„Wenn man das produktionstechnische Wissen über Soja von vor zehn Jahren mit dem heutigen vergleicht, hat es sich enorm entwickelt."
Soja made in Germany
Mit knapp 30 Prozent importiere Deutschland aktuell einen Großteil seines Sojas aus Brasilien. Dort wurden 2023 laut des USDA Foreign Agricultural Service 163 Millionen Tonnen geerntetes Soja weltweit exportiert. Damit führt Brasilien die Liste der Exportländer von Soja vor den USA und Argentinien deutlich an. Um solche Massen an Soja anbauen zu können, werden jedes Jahr riesige Gebiete Regenwald für Sojaplantagen gerodet. Bisher sind bereits mehr als 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes durch Brandrodung zerstört worden, so die Umweltschutzorganisation WWF. Laut Greenpeace ist die Zahl der Feuer in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Die Auswirkungen des Rückgangs vom Regenwald betreffen dabei nicht nur das Klima, sondern die dort beheimateten Lebewesen verlieren auch ihren Lebensraum.
Anbau auf deutschem Boden
Um den massiven Import von Soja aus Südamerika entgegenzuwirken, konzentriert sich Deutschland seit einigen Jahren vermehrt auf einen nachhaltigen Anbau von Soja auf eigenen Bauernhöfen. Vereine wie der Deutsche Sojaförderring e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Anbau und die Verarbeitung von Soja in Deutschland zu fördern und das Wissen über Sojabohnen in Form von