Inklusion in der Arbeitswelt der Zukunft
Hinweis
Dieser Beitrag ist Teil eines Dossiers zum Thema „Arbeitswelt der Zukunft“.
Außerdem zum Dossier gehören folgende Beiträge:
Diversität hat sich als zentrales Element moderner Unternehmenskultur etabliert. Organisationen wie die Charta der Vielfalt und die Robert Bosch Stiftung engagieren sich aktiv für die Förderung von Vielfalt in Unternehmen. Doch was bedeutet es für ein Unternehmen “divers” zu sein, warum ist es ein aktuelles Thema in Deutschland und wie sieht Diversitätsarbeit heute und in Zukunft aus?
Was bedeutet Diversität?
Diversität bedeutet „Vielfalt” oder „Vielfältigkeit”. Für unsere Arbeitswelt ist es die Vielfalt der Menschen, die in einem Unternehmen beschäftigt sind. Diese unterteilt sich in verschiedene Unterkategorien. Die bekanntesten darunter sind das Geschlecht und die ethnische Herkunft, aber auch Alter, Religion, sexuelle Orientierung, Behinderung und soziale Hintergründe sind Grundsätze der Vielfalt. Am Arbeitsplatz bedeutet dies, eine Kultur der Inklusion zu schaffen. Mitarbeitende sollen unabhängig von individuellen Unterschieden respektvoll und wertschätzend behandelt werden. Nach einem Artikel von Kununu, kann die erfolgreiche Integration eines solchen Systems einem Unternehmen viele Vorteile bringen. Eine diversitätsfreundliche Arbeitsumgebung kann bspw. Innovation, Kreativität und Produktivität fördern, da verschiedene Perspektiven und Erfahrungen in Entscheidungsprozesse mit einfließen.
Diversität ist weiterhin ein aktuelles Thema in Deutschland
Trotz großer Fortschritte bleibt das Thema Diversität in vielen Bereichen sensibel, da der Arbeitsmarkt weiterhin von struktureller Diskriminierung geprägt ist. Nach dem statistischen Bundesamt waren 2023 nur 28,7% der Führungspositionen von Frauen besetzt. Ebenso ist eine mangelnde Repräsentation von ethnischen Minderheiten zu beobachten. Sich als Unternehmen aktiv für Inklusion in der eigenen Belegschaft einzusetzen, indem ethische und moralische Grundwerte beherzigt werden, könnte unter diesem Gesichtspunkt dabei nicht nur für die Erweiterung der Arbeitswelt, in Richtung eines sozialeren Miteinanders, weiter notwendig werden.
Auch die derzeitige demographische Entwicklung der Gesellschaft, wie auch der Fachkräftemangel in Deutschland, können für Unternehmen ein Anreiz sein, Inklusion voranzutreiben sowie eine Unternehmenskultur, hin zu mehr Offenheit für andere Perspektiven und Raum für neue Erfahrungswerte zu gestalten. Diese Beobachtung wird auch in den McKinsey Studien zu Diversität geschildert. Inklusion kann so zudem wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen bringen.
Interview mit einer Betroffenen
Eine vielfältige, inklusive Arbeitswelt stärkt Innovation, Zusammenarbeit und Chancengleichheit durch die Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven und Fähigkeiten. Autistin Hanna Gutknecht teilt ihre Erfahrungen und Visionen für eine inklusivere Arbeitswelt.
Einfluss der Politik auf Diversitätsarbeit
Neben diversen Initiativen, welche sich für die Durchsetzung und Verbesserung von Diversität einsetzen, spielt zudem die deutsche Politik eine entscheidende Rolle bei der Förderung dieser. Durch gesetzliche Maßnahmen wie bspw. die „Pflicht der Arbeitgeber zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen” nach § 154 des Sozialgesetzbuches, werden Unternehmen feste Quoten in der Einhaltung und Umsetzung von Diversität vorgeschrieben. Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden müssen fünf Prozent ihrer Stellen mit schwerbehinderten Menschen besetzen. Regelungen wie diese sollen die Inklusion von Menschen mit Benachteiligungen unterstützen und ihren Platz in der Arbeitswelt sichern. Trotz finanzieller Anreize erfüllen viele Unternehmen diese Quote bis heute nicht und zahlen lieber die geregelten Ausgleichsabgaben. Kritiker*innen fordern deshalb höhere Ausgleichsabgaben und weitere Maßnahmen seitens der Politik, um für Unternehmen stärkere Anreize für eine diverse Arbeitskultur zu schaffen.
