Verbraucher*innen

Die Ökokiste - sinnvoll oder nutzlos?

20. Mai 2021
Drei Äpfel, zwei Tomaten, ein Bund Kräuter, zwei Stücke Käse und ein Laib Brot - all das findet sich in einer Ökobox. Die Crème de la Crème für Verbraucher*innen oder ein überflüssiges Marketingprodukt? Und wer profitiert von solchen Boxen, oder eben auch nicht?

Pandemiefreundlich, bequem und voll im Ökotrend - auf den ersten Blick wirkt die Ökobox, ein Lieferservice für Bio-Lebensmittel, sehr sinnvoll. Aber ist sie das auch wirklich? Die Anbieter*innen sind von der Box überzeugt, der Wunsch kam aber ursprünglich von den Kund*innen. Das erzählt Helga Decker. Sie ist Biolandwirtin und Teil von „Deckers Biohof“. Seit 2011 beliefert der Hof Kund*innen mit der Ökobox. Ihre eigene Motivation sei es, den Menschen die Vielfalt von Lebensmitteln zu zeigen.

Was ist eine Ökokiste? 

Die Ökokiste ist eine Box, die mit Bio-Lebensmitteln gefüllt ist. Diese stammen entweder von einem regionalen Biohof oder sind zugekauft. Verbraucher*innen, können dabei zwischen einer Standardkiste oder einer individuellen Box wählen. Die Lieferung kommt, regelmäßig oder auf Absprache, direkt vor die Haustür. Je nach Anbieter kostet eine Kiste mindestens ca. 10 Euro, je nach Inhalt und Menge steigt der Preis. 

Die Umweltfreundlichkeit der Ökokiste ist streng geregelt 

Von der Ökokiste erwarten viele Verbraucher*innen einen Nutzen für die Umwelt. Aber wie umweltfreundlich ist sie wirklich? Und wie wird das den Kund*innen garantiert? Die Ökokiste sei der umweltfreundlichste Weg, um Bio-Lebensmittel zu kaufen, meint Helga Decker. Für die Lieferung vor die Haustür würden sie durchschnittlich zwei Kilometer pro Bestellung fahren, erklärt sie. 

 

Deckers Biohof“ ist Mitglied im Verband Ökokiste e.V., einer Austauschplattform für rund 40 Bio-Landwirt*innen aus ganz Deutschland. Der Verband hat Regeln aufgestellt, um die Ökokiste umweltfreundlich zu gestalten. Alle Betriebe müssten sich an die Vorschriften halten. Das bringt Klarheit und Sicherheit für Verbraucher*innen. Jochen Saacke ist einer von drei Vorständen und erklärt, dass er den größten Vorteil für die Umwelt im Flugwaren-Verbot sieht. Außerdem müsse jeder Hof eine mindestens 20-prozentige Regionalquote einhalten. Ein großes Ziel sei es, dass alle Betriebe ihre CO2-Bilanz verringern. Da die Höfe trotzdem nicht frei von CO2 seien, unterstütze der Verband nachhaltige Projekte, um den Ausstoß zu kompensieren. Alle Mitglieder hätten ein Energiespar- und Verpackungskonzept, erklärt er. 

Die Verpackung, die in einer beispielhaften Ökokiste verwendet wird, ...
... im Vergleich zum Inhalt.

Bio-Produkte für die Umwelt und die eigene Gesundheit? 

Zusätzlich zum Konzept selbst, soll auch der Inhalt der Ökokiste, also die Bio-Lebensmittel, zur Umweltfreundlichkeit beitragen. Stimmt das? Katrin Zander ist Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel. „Mittlerweile gibt es Studien dazu, dass Bio-Produkte umweltfreundlich[…] sind.“, betont sie. Es gäbe es auch Studien, die das Gegenteil behaupten. Die meisten davon würden mit der wachsenden Weltbevölkerung argumentierten. Der konventionelle Landbau sei aus dieser Sicht geeigneter, da mehr Erträge auf weniger Fläche erbracht würden. Insgesamt schätzt sie den Biolandbau aber als Lösung für die Herausforderungen der Zukunft, wie den Klimawandel, ein. Zudem seien in den Lebensmitteln weniger Rückstände von Schutzmitteln vorhanden, erklärt sie und verweist dabei auf Untersuchungen, die regelmäßig biologische und konventionelle Lebensmittel prüfen. Ob die Bio-Produkte in der Box gesünder als die konventionelle Variante sind, ist umstritten. Rainer Kühl ist Professor für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Gießen. Er sieht keine gesundheitlichen Unterschiede, allein das Konsumverhalten entscheide.

Und was spricht gegen die Ökobox? 

Bisher hat die Ökobox sich nicht durchgesetzt, da sie auch Nachteile hat. Der Supermarkt ist der beliebteste Ort, um Bio-Lebensmittel zu kaufen. Je nach Box bekomme man nicht alles und müsse dann nochmal in den Laden, denkt Lydia Mejri-Menken, die mit ihrem Vater drei Bioläden betreibt.

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Die Ökokiste kann noch nicht mit anderen Verkaufsstätten ,wie dem Supermarkt, mithalten. | Quelle: Letizia Scalisi

Auch Rainer Kühl äußert Bedenken: Verbraucher*innen müssten akzeptieren, dass die Ökokiste das liefert, was gerade im Angebot ist und wächst. Außerdem würden Extra-Kosten für die Lieferung und ein generell höherer Preis von Bio-Lebensmitteln anfallen. Zudem sieht er wegen Logistikproblemen und aufwendiger Kundenpflege einen erhöhten Aufwand für die Betriebe. Er erklärt auch, dass Biobetriebe geringere und schwankende Erträge erzielen würden.

Eine individuelle Entscheidung 

Ob die Ökobox nun ausschließlich sinnvoll oder nutzlos ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Die bequeme Art einzukaufen oder die Gewissheit einen Teil zum Umweltschutz beizutragen sind Vorteile des Konzepts. Wer aber lieber mit dem Fahrrad und der eigenen Dose zum Bio-Markt fährt, greift eher nicht zur Ökobox. Ob sie nun vorwiegend Schatten- oder Sonnenseiten hat, kommt also auf den Einzelfall an.