Self-Publishing 6 Minuten

Der Traum vom eigenen Buch kann wahr werden

Kathleen Stein hält ihr erstes eigenes Buch in den Händen
Kathleen Stein hält ihr erstes eigenes Buch in den Händen – bis dahin war es eine lange Reise. | Quelle: Kathleen Stein
12. Dez. 2024

Stell dir vor, dein fertiges Buch-Manuskript liegt in einer Schublade und wartet nur darauf, in die Welt der Buchhandlungen und damit in die Hände von vielen Lesenden zu gelangen. Mit Self-Publishing funktioniert das auch ohne einen Verlag – die junge Autorin „K. Stayn“ macht es vor.

Für die 30-jährige Autorin Kathleen Stein, die unter dem Pseudonym „K.Stayn“ schreibt, ist dieser Traum wahrgeworden. Sie hat im Frühjahr 2024 im Nebenjob als Self-Publisherin ihr erstes Fantasy-Buch „Verborgenes Traja – Aus Asche geboren“ in die Buchläden gebracht. Nur eines von vielen Beispielen für die in den letzten Jahren ständig gewachsene Zahl an Self-Publishern*innen, die ihr Buch nicht nur online als E-Book, sondern auch in traditionellen Buchhandlungen als Taschenbuch veröffentlichen. Sie sagt: „Der Plan war ursprünglich, mein erstes Buch über einen Verlag zu veröffentlichen.“ Doch es kam für sie letztendlich ganz anders.

„Der Plan war ursprünglich, mein erstes Buch über einen Verlag zu veröffentlichen.“

Kathleen Stein

Einen geeigneten Verlag zu finden, kann eine Herausforderung sein. Selbst wenn man einen für sein Genre gefunden hat und angenommen wird, muss ein Verlag auch den Anforderungen und Vorstellungen der Autor*innen entsprechen. Das war vor allem der Grund für „K. Stayn“, sich gegen diese Form der Veröffentlichung zu entscheiden. Denn auf ihre genaue Vorstellung von zum Beispiel bestimmten Landkarten, passend zum Inhalt in den Innenklappen ihres Buches, hat sich kein Verlag eingelassen. In einer aktuellen Umfrage des Selfpublisher-Verbandes werden weitere Gründe für das Self-Publishing dargestellt. Es wird dabei sichtbar, dass mit 770 Stimmen von 1060 Befragungen die kreative Freiheit am wichtigsten für Self-Publisher*innen ist.

Was bedeutet eigentlich Self-Publishing?

Diese Frage musste sich die Autorin nach ihrer Entscheidung stellen und gründlich dazu recherchieren. Das Besondere am Self-Publishing ist, dass Autor*innen selbst entscheiden, ob, wann, in welcher Form und zu welchem Preis das Buch angeboten wird. Laut dem Unternehmen Tredition, ein Selfpublisher-Dienstleister, versteht man unter Self-Publishing im Buchmarkt „die selbstständige Veröffentlichung eines Buches. Entweder übernehmen Autoren die Aufgaben eines klassischen Verlages selbst oder suchen sich passende Dienstleister dafür.“

„K. Stayn“ hat auf diese Unterstützung zurückgegriffen und sich ein Team für die verschiedenen Funktionen zusammengestellt, wie sie erklärt. Dass dieses Vorgehen üblich ist, zeigt eine weitere Umfrage des Selfpublisher-Verbandes. Bei den in Anspruch genommenen Leistungen stehen das Lektorat (60 Prozent), das Korrektorat (59 Prozent) und das Coverdesign (58 Prozent) auf den ersten drei Plätzen.

Wichtig dabei ist, dass man für alle geforderten Tätigkeiten mit der Bezahlung in Vorleistung gehen muss. Da kommt einiges zusammen, und als Autor*in sollte man diesen Aspekt bei den Verhandlungen im Auge behalten. „Ich möchte ja am Ende auch noch was an meinem Buch verdienen“, betont „K. Stayn“ und unterstreicht damit die Bedeutung einer sorgfältigen Planung.

Wenn das erste Buch gedruckt ist

Das erste gedruckte Buch nach eigenen Wünschen und Vorstellungen in den Händen zu halten, ist für jede*n Autor*in ein Meilenstein, erklärt „K. Stayn“. Doch es muss nun auch in die Buchhandlungen und zu den Leser*innen gelangen. Die Autorin nimmt sich dafür viel Zeit und bereist verschiedene Buchhandlungen in ihrer Region. Ständig begleitet sie dabei ihr „Buchkoffer“ mit einem Anschauungsbuch, das jeder vor Ort mal in die Hand nehmen und durchblättern kann. Außerdem sind in dem Koffer immer verschiedene Marketingartikel und wichtige Informationen für die Buchhandlungen. Damit und mit viel Professionalität, Engagement und Leidenschaft konnte sie bisher schon mehrere Buchhandlungen überzeugen, ihr Fantasy-Buch unter diesem Genre mit aufzunehmen. „Mein Aufwand hat sich gelohnt und ich bin sehr stolz, in diesen auch größeren Buchhandlungen als Autorin auszuliegen“, sagt sie.

Liegt das Buch erst mal in den Buchhandlungen aus …

Wenn das Buch in den Buchhandlungen ausliegt, kann man sich natürlich darauf ausruhen und abwarten, was passiert und wie viele Leser*innen es kaufen. „K. Stayn“ will ihr Buch nicht dem Selbstlauf überlassen und hat dafür sehr viel in das Marketing investiert. Sie beschreibt, dass dieses eigentlich schon vor der Veröffentlichung mit Auftritten in den sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok und Facebook oder einer eigenen Webseite beginnt. Seit dem Erscheinen ihres Buches macht die Autorin mit verschiedenen Events auf ihr Buch aufmerksam. Solche Events sind zum Beispiel Buchmessen, Mittelaltermärkte oder Lesungen in Buchhandlungen und Bibliotheken. Außerdem versucht sie die Neugier der Leser*innen auf ihr Buch zu wecken. Unter anderem durch Werbetafeln in Kaufhäusern und Anzeigen in Zeitschriften, Beiträgen in der lokalen Presse und im Radio oder durch das Auslegen von Flyern und Infomaterialien. Das sind nur einige Beispiele, die Möglichkeiten sind heute vielfältig. Aber auch dieser wichtige Teil des Self-Publishings erfordert eine gute Planung und viel Engagement, Eigeninitiative und Zeit. Doch der Erfolg ihres Buches und die Verkaufszahlen geben „K. Stayn“ recht. Sie selbst sagt dazu: „Man braucht dafür nur Leidenschaft, Kreativität, Zeit, Geduld und den Mut.“ Self-Publishing ist also machbar und ihr Buch verkauft sich für ihre kalkulierten 17,99 Euro sehr gut, erzählt die Autorin.

„Man braucht dafür nur Leidenschaft, Kreativität, Zeit, Geduld und den Mut.“

Kathleen Stein
Buchkoffer mit welchem Kathleen Stein verschiedenste Buchhandlungen bereist.
Der prall gefüllte Buchkoffer, mit dem Kathleen Stein verschiedenste Buchhandlungen bereist. | Quelle: Kathleen Stein
Im Haus des Buches Dresden steht Kathleen Stein vor ihren eigenen Büchern.
Im Haus des Buches in Dresden liegt Kathleen Steins Buch aus. | Quelle: Kathleen Stein
Kathleen Stein in der Altmarktgalerie in Dresden vor der Werbung zu ihrem eigenen Buch.
Kathleen Stein sitzt in der Altmarktgalerie in Dresden vor der Werbung zu ihrem eigenen Buch. | Quelle: Kathleen Stein
Auf dem Hoffest von Mytholon in Leipzig gibt Kathleen Stein eine Lesung von ihrem Buch.
Auf dem Hoffest von Mytholon in Leipzig gibt Kathleen Stein eine Lesung von ihrem Buch. | Quelle: Kathleen Stein

Man darf dabei jedoch nicht vergessen: Das Schreiben von Büchern im Self-Publishing ist ein richtiger Beruf. Ohne einen Verlag zu publizieren, hat verschiedene Vorteile für die Autor*innen. Diese sind zum einen die Flexibilität, Kontrolle und kreative Freiheit, über Manuskript, Cover oder Gestaltung zu entscheiden. Auch das Erscheinungsdatum kann selbst bestimmt werden. Der Erlös aus den Buchverkäufen ist höher, da es keine Anteile für den Verlag gibt. Aber das Self-Publishing hat auch gewisse Nachteile, die man nicht außer Acht lassen sollte. Es ist ein viel höheres Maß an Eigeninitiative nötig, da es viel mehr Aufgaben sind, die von den Autor*innen übernommen werden müssen. Arbeitet man mit Dienstleistern, verlangen diese oft eine vertragliche Exklusivität. Es gibt keinen Vorschuss auf den Erlös, anders als bei einem Verlag. Das Wichtigste ist jedoch das finanzielle Risiko. Denn alle Kosten für Cover, Druck, Lektorat und mögliche Marketingmaßnahmen müssen von den Self-Publisher*innen selbst getragen werden.

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