„Es ist, wie wenn man ein neues Musikinstrument lernt“
Mit Feder und Tinte zum Wohlfühlen
„Heute ist ein Wetter, bei dem man es sich besonders gern hyggelig macht“, so begrüßt die leitende Dozentin Dorothée Steib ihren Kurs an einem grauen, regnerischen Donnerstag.
Hygge ist ein Bestandteil der dänischen Tradition und Lebensweise. Es beschreibt das Gefühl von Wohlbefinden, Harmonie und Gemütlichkeit. Die kuschelige Atmosphäre zuhause auf dem Sofa ist hyggelig. Natürliche Elemente im Einrichtungsstil gehören zu Hygge. Und nicht zu vergessen, Freunde und Familie: Die Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen beschreibt Hygge genauso. Mit diesem Begriff kann so ziemlich alles in Verbindung gebracht werden.
Auch in den Projekten des Kalligrafie Kurses spiegeln sich verschiedene Wahrnehmungen von Hygge wider. Um ihre Interpretationen verschriftlichen zu können, lernen die Studierenden die „Kunst des schönen Schreibens“.
Auf die Tinte, fertig, LOS!
Mit Feder, Pinsel und Tinte stürzt sich der Kurs auf weißes Papier. Von oben nach unten und von links nach rechts drücken sie ihre Gedanken mit der besonderen Schriftart „humanistische Kursive” aus. Diese gibt eine Kursivlage von fünf bis zehn Grad des Schriftzugs auf dem Papier vor. Trotz der Vorgaben, an die man sich während des Erlernens der Kursive halten muss, zeigt sich die Leichtigkeit und Einfachheit von Hygge im Schriftbild. Die verwendeten Strichelemente reichen von Parallelstrichen bis hin zu Formen, wie Regenschirme und Spazierstöcke. Es erfordert Übung die richtige Menge an Tinte und den perfekten Druck auf das Schreibwerkzeug zu finden.
Buchstabe für Buchstabe wird die Feder- und Pinselführung perfektioniert. Aus den Strichelementen werden Buchstabengruppen und letztendlich Wörter. Ab und an sind Verwischungen oder Tintenflecke in den Skizzenheften der Studierenden zu sehen, die zum Lernprozess der Kalligrafie dazugehören. Dorothée Steib, die selbst gelernte Schriftsetzerin ist und eine abgeschlossene Typografie Ausbildung hat, meint: „Man braucht kein Talent. Alles, was man braucht, ist Geduld, Muse, Disziplin und Ausdauer.“
Gestaltung einer persönlichen Wohlfühlwelt
Die Projekte der Studierenden bestehen aus Holzrahmen, die ein Haus darstellen. So hat das Gefühl von Hygge einen Rahmen, den jeder selbst ausfüllen und interpretieren kann. Songtexte, Gedichte oder selbstgeschriebene Texte bilden in der humanistischen Kursive sowohl inhaltlich, als auch bildlich die hyggelige Fülle des Holzhauses.
„Zu Hause bist immer nur du“ ist eine Zeile aus dem Song „Oft gefragt” der deutschen Pop-Rock Band AnnenMayKantereit. Nina Juppe, die im sechsten Semester Media Publishing studiert, bindet den Text als Schriftzug in ihr Haus ein. Für sie beschreibt das Gefühl von „zuhause sein" Hygge am besten.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Lea Hundmeyer aus dem dritten Semester Informationsdesign verbindet das Lesen mit Hygge. Ihr Rahmen ist mit vielen Büchern geschmückt. Die Umschläge verziert sie mit kalligrafischen Schriftzügen. Durch das Lesen kann sie der Realität entkommen und in eine andere Welt eintauchen.
Musik hören und Tee kochen gehören für Nafy Aniol, die im dritten Semester Informationsdesign studiert, zu Wohlfühlmomenten. Sie fasst diese durch Kalligrafie in Worte. Der Schriftzug zieht sich über lange, schmale Papierstreifen, die miteinander verflochten sind. Das Papier „fängt in einer Ecke an und breitet sich dann in viele Richtungen aus”, beschreibt Nafy.
Um selbst in eine hyggelige Welt einzutauchen, besucht den Raum i009 an der MediaNight am 1. Februar in der Hochschule der Medien. Zwischen Lichterketten und Teetassen werden dort alle 17 Projekte ausgestellt.