Glücksspiel ist ein Kinderspiel
Simuliertes Glücksspiel muss abgeschafft werden - oder zumindest eingeschränkt. Denn in vielen Videospielen, wie zum Beispiel FIFA 21 von Electronic Arts (EA), ist es Spieler*innen jedes Alters möglich, mit Echtgeld eine virtuelle In-Game-Währung zu erwerben. Mit dieser Währung können sich Gamer*innen im Spiel Vorteile erkaufen oder Kisten erwerben, die Verbrauchsgegenstände enthalten.
In FIFA 21 ist der Kauf sogenannter FIFA Points im Rahmen des Modus Ultimate Team möglich. Bei dem Modus geht es darum, sich selbst ein Team aufzubauen, um sich dann mit anderen Spieler*innen messen und Belohnungen erhalten zu können. Die gängigsten Belohnungen sind die Packs. Diese gibt es in verschiedenen Varianten und beinhalten vor allem Spieler, die den eigenen Verein verbessern können. Neben den FIFA Coins, die man sich lediglich selbst erspielen kann, ist es also auch möglich, über die erkauften FIFA Points diese Packs zu öffnen. Ob man allerdings einen guten Spieler zieht oder nicht, bleibt dem Zufall überlassen. Eine Garantie gibt es dafür nicht.
Wie im Casino
Dass unter anderem YouTuber oft hohe gesponsorte Beträge in das Spiel stecken, um die meist jungen Zuschauer*innen zu unterhalten, ist ein Problem. Denn schließlich regen die mit Highlights gespickten Videos die junge Community zur Nachahmung an. Dass in der Regel allerdings der Erlös nicht ansatzweise der Erwartung entspricht, geht durch die „Best of Pack Opening“-Videos meistens unter. So investieren die Jugendlichen ihr hart erspartes Taschengeld in FIFA Packs, um dann enttäuscht zu werden, dass sie nicht Ronaldo oder Messi gezogen haben. Neben den Wucher-Preisen bestechen die Packs vor allem bei der Animation durch ihren Spielautomaten-Flair, wie hier im Video deutlich wird.
„Wieder nichts Gutes herausgekommen? Egal nächstes Mal wird es bestimmt besser!“ Stammt dieser Satz von einem Spielsüchtigen, der jeden Tag vor dem Automaten sitzt oder vom Fifa spielenden Teenager? Der Punkt ist derselbe: Man investiert echtes Geld und wird in der Regel über den Tisch gezogen. Und trotzdem will man in der Hoffnung auf einen guten Spieler immer und immer wieder Packs ziehen.
Simuliertes Glücksspiel ist kein echtes Glücksspiel
Dass EA den Verkauf von FIFA Points am Leben erhalten will, ist aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Nach einer Klage in den Niederlanden, die die FIFA-Packs als illegales Online-Glücksspiel einstufen, geht EA lieber in Berufung oder zahlt eine Strafe in Millionenhöhe, als die FIFA-Packs aus dem Spiel zu nehmen. Finanziell schaden wird es dem Unternehmen wohl kaum, wie die folgende Grafik zeigt. EA nimmt fast doppelt so viel durch Live-Services, also den Verkauf von zum Beispiel FIFA Points ein, als durch den Verkauf der Spiele an sich.
Aus moralischer Sicht allerdings ist diese Abzocke nicht vertretbar, da vor allem Jugendliche einer hohen (Spiel-)Suchtgefahr ausgesetzt sind. EA verteidigt sich dabei immer, indem sie darauf hinweisen, dass es sich um simuliertes Glücksspiel handelt. Da die Möglichkeit nicht besteht, auch einen echten Geldwert zu gewinnen, ist es das tatsächlich. Doch genau das macht alles noch schlimmer. Man kann für seinen echten Einsatz nicht einmal etwas Reales gewinnen. Zu allem Überfluss ist der ganze virtuelle Wert nach einem Jahr wieder wertlos, da FIFA immer zur neuen Saison erscheint.
Da EA die wirtschaftlichen Zahlen wichtiger sind als moralische Werte, muss die Bundesregierung eingreifen und den Verkauf von FIFA Points samt Glücksspiel unterbinden. Eine Gleichstellung des simulierten Glücksspiels mit echtem Glücksspiel, würde zumindest schon einmal dafür sorgen, dass der Erwerb von FIFA Points nicht jugendfrei und somit nicht kinderleicht ist.