Was hat die Corona-Krise mit uns gemacht?
Zahlen von Worldometer und Statista schildern die schwierigsten Zeiten unseres Jahrhunderts – acht Millionen Infizierte, über 400.000 Tote, 174 Millionen Arbeitslose und 1,5 Milliarden von den Schulschließungen betroffene Kinder: Knapp ein Drittel der Weltbevölkerung befindet sich aufgrund von COVID-19 im Ausnahmezustand. Drei Monate nach Beginn der Corona-Pandemie hat sich eine weitere gesundheitliche Krise angebahnt. Laut Angaben der Experten führen tägliche Dosen von Corona-Nachrichten, Isolation und Angst bei vielen zur Entwicklung von Alltagskrankheiten. Wenn die Situation schwierig für einen gesunden Menschen sein kann, was passiert dann erst mit Kindern, mit schon Kranken und unter Depressionen oder Zwangsstörungen leidenden Menschen?
Abgesehen von den wenigen positiven Auswirkungen, wie weniger Feinstaub und Schadstoffe in der Luft, sind die negativen Folgen der ungewohnten Situation während der sozialen Isolation nicht zu vernachlässigen: Bei vielen Kindern äußern sie sich zum Beispiel in Angstzuständen, Depressionen und einem Gefühl der Unsicherheit. Die Probleme variieren je nach Altersstufe: Kindergartenkinder verstehen nicht genau was passiert, nehmen aber den Stress und die Angst ihrer Eltern auf. Schulkindern fehlt das Spielen im Freien und das Online-Lernen stellt für sie eine zusätzliche neue Herausforderung dar.
Zuletzt hat UNICEF in Bulgarien eine Studie abgeschlossen, an der mehr als 800 bulgarische Studenten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren teilnahmen. Das Ziel der Umfrage bestand darin, zu verstehen, wie Jugendliche die Pandemie erleben und ihre Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen herauszufinden.
Die Studie zeigt, dass junge Menschen im Ausnahmezustand doppelt so viel Angst und Unruhe und fünfmal mehr Langeweile erleben, und dass sich die Wut verdreifacht hat. Das Gefühl der Einsamkeit ist viermal größer geworden. Ein Ergebnis, das der bulgarische Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Skender Syla, in seiner Praxis bestätigen kann. Ihm zufolge erhalten die Experten ständig neue Anrufe von Kinderschutzabteilungen für Familien, die Beratung suchen.
Eine Befragung unter Psychotherapeuten in Stuttgart zeigt, dass sie eine Zunahme der Symptome durch die Ausbreitung des Virus bemerkt haben. Für Patienten mit Angststörungen verschlimmert sich die Krankheit – eine große Herausforderung, insbesondere wenn Betroffene nicht in Behandlung sind.
Putzen, Händewaschen und Ordnung halten gehören zu den Zwangsstörungen und mehr als je zuvor verstärken sie sich laut WHO-Angaben durch die Corona-Zeit. Öffentliche Gesundheitsnachrichten über das Reinigen von Oberflächen und das Händewaschen könnten einige Patienten mit einem Waschzwang denken lassen: „Wir hatten die ganze Zeit Recht“. Menschen mit Zwangsstörungen denken schnell an das schlimmste Szenario und stellen sich dieses im Kopf vor, anstatt sich auf die Realität zu konzentrieren. Befürchtungen, unter Quarantäne gestellt zu werden oder sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, und die Frage nach der Zukunft belaste sie stark, so Dr. Skender Syla.
Patienten mit Angststörungen beschäftigen sich vor allem mit alltäglichen Problemen wie zum Beispiel Geldmangel, Krediten und auslaufenden Fristen. Die chronische Angst davor, den Arbeitsplatz zu verlieren oder ihre Rechnungen nicht mehr zahlen zu können, verschlimmert ihren psychischen Zustand durch die Krise. Die Experten versuchen zu helfen, dies unter Kontrolle zu bekommen.
Hier ist der psychiatrische Rufbereitschaftsdienst zu finden:
https://www.telefonseelsorge.de
oder
TelefonSeelSorge rund um die Uhr und kostenfrei:
0800/111 0 111
0800/111 0 222
116 123
Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Bekämpfung ihrer Ausbreitung beeinflussen fast jeden Aspekt unseres Lebens: psychische Gesundheit, Bildung und zwischenmenschliche Beziehungen. Unsere Gesellschaft muss die Konsequenzen noch messen und nach Wegen suchen, um damit umzugehen.