„Für jemanden wie mich, die in der deutschen Animationswelt arbeitet, ist das super cool, deutsche Animation zu sehen.“
Ein Make-Over für das Trickfilm-Festival
Trickfilm-Fans durften im April Filmemacher*innen-Gespräche, Workshops und ein Open-Air-Kino auf dem Schlossplatz und in den umliegenden Kinos erleben. Außerdem wurden die besten Filme aus fünf Kategorien gezeigt und am Ende des Festivals die Gewinner gekürt. Die Filme thematisieren dieses Jahr vor allem die mentale und körperliche Gesundheit, aber auch die Selbstreflexion.
Ein Treffpunkt für die Animationsbranche
Mit der neuen Geschäftsführung gibt es einige Veränderungen. Seit Juni 2023 ist Heike Mozer die kaufmännische Geschäftsführerin des Festivals, das seit 1982 jährlich in Stuttgart stattfindet. Mozer hat bereits zuvor Erfahrung in der Animations- und Kulturlandschaft der Region gesammelt. Die künstlerische Geschäftsführung übernimmt seit November 2023 Annegret Richter, die davor unter anderem als Festival-Jury gearbeitet hat. „Mit unserem Konzept erhoffen wir uns, das Profil des ITFS als Treffpunkt für die Branche neu zu schärfen und möchten Animationsfilmemacher*innen aus der ganzen Welt willkommen heißen“, sagt Heike Mozer.
Aber worin besteht das neue Konzept? Die Leiterinnen hätten die Bildmarke, das springende Pferdchen Trixi, leicht modernisiert und das Wording, also die Sprachformulierung, nach außen überarbeitet, erklärt Mozer auf Nachfrage. Zudem würden die beiden großen Wert auf den Austausch der Filmemacher*innen mit dem Publikum legen. Daher gebe es zum Beispiel mehr Diskussionen mit Expert*innen, bei denen das Publikum zuschauen und sich beteiligen darf. Es gebe auch ein neues Festivalzentrum im Haus der katholischen Kirche und die neue Geschäftsführung wolle die deutsche Animationsbranche beim Festival stärker einbinden, indem mehr deutsche Filme gezeigt würden.
Die Besucherin Alice von Gwinner sieht das positiv, obwohl die deutsche Animationsbranche im Gegensatz zur französischen und amerikanischen eher klein sei. „Für jemanden wie mich, die in der deutschen Animationswelt arbeitet, ist das super cool, deutsche Animation zu sehen. Das ist der Grund, warum ich hergekommen bin“, sagt sie.
Das ITFS sei ihrer Meinung nach mit das wichtigste Animationsfestival in Deutschland. Sie lerne dort oft neue Menschen kennen, entdecke auch andere Filme und treffe alte Bekannte wieder. Deshalb komme sie jedes Jahr, seitdem sie auf dem ITFS 2021 einen Preis für ihre Kurzfilme gewonnen habe.
Bei der Expert*innen-Diskussion, bei der von Gwinner zuhört, geht es um den Gebrauch von Künstlicher Intelligenz in der Animationsbranche: Einerseits können Filme mit dem Hilfsmittel schneller erstellt werden. Andererseits könnten die Funktionen von KI zu weitreichend sein, als dass wir sinnvoll damit umgehen könnten. Auf dem Festival seien dieses Jahr keine mit KI erstellten Filme eingereicht worden, sagt die Geschäftsführerin Mozer. Es gebe eine Tendenz zu Stop-Motion und zum Handgemachten und nur wenige Filme in 3D.
„Das ist natürlich ein wildes Potpourri an Spielen"
Fabian Kühfuß hat auch von der neuen Geschäftsführung mitbekommen: „Das sind viele interne Strukturen, die sich geändert haben […]. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, es hat einen positiven Drive gerade“, sagt er. Kühfuß betreut seit 2009 die GameZone des Festivals, dieses Jahr hat er auch die Möbel dafür designt und gebaut. In der GameZone können Interessierte die fünf nominierten Spiele für den Animated Games Award 2024, den Computerspiele-Preis des Trickfilmfestivals, spielen. „Das ist natürlich ein wildes Potpourri an Spielen. […] Die sind eben aus ganz unterschiedlichen Bereichen und deswegen, habe ich das Gefühl, findet sich jeder irgendwo wieder“, erklärt Kühfuß.
Zudem durfte das Publikum die Weltpremiere der Kinderserie „Fritzi und Sophie“ sehen. Das ist eine deutsche Produktion, die auf einem Animationsfilm von 2019 basiert. In der Serie geht es um die zwölfjährigen Freundinnen Fritzi und Sophie, die beide in Leipzig wohnen, bis Sophie mit ihrer Mutter heimlich in den Westen flüchtet. Fritzi möchte nicht einsehen, dass sie Sophie nie mehr wieder sehen soll. Der siebenjährige Luan schaut die Serie im Open-Air-Kino und ist begeistert: „Ich find’s gut!“, ruft er. Seine Mutter Anne Vollmer meint: „Ich habe ihm gerade erstmal erklärt, was die DDR überhaupt ist. […] Ich finde es auf jeden Fall sehr gut, dass es nicht einfach nur irgendetwas ohne Hintergrund ist. Und es ist ja auch für Ältere spannend“. Für Luan sei es schön, das anzugucken, weil die Stimmung draußen im Open-Air-Kino super sei, ergänzt sie. Die Serie wird ab Oktober 2024 in der ARD und auf KIKA zu sehen sein.