Das schwarze Loch der Krankenkassen
42 Prozent der Befragten haben laut einer Umfrage, die von Statista durchgeführt wurde, schon einmal Homöopathie verwendet. Stellt sich die Frage, warum die Homöopathie, trotz fehlender wissenschaftlicher Beweise, bei den Deutschen so beliebt ist?
„Naja, der Placebo-Effekt ist eben auch ein Effekt.“ Eine Aussage, auf die man oft genug während den Recherchen stößt. Im Grunde ist die Aussage nicht falsch, aber für einen Placebo-Effekt im Jahr 2020 laut Bundesgesundheitsministerium fast 7 Millionen Euro hinzublättern? Meiner Meinung nach fragwürdig. Es ist aber ein Punkt, dass der Effekt hilft, egal wie er heißt. Berichte über Menschen, die von Homöopathie schwärmen, gibt es schließlich genug und natürlich muss man auch verstehen, dass diese Menschen ohne die Finanzierung der Krankenkassen im Regen stehen.
Lohnt es sich, einen Placebo-Effekt zu finanzieren?
Wissenschaftlich gesehen gibt es keine Grundlage für die positive Wirkung von homöopathischen Mitteln. Aus diesem Grund hat auch bereits die Kassenärztliche Vereinigung Bremen entschieden, die Zusatzleistung der Homöopathie zu streichen. Einen Schritt, über den viele weitere Krankenkassen nachdenken, vor allem da die Kosten dann doch ein wenig hoch sind für potenzierten Zucker. Eine Packung Globuli beispielsweise befindet sich im Preisrahmen von circa acht Euro bei zehn Gramm Inhalt. In meinen Augen ein schwarzes Loch in Anbetracht der finanziellen Lage von Krankenkassen. Besonders seit Corona ist eine deutliche Überlastung der gesetzlichen Krankenkassen zu erkennen und bereits im ersten Halbjahr dieses Jahres wurde laut Bundesgesundheitsministerium ein Defizit von rund 2 Milliarden Euro in der Finanzentwicklung der Gesetzlichen Krankenversicherungen errechnet. Ein Defizit, das nach Streichungen der Leistungen von Krankenkassen schreit. Um also die Frage zu beantworten: Nein, es lohnt sich nicht einen Placebo-Effekt zu finanzieren.
Globuli oder Brillen?
Krankenkassen finanzieren momentan zwar Homöopathie, aber Brillen nur anteilig, obwohl die positive Wirkung von Brillen faktisch bewiesen ist. In einer Umfrage von Ifd Allensbach wird deutlich, dass im Jahr 2022 fast 47 Millionen Menschen in Deutschland Sehhilfen nutzen. Der oben benannten Umfrage zufolge haben weniger als die Hälfte der Befragten Homöopathie schon einmal verwendet. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Personen Homöopathie auch aktiv nutzen. Wo ist hier also die Balance? Sollte die Debatte nicht heißen: Sollen Krankenkassen die Finanzierung von Homöopathie mit der vollständigen Finanzierung von Brillen ersetzen?
Homöopathie als Kassenleistung, ja oder nein?
Ob Homöopathie nun wirkt oder nicht ist eine Frage, die von Person zu Person unterschiedlich beantwortet werden kann, denn jeder hat das Recht auf den eigenen Glauben in etwas. Was keine offene Frage bleiben darf ist, ob Krankenkassen Homöopathie weiterhin finanzieren sollten?
Nein, das sollten sie nicht.
Erstens sind die Krankenkassen zu überlastet, um einen Placebo-Effekt zu finanzieren und zweitens sollte das verfügbare Geld in Bereiche fließen, die der Bevölkerung nachweislich helfen. Menschen brauchen keine Globuli, um zu leben. Menschen brauchen aber Brillen, um zu sehen.
Das schwarze Homöopathie-Loch. Es frisst Geld der Krankenkassen und liefert im Gegenzug nicht einmal wissenschaftliche Ergebnisse. Für mich ist das Grund genug, die kassenärztliche Finanzierung der Zuckerkügelchen zu stoppen.
Dieser Beitrag ist Teil des Gruppendossiers zum Thema: Sollten Krankenkassen Homöopathie weiterhin finanzieren? Der Bericht Kassenleistung - alles nur Placebo? mit Erklärvideo und Podcast ist hier verlinkt.