, gibt es eine Vielzahl an Programmen mit dem Ziel, der Bildung von Parallelgesellschaften entgegenzuwirken.
Start with a Friend: Begegnung auf Augenhöhe
Ein Beispiel für den Einsatz nachhaltiger Integration ist der Verein „Start with a Friend“, unter anderem auch mit Sitz in Stuttgart. Dabei sollen Beziehungen zwischen Locals (hier: Stuttgarter) und Geflüchteten gefördert werden, sodass langfristig Freundschaften entstehen.
Die Locals geben den Flüchtlingen zu Beginn einen ersten Einblick in ihr persönliches Umfeld. Persönliche Interessen spielen bei der Zuteilung eines Partners eine entscheidende Rolle. Die Gemeinsamkeiten werden durch ein Vermittlerteam an den jeweiligen „Start with a Friend“-Standorten herausgefiltert.
Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Tandempartnerschaft sind Katrin und Omran. Katrin, Studentin aus Stuttgart, wurde durch „Start with a Friend“ an Omran vermittelt. Seit rund einem halben Jahr stehen beide miteinander in Kontakt. Doch was für ein Verhältnis ist in diesem Zeitraum entstanden? Und warum hat sich Katrin bei „Start with a Friend“ angemeldet?
„Ich finde es wichtig, mal über den Tellerrand zu schauen und Menschen zu begegnen, denen man normalerweise nicht über den Weg läuft.“
Gemeinsames Lachen. Voneinander lernen. Vertrautheit. All das, was eine Freundschaft ausmacht. Hier der Beweis, dass man dafür nicht aus demselben Land kommen muss; hier der Beweis, dass die Anonymität in Großstädten zwar ein Hindernis ist, aber kein Grund, sich nicht aus seiner Komfortzone herauszubewegen.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Mitmachen sind auf der Website von „Start with a Friend“ zu finden: https://www.start-with-a-friend.de