"Es sind die kleinen Schritte der Inklusion, die mir Freude bereiten"
Stereotype: Nein Danke!
Ein Antrieb für die Zukunft
Alex hatte eine Netzhautablösung, die dazu führte, dass er erblindete. Aufgrund dessen wechselte er auf eine Förderschule, die weit entfernt von seinem Elternhaus liegt. Dort lernt er die Braille-Schrift, eine Schrift für blinde Menschen. Die weite Entfernung zu seinem Elternhaus belastet ihn sehr, ihm fehlt seine bekannte Umgebung. Daher beschließen er und seine Familie, dass er nach Hause zurückkehrt und wieder auf seine alte Schule geht.
Er und seine Familie müssen vor Gericht hart dafür kämpfen, einen Zivildienstleistenden für Alex zu erhalten, der ihm im Schulalltag zur Seite steht. Er braucht anfangs Hilfe bei täglichen Aufgaben und muss sich an seine neue Situation gewöhnen. Der Zivi muss für seine Arbeitszeit finanziell entlohnt werden. Die Kosten werden nach richterlichem Beschluss vom Landkreis übernommen. Alex beschreibt diese Zeit als sehr wichtig: Es hat ihm in seiner Entwicklung sehr geholfen, mit den Kindern zu spielen, mit denen er auch vor seiner Erblindung gespielt hatte. Er geht von da an nicht mehr zum Fußball Training mit seinen Freunden, sondern zum Blindenfußball. Bis heute ist Fußball seine Leidenschaft, er spielt für den MTV (Männer Turn Verein) Stuttgart im Blindenteam und war Kapitän der Deutschen Blinden Nationalmannschaft. Ein ausreichendes Gehalt bekommt man jedoch nicht. Das Gehalt in der Profiliga des Blindenfußballs ist vergleichbar mit den Amateurligen im Fußball.
Was macht ein Inklusionsmanager?
Alex ist inzwischen Inklusionsmanager des württembergischen Landessportverbands mit Sitz in Bad Cannstatt. Dort arbeitet er mit einem Team aus 13 Mitarbeiter*innen zusammen, die sich für Themen wie Sport mit Älteren, Sport nach einer Krebserkrankung und Sportentwicklung beschäftigen. In seinem Bereich Inklusion ist Alex mit einer weiteren Kollegin tätig. Doch was ist Inklusion? Inklusion bedeutet mit einbezogen werden, sodass jeder Mensch, egal welche Behinderung er hat, im alltäglichen Leben involviert wird.
Alex und seine Kollegin wollen das Thema „Behinderung im Sport“ für alle zugänglicher machen. Dafür veröffentlichen sie Broschüren mit Beispielen für die Barrierefreiheit, veranstalten Events zu aktuellen Themen und stellen neue Methoden der Inklusion vor. Bei solchen Veranstaltungen werden Tipps an Menschen mit wenigen Berührungspunkten zum Behindertensport weitergegeben. Alex und seine Kollegin arbeiten jetzt schon mehrere Jahre mit der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg zusammen. Dort stellt Alex seine Arbeit vor und es findet ein Austausch über die vielfältigen Themen rund um Inklusion von Menschen mit körperlicher und geistiger Einschränkung statt. Außerdem organisieren sie Seminare und Weiterbildungsmaßnahmen für Trainer*innen im Sport. Alex gibt Interviews, um das öffentliche Interesse für Inklusion zu wecken.
Unterstützung für Projekte
Durch seine persönliche Erfahrung kann sich Alex gut in andere hineinversetzen. So kann er helfen, für jeden den passenden Sportverein zu finden. Kontakte sind in diesem Fall das Wichtigste. Viele Vereine sind schon inkludiert, das heißt, sie arbeiten schon mit behinderten Menschen zusammen. Vereine, die sich verstärkt in Richtung Inklusion entwickeln wollen, brauchen eventuell Unterstützung von Alex: Vereine benötigen oft einen zusätzlichen Übungsleiter. Ein Aufwand, der zusätzlich entlohnt werden muss. Damit die Vereine unterstützt werden, nutzt Alex seine Kontakte, um finanzielle Mittel aus Förderprogrammen zu erhalten.
Er arbeitet aktuell an einem Projekt, das von der Aktion Mensch gefördert wird. Ziel des Projekts ist, Menschen mit geistiger Behinderung, Sport näherzubringen und Möglichkeiten der Teilnahme am Sport aufzuzeigen und sichtbar zu machen. Ohne Förderprogramme wäre die Organisation und Umsetzung solcher Projekte nicht möglich. Es sind die kleinen Schritte der Inklusion, die ihm Freude bereiten, denn wenn das Projekt stattfindet und Alex spürt und hört, wie die Spieler Spaß haben am Sport, bestärkt ihn das in seiner Arbeit.
Blindenfußball am MTV Stuttgart
Der MTV Stuttgart ist einer der wenigen Vereine in Baden-Württemberg, die eine Inklusionsmanagerin haben. Sie kümmert sich um alle Fragen, die rund um das Thema Inklusion aufkommen. Damit das Training der Blindenfußball-Mannschaft stattfinden kann, braucht es Menschen, die sehen können. Lias von der Nikolauspflege begleitet die Spieler zum Fußballplatz, gemeinsam mit Flo, der Platzwart des MTV Stuttgart unterstützen sie die Spieler beim Training. Flo kennt Alex schon lange und war früher Torwart der Blindenfußball Mannschaft. Er hat eine Sehschwäche, die stetig schlechter wird, doch noch reicht es, sodass die beiden bei der Orientierung auf dem Platz z. B. durch Zurufe von hinter dem Tor helfen, um den Spielern die Richtung zu signalisieren.
Alex ist einer der erfahrensten Spieler im Team, er spielt selber aktiv, übernimmt aber auch das Training, wenn der Trainer nicht da sein kann. Er nimmt sich die Zeit für jeden Spieler, die Grundlagen des Fußballs durchzugehen und das Gefühl am Ball zu entwickeln. Im Blindenfußball trainieren Frauen und Männer mit unterschiedlichem spielerischem Fähigkeiten zusammen. Am Ende des Trainings haben sich alle sportlich betätigt und hatten Spaß. Das ist für Alex und das Team die Hauptsache. Man könnte meinen, als blinder Mensch sei es nicht einfach, einen Ball zu treffen. Jedoch beweisen Alex und seine Kollegen das Gegenteil. Sie sind blind und vollbringen trotzdem regelmäßige Kunststücke mit dem Ball.