Aktueller Stand in Deutschland
Laut der McKinsey-Studie „Diversity Matters Even More” erzielen diverse Unternehmen bessere wirtschaftliche Ergebnisse. Einige Unternehmen in Deutschland haben diesen Zusammenhang bereits erkannt und ein Diversitätsmanagement in die Unternehmensstrategie integriert. Zu beachten ist dennoch, dass trotz der Kenntnisnahme und einer Integration von Diversitätsprojekten weiterhin Herausforderungen in der Umsetzung bestehen. Es gibt daher deutliche Unterschiede zwischen Vorreitern und Nachzüglern. Wer bei Diversität nur auf Zahlen und PR schaut, aber es nicht schafft diese wirklich in der Unternehmenskultur zu verankern, kann scheitern. Wichtig ist daher langfristige Einbindung und Verfestigung der Diversität als fester Bestandteil des Unternehmens.
Warum Diversität wichtig ist für die Arbeitswelt
Nach Kununu kann Diversität nicht nur für mehr Innovation und Kreativität sorgen, sondern fördert auch die Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen können durch ein weitreichendes Verständnis und diverse Perspektiven oft besser auf die Bedürfnisse ihrer Kund*innen eingehen, sowie sich erfolgreicher auf dem internationalen Markt behaupten. Außerdem fördert eine inklusive Arbeitskultur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und bindet Talente langfristig an das Unternehmen.
Wie funktioniert Diversitätsarbeit?
Diversitätsarbeit umfasst die Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile. Dabei können Schulungen und Aufklärungsprogramme für Beschäftigte eine wichtige Rolle spielen sowie die Etablierung von Diversitätsbeauftragten innerhalb des Unternehmens. Diese fördern das allgemeine Verständnis für die Thematik und überprüfen die Einhaltung eingeführter Maßnahmen und Strukturen. Es bedarf dabei einer Unternehmensführung, die sich dem Thema langfristig verpflichtet und eine klare Strategie ausarbeitet. Wichtig ist dabei, dass nicht nur reine Zahlen und Bereitstellung von Arbeitsplätzen als Erfolg angestrebt werden sollten, sondern auch die nachhaltige Integration von Strukturen, welche die Diversität innerhalb des Unternehmens unterstützen. Arbeitsplätze müssen beispielsweise so gestaltet werden, dass sich jede*r unabhängig von individuellen Verschiedenheiten wohlfühlen kann. Veränderungen und Fortschritte müssen dabei genauestens beobachtet und verfolgt werden, um Stillstand oder Negativentwicklungen zu vermeiden. Dennoch zeigen die Studien von McKinsey, dass Diversitätsarbeit oft an mangelnder Messbarkeit des Fortschritts und fehlenden Ressourcen scheitert.
Bestehende Schwächen der Diversitätsarbeit
Die McKinsey Studien verdeutlichen zudem, dass es der Diversitätsarbeit in vielen deutschen Unternehmen an Tiefe fehlt und das Thema dort nur oberflächlich behandelt wird. Es wird häufig auf symbolische Maßnahmen gesetzt, ohne eine tiefgreifendere Veränderung der Unternehmenskultur vorzunehmen. Widerstände innerhalb der Belegschaft und Führungsebene können die Integration eines erfolgreiches Diversitätsprogramm ebenfalls schwächen. Der Erfolg eines Unternehmens hängt auch von der Teilhabe und Aufklärung des eigenen Personals ab. Wird eine Veränderung dahingehend nicht akzeptiert oder befürwortet, ist es weitaus schwieriger, schnelle Erfolge zu erzielen.
Zu beobachtende Trends und ein Ausblick in die Zukunft
Die Zukunft der Diversitätsarbeit liegt im ganzheitlichen Ansatz. Dafür muss Diversität zuerst als strategische Priorität behandelt werden. Unternehmen sollen hierfür messbare Ziele finden und festlegen. Wie die McKinsey Studien offen legen, kann ein Ausbau der Digitalisierung neue Chancen für die Integrierung von Diversität bieten. Sie ermöglicht durch beispielsweise Remote-Arbeit flexiblere Arbeitsmodelle, welche inklusiver für verschiedene Lebensumstände gestaltet werden können. Zudem gewinnen in deutschen Unternehmen zunehmend Themen wie neurodiverse Teams und generationsübergreifende Zusammenarbeit an Bedeutung.
Diversität ist nicht nur eine Frage der Moral, sie ist von großer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit auf dem deutschen und internationalen Markt. Deutschland hat bereits große Fortschritte gemacht, steht allerdings weiterhin vor Herausforderungen. Um diese zu meistern, bedarf es eines nachhaltigen Engagements, das über reine Symbolik hinausgeht und echte kulturelle Veränderungen bewirkt. Die Weichen für eine diversitätsfreundliche Zukunft sind gestellt, und es liegt an den Unternehmen, diese Chancen zu nutzen.