„Man kann sofort mit Carsharing anfangen. Es wird sofort Nutzen haben für die private Ökobilanz und natürlich auch in einem kleinen Maße für die gesamte Umwelt.“
Fährst du noch oder teilst du schon?
Wenn Emre Kecik abends aus der letzten Vorlesung kommt, hat er nicht immer Lust, sich zusammen mit Dutzenden anderer Menschen in die überfüllte S-Bahn zu setzen. Viel gemütlicher ist es, im eigenen Auto zu fahren. Jedoch ist es als Student meist nicht möglich, sich ein eigenes Fahrzeug zu leisten. Um dennoch die Vorteile eines eigenen PKWs zu genießen, nutzt Emre seit vier Jahren die Carsharing-Angebote von stadtmobil und car2go. Das Auto wird hierbei aber nicht nur für den schnellen Heimweg verwendet.
Das Konzept Carsharing ist zwar keine Neuheit, liegt aber eindeutig im Trend ‒ vor allem in den Großstädten. In Deutschland nutzen mittlerweile rund eine Million Menschen das Angebot. Das Modell existiert in zwei Varianten: Das stationäre Carsharing ist an bestimmte Parkplätze gebunden, bietet aber ein breiteres Angebot von Fahrzeugen. Im Gegensatz dazu ist Free-Floating Carsharing flexibler in der Reservierung und der Parkplatzwahl.
Unterwegs mit Carsharing
Zwei Carsharing-Anbieter sind in Stuttgart besonders beliebt: car2go und stadtmobil. Nach einer einmaligen Anmeldung auf der jeweiligen Plattform, können Kunden bei car2go entweder von Zuhause oder direkt vor Ort über die App ein Auto buchen. Bei stadtmobil geschieht dies im Voraus über die Website. Geöffnet werden die Fahrzeuge ganz einfach über die App oder eine Karte, die an die Scheibe gehalten wird. Nach der Fahrt kann der Wagen bei car2go an einem beliebigen Parkplatz im Geschäftsgebiet abgestellt werden, während das Auto bei stadtmobil an derselben Stelle zurückgestellt werden muss, an der es zuvor abgeholt wurde.
Seit den Anfängen des Carsharings in den 80er Jahren hat sich einiges verändert: Die Organisationen sind professioneller und große Konzerne wie Mercedes-Benz und BMW stiegen in die Branche ein. Das Angebot hat sich stark verfeinert und die Nutzerzahlen steigen seitdem rasant in die Höhe. So nutzten im Jahr 2017 rund 1.715.000 Mitglieder Carsharing-Dienste und noch ist kein Ende in Sicht.
Stuttgart folgt Karlsruhe im bundesweiten Carsharing-Ranking auf Platz zwei. Mit täglichen 900.000 Pendlern steht der Carsharing-Betrieb niemals still. Das Konzept Carsharing ist nicht nur eine kostengünstigere Alternative zum eigenen Auto, sondern entlastet auch den Verkehr. Die Daumenregel ist: Ein Carsharing-Auto ersetzt nach Angaben der Stadt Stuttgart zehn private PKWs. Die rund eintausend Autos der Carsharing-Anbieter in Stuttgart machen allerdings nur zwei Prozent des Verkehrs aus. Ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.
Umweltschutz und Sparen durch Carsharing
Teilt man sich ein Auto mit anderen, hat das vor allem finanzielle Vorteile. Wartung, Versicherung und sonstige laufende Kosten werden für Emre und die anderen Carsharing-Nutzer deutlich reduziert. Aber Carsharing wird nicht nur von sparsamen, sondern auch von umweltbewussten Menschen genutzt. Doch wie wirkt sich Carsharing eigentlich auf unsere Umwelt und die Straßen aus? Regina Lüdert, Leiterin der Mobilitätsberatung der Stadt Stuttgart und Expertin in den Bereichen Umwelt und Verkehr, spricht sich deutlich für Carsharing aus ‒ in Kombination mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Dieser ist und bleibt die Nummer eins der umweltfreundlichen Verkehrsmittel.
Carsharing lohnt sich besonders in der Innenstadt, wo wenige Parkplätze vorhanden sind. Deshalb finden sich gerade hier die meisten Carsharing-Autos, denn wer sich ein Auto mit anderen teilt, muss sich nicht ständig um einen Stellplatz bemühen. Gibt es also weniger Autos auf den Straßen, bedeutet das nicht nur weniger Abgase in der Luft, sondern auch weniger Parkplätze am Straßenrand. Und jeder gewonnene Meter kann nach Möglichkeit in eine Grünfläche umgewandelt werden ‒ mit einer Parkbank oder einem Spielplatz.
Wer zur Arbeit oder zum Einkaufen fährt, sitzt nach Angaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur meist alleine im Auto. Auch beim Carsharing ist das nicht anders. Betrachtet man jedoch die Verteilung der Fahrer auf die einzelnen Autos, ändert sich das Bild. In Stuttgart kommen auf ein stadtmobil-Auto rund 20 Nutzer. Somit sinkt also die Gesamtzahl von Fahrzeugen auf den Stuttgarter Straßen und in der Folge auch der Abgasausstoß.
Wer jedoch die größtmögliche Wirkung für die Umwelt erzielen möchte, verkauft den eigenen PKW, kombiniert die öffentlichen Verkehrsmittel mit Carsharing und schwingt sich auch ab und an auf den Fahrradsattel. Zwar ist die Autonutzung nur ein Problem von vielen, das zur Umweltbelastung beiträgt, und Carsharing nur ein Teil der Lösung ‒ dennoch ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung und trägt zur Reduzierung des eigenen ökologischen Fußabdrucks bei.