How To Stay President
Stell dir vor, du regierst eines der größten Länder der Welt, gehörst zu den Weltmächten, zählst zu den bekanntesten Politiker*innen in unserer Zeit und plötzlich neigt sich deine Regierungszeit dem Ende zu. Mist. Nach zwei Jahrzehnten der totalen Macht einfach das Amt abzugeben, das tut schon weh. Zum Glück muss sich unser Liebling Wladimir Wladimirowitsch Putin damit nicht auseinandersetzen.
Bei den Wahlen in Russland vom 15.-17. März 2024 hätte Putin streng genommen nicht mehr antreten dürfen. Aber so einem Macher wie Putin hat nicht mal das Gesetz etwas zu sagen. Es passt ihm nicht, er ändert es – so einfach war es für ihn, die Verfassung so zu formen, damit er zum dritten Mal in Folge antreten darf.
Doch was ist, wenn ihn nach diesen ganzen Umständen doch niemand wählt? Diese Gedanken hat Putin nicht. Dafür ist ja auch kein Platz mehr in seinem Kopf, so voll mit Kriegserklärungen und seinen nächsten geheimen Botox Terminen. Die Situation ist einfach zu regeln. Man muss ohne Weiteres alle Kandidaten, die wirklich gefährlich werden könnten, loswerden. Ob jetzt nur von der Wahl ausschließen oder in Haft setzen, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wenn es ganz kritisch wird, darf man dann auch mal zu moralisch verwerflichen Methoden greifen. Taten die man sonst nur aus Thrillern oder dem Tatort erwarten würde, sind herzlich willkommen.
Diese ganze Situation löst ein kleines Déjà-vu aus. Immerhin ist das nicht das erste Mal, dass sich Putin der Problematik einer endenden Amtszeit stellen muss. Ich erinnere an sein kleines Marionettenspiel mit Dmitri Medwedew im Jahr 2008. Vier Jahre im Hintergrund die Fäden ziehen, um die eigene superunproblematische Regierungsweise fortzusetzen? – Ein Muss! Wo wäre denn auch Russland ohne ihren Diktator Putin?
Putins Amtszeit gleicht einer Matrjoschka Puppe. Man denkt sich, endlich ist sie zu Ende, aber dann kommt noch eine und noch eine und (Überraschung) noch eine. Zumindest kann man sich bei dem Spielzeug sicher sein, dass es irgendwann enden muss. Doch so wie wir unseren Möchtegern-Diktator kennen, wird er sich auch noch nach seinen Erdentagen etwas einfallen lassen, um niemand anderen auf seinen Thron zu lassen.
Diese Machtbesessenheit ist schwer zu erklären. Als Kind hat wohl niemand Klein-Putin das Teilen beigebracht. Russland ist für ihn der Spielplatz und der Kreml ist die rote Rutsche, auf die nur er darf. Gelegentlich wird dann noch mit Steinen auf die anderen Kinder oder das Spielgelände geworfen. Die Folgen sind ihm dabei gleichgültig. Selbst den Warnungen des Westens grinst er nur spöttisch entgegen.
Aber voll gemein, was ich alles über Putin schreibe. Dabei ist ihm seine Publicity und sein Bild in der Gesellschaft so wichtig. Man könnte meinen, er ist in die Politik gegangen, weil es als Influencer allein nicht gereicht hat. Seine oberkörperfreien Bilder sind überall. Egal ob beim Jagen, beim Angeln oder Reiten, Vlad hat ziemliche Schwierigkeiten, sein T-Shirt dabei anzubehalten. Wer weiß, vielleicht hofft der 71-Jährige ja doch noch auf eine Karriere als Unterwäschemodel bei Calvin Klein.
Falls nicht, würde er auch bestimmt einen guten Bachelor abgeben, so wie er zu jedem Treffen mit einer weiblichen Politikerin einen riesigen Strauß Blumen mitbringt. Frauenversteher Putin hat Talent auf so vielen Gebieten – aber Politik gehört leider nicht dazu.