Lebensmottos

Von Yolo über Carpe Diem

01. Febr. 2018

Gesünder essen, mehr Sport, weniger Alkohol. Ständig werden neue Vorsätze gefasst und kurze Zeit später wieder über Bord geworfen. Das perfekte Lebensmotto jedoch bleibt. Fünf Geschichten von Menschen, die erzählen welchen Einfluss ein Motto auf ihr Leben hat.

Gemeint sind jetzt nicht Sprüche wie „Carpe Diem“, oder „you only live once“, die als Wandtattoo das Wohnzimmer zieren. Sondern tatsächlich Mottos, deren Sinn man verinnerlicht hat und nach denen man sein Leben richtet. Gibt es so etwas überhaupt? Und macht es einen langfristig glücklich, sich einem Kredo zu verschreiben? Ich frage nach.

Sabr (Geduld)

Naveed

Naveed ist 28, Personalmanager und gebürtiger Stuttgarter. Sein Motto „Sabr“ stammt aus dem Koran und bedeutet auf Arabisch „Geduld“. Es geht darum, selbst bei großen Herausforderungen den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren und geduldig zu sein. „Sabr hat mich seit ich 14 Jahre alt bin begleitet und mir die Kraft gegeben, schwierige Situationen zu meistern und mein Durchhaltevermögen zu stärken. Und nun sehe ich, dass ich für meine Geduld belohnt werde und es meiner Familie und meinen Freunden gut geht.“

Beim Gebet bittet Naveed Allah um Kraft, Segen und Geduld für seine Liebsten

Man lernt nie aus

Gesa

Ob Sprachen oder eine neue Sportart. Es gibt viele Fähigkeiten und viel Wissen, welches man sich aneignen kann. Gesas Motto kommt ihr sowohl privat als auch in ihrem Beruf als Redakteurin zugute. „Mein Motto hilft mir dabei, im Umgang mit anderen Menschen toleranter zu sein. Denn es gibt viele  Perspektiven, oder auch andere Lebenskonzepte, die man zunächst gar nicht auf dem Schirm hat. Aber wenn man diese reflektiert betrachtet, kann man oftmals für sich persönlich  viel herausziehen“, erklärt die 28-Jährige.

Wenn Gesa nicht gerade Sprachbücher wälzt, liest sie am liebsten Romane

Wenn dir nicht gefällt, wie die Karten gelegt sind, dann lege sie neu

Julian

Für den schwäbischen Wahlmünchner und Marketing-Manager bedeutet das Motto, dass man nicht andere Personen für Entscheidungen verantwortlich macht, sondern diese immer selbst trifft. Und darüber hinaus immer auf der Suche nach neuen Lösungen und Innovationen sein sollte. Der 25-jährige erklärt, er habe mit diesem Lebensmotto sehr gute Erfahrungen gemacht, „da man sehr viel bewusster und selbstbewusster entscheidet, wenn man die Konsequenzen kennt und stärker daraus hervorgeht.“

Ein entschlossener Blick in eine Zukunft voller Innovationen

Sei dankbar und zufrieden

Liya

Es muss nicht immer noch höher und noch weiter gehen. Wenn man das Leben wie Liya betrachtet, ist das Leben viel zu kurz, um sich zu viele Gedanken zu machen. Warum sollte man sich also den Kopf darüber zerbrechen, wieso es einem nicht besser als anderen Menschen geht? Die Projektmanagerin aus Stuttgart empfiehlt, „dankbar und zufrieden zu sein“ mit dem, was man hat. Dieses Motto sorgt morgens für den nötigen Energieschub, um auch mal Dinge wie die eigene Lebensfreude, Gesundheit und ein glückliches soziales Umfeld wertzuschätzen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen lebt es sich leichter

Leben und leben lassen

Irmgard

Bereits in frühester Kindheit hat die im Jahr 1935 geborene Irmgard um ihr Leben fürchten müssen. Gemeinsam mit ihrer Mutter suchte sie in einem Bunker Schutz vor Fliegerbomben. Auch später folgte ein Schicksalsschlag dem nächsten: Einer ihrer Söhne wird heroin- und kokainabhängig und stirbt an den Folgen einer Blutvergiftung. Ihr Ehemann verliert den Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs. Trotz alledem kann die Rentnerin heute sagen: „Mir gehts gut, ich fühle mich gut. Mein Motto ist: Leben und leben lassen. Und damit bin ich eigentlich ganz gut durch alle Höhen und vor allem durch alle Tiefen gekommen.“

Irmgard blickt auf ein bewegtes Leben zurück

 

So unterschiedlich ihre Lebensläufe auch sein mögen, eines haben die Menschen gemein: sie identifizieren sich mit ihrem Motto und das was sie haben und wer sie sind, stellt sie zufrieden. Ich persönlich habe das perfekte Lebensmotto noch nicht gefunden. Vielmehr sind es mehrere situationsabhängige Mottos, die mir helfen Entscheidungen zu treffen. Da wäre z.B. ein Zitat des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr: „Wenn Du nicht fliegen kannst renne, wenn Du nicht rennen kannst gehe, wenn Du nicht gehen kannst krieche, aber was auch immer Du tust, Du musst weitermachen.“ Dieses Motto hilft mir in Situationen, in denen es mir schwer fällt mich selbst zu motivieren und dabei an einem langfristigen Ziel zu arbeiten. Ein weiterer, in meinen Augen sehr nützlicher Leitsatz ist: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu.“ Von diesem Leitspruch lasse ich mich beim Umgang mit anderen Menschen positiv beeinflussen. Er ist sehr klar formuliert und gut umsetzbar.

Ein Motto muss nicht zwingend für das ganze Leben gültig sein. Oft hängt das Motto vom Charakter und den persönlichen Umständen ab und die ändern sich bekanntlich im Laufe des Lebens. Solange man sich davon leiten lässt und es als eine Art Handlungsempfehlung betrachtet, ist es durchaus möglich ein glücklicheres und selbstbestimmteres Leben zu führen. Zudem muss ein Lebensmotto nicht immer auf ein schmerzliches Ereignis folgen. Es kann auch einen Neuanfang einläuten. Hierzu fällt mir ein Zitat des amerikanischen Philosophen William James ein: „Wenn Menschen ihre innere Einstellung ändern, können sie auch die äußeren Umstände ihres Lebens ändern." Das macht für mich ein perfektes Lebensmotto aus. Eines das eine positive Veränderung im Leben bewirkt und als Wegweiser für die Zukunft dient. Denn ein Motto ist wie Schienen, auf denen man möglichst sicher ans Ziel kommt, ohne zu entgleisen.