„Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Woche hinausführen.“
Herzlich Müllkommen in Stuttgart!
Wir Schwaben sind ja für einiges bekannt. Schließlich zählen Spätzle, Maultaschen und Zwiebelrostbraten zur weltbesten Küche. Ebenso berühmt ist unsere Sprache mit ihren kleinen oder auch mal größeren Fauxpas. „Wir können alles. Außer Hochdeutsch." heißt es ja nicht umsonst. Oder Englisch. Lebendes Beispiel hierfür: Günther Oettinger, der seine Fremdsprachenkenntnisse immer wieder aufs Neue bescheiden präsentiert. Sprachlich ähnlich unvorteilhaft wies die große „Let’s Putz“-Aktion in Stuttgart auf eine besondere Stärke der Stadt hin, die heute jedoch etwas verwahrlost scheint: die Sauberkeit. Mit dem Wettbewerb zwischen den Stadtteilen soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass jeder für sein eigenes Umfeld Verantwortung trägt. Denn unsere einst so putzfreudige Kommune ist schon lange kein Vorbild mehr.
Doch was ist aus der Reinlichkeit von uns Viertelesschlotzern und Maultaschenessern geworden? In der Stadt mit Kehrwoche ist alles andere als Sauberkeit die dreckige Realität. Gehören Essensreste, Kaugummiflecken und leere Verpackungen auf der Königstraße denn mittlerweile zum Inventar der Stadt?
Man könnte meinen, die bürgerliche Moral habe sich hier am längsten gehalten, weil jeder „sei Sach’“ beisammenhalten kann. Nicht nur zuhause, sondern eben auch und gerade in der Öffentlichkeit. Aber besonders die Innenstadt Stuttgarts hat sich müllhygienisch beachtlich entfernt von den Vorstellungen, die Graf Eberhard im Bart – sozusagen der Urvater unserer Kehrwoche – im Stadtrecht von 1492 zu Papier bringen ließ:
Während unsereins um 4 Uhr morgens noch in den Betten liegt, fangen die Superhelden in Orange von der Abfallwirtschaft (AWS) schon an, die Königstraße zu reinigen – und das reicht oft trotzdem nicht. Mittlerweile hat sogar Oberbürgermeister Fritz Kuhn den Handlungsbedarf erkannt und möchte in knapp 100 neue Stellen für die AWS investieren.
Andere Städte wie Wien, Hamburg oder Berlin sind Stuttgart schließlich um einiges voraus. „Host an Tschick?“, fragt in der österreichischen Hauptstadt alle paar Meter ein Aschenbecher und bedruckte Mülltonnen mit lustigen Aufschriften fördern ein sauberes Stadtbild. Scheint zu klappen, wieso also nicht auch bei uns?
Liebe Bürger und Besucher: Es wäre also zu begrüßen, wenn ihr die Metropole unseres schönen Schwabenländles in Puncto Sauberkeit künftig wieder mehr achten würdet. Denn wie Oettinger bereits sagte: „We are all sitting in one boat.“