Da liegt meistens das ganze Obst auf dem Boden und verfault.
Keine verbotenen Früchte mehr
Es ist Ende September. Der Herbst naht und die Bäume fangen an, sich in den schönsten Farben zu verkleiden. Die Menschen machen lange Spaziergänge über weite Wiesen und kommen dabei an vielen Apfelbäumen vorbei. Es ist Erntezeit. Wer würde da nicht gerne den ein oder anderen Apfel pflücken? Aber Vorsicht, man muss aufpassen. Denn sich einfach an fremden Obstbäumen zu bedienen, ist nicht erlaubt. Eine Gruppe Studierender aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Medien der HdM hat darin ein Problem erkannt. Zusammen haben Jonathan, Claire, Oguzhan und Agim im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes eine Web-Anwendung entwickelt: TreeMap. Eine Karte, in der Bäume markiert sind, bei denen sich jede*r bedienen darf.
Lizenz zum Pflücken
Von Obstbäumen zu pflücken ist grundsätzlich illegal. Die meisten Streuobstwiesen sind in Privatbesitz und wer sich unerlaubt an den Früchten bedient, begeht Diebstahl. Doch viele Besitzer*innen von Obstbäumen schaffen es nicht, während der Saison das ganze Obst zu ernten. Es bleibt oft liegen und verfault, obwohl andere Menschen gerne ein paar Früchte davon nutzen würden. Es gibt aber auch Streuobstwiesenbesitzer*innen, die ihr Obst gerne mit anderen teilen wollen. Deswegen wurde die Initiative „Gelbes Band“ gegründet. Sie ist die Grundlage für TreeMap. Ursprünglich wurde sie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ins Leben gerufen, wird jetzt aber von den Bundesländern und Kommunen selbstständig durchgeführt. Zur Erntezeit werden gelbe Bänder genutzt, um die Bäume zu markieren, an denen man kostenlos und legal für private Zwecke ernten darf. „Die Frage ist: Gehst du jetzt los und suchst dieses Band? Du weiß ja nicht, welche Bäume Bänder haben“, kritisiert Claire aus dem Projekt-Team. Auf diese Frage ist TreeMap die Antwort.
Suchen und Finden
Ein Semester lang hat das Viererteam die Web-Anwendung aufgebaut und programmiert. Letztendlich freuen sich die Mitglieder, dass die App so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt haben und sich die Arbeit gelohnt hat.
TreeMap soll auf den Webseiten der Kommunen zu finden sein. Dort können die Nutzer*innen auf einer Karte sehen, wo sich in ihrer Umgebung Bäume zum Pflücken befinden. Klickt man auf die kleinen Markierungen in Form eines Apfel-, Kirsch- oder Birnen-Symbols, wird einem über Google-Maps automatisch der Weg zum gesuchten Fallobst angezeigt – alles sehr einfach und intuitiv. Bäume hinzufügen oder löschen können dagegen nur die Verantwortlichen in der Gemeinde. Hier bedarf es einer Person, die den Baumbestand in einer Datenbank pflegt. Wiesenbesitzer*innen können sich dort melden und ihre Bäume eintragen lassen. Somit ist kein Missbrauch möglich und die Richtigkeit der Daten gewährleistet.
Blick in die Zukunft
„Solche Sachen wie die Initiative „Gelbes Band“ passieren leider oft im Hintergrund, weil sie nur regional stattfinden“, meint Jonathan vom TreeMap-Team. Das sei ein Grund mehr, die App und das gesamte Projekt in Zukunft größer aufzuziehen und mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Regionale und nachhaltige Initiativen sollten laut Jonathan mehr gefördert werden. Stuttgart bietet in seiner gesamten Umgebung große Flächen an Landwirtschaft und Streuobstwiesen und somit eindeutig Potenzial für TreeMap.
Egal ob in Leinfelden, Weinstadt oder Filderstadt, hier sind überall mehrere Wiesen zu finden, auf denen Obstbäume stehen. „Da liegt meistens das ganze Obst am Boden und verfault“, stellt Claire fest.
Derzeit besteht noch keine Kooperation mit einer Gemeinde. Die Web-App ist auch noch nicht ganz fertig. Bisher handelt es sich nur um einen Prototypen und auch die IT-Sicherheit muss noch ausgebaut werden. Die App könnte in der Zukunft aber noch weiterentwickelt werden. Eine Idee: Bürger*innen können Bilder von frei verfügbaren Bäumen an einen WhatsApp-Business-Account schicken. Aus diesen Bildern soll dann die Geo-Location herausgelesen und der jeweilige Baum automatisch eingetragen werden. Mit der Weiterentwicklung von TreeMap werden Oguzhan, Jonathan, Agim und Claire aber nichts mehr zu tun haben. Jedoch ist es möglich, dass ein anderes Team aus den nächsten Semestern diese Aufgabe übernimmt.
Jetzt kann man erst einmal den Prototypen auf der MediaNight bewundern. Dort haben die Besucher*innen die Möglichkeit, nach Lust und Laune Obstbäume zu der digitalen Karte hinzuzufügen und zu entfernen und können sich zu bereits gesetzten Markern navigieren lassen. Und wenn jemand Lust auf Obst bekommen hat, dann hat das TreeMap-Team auch eine kleine Überraschung auf der MediaNight geplant. Das Projekt ist im Erdgeschoss vom Würfel zu finden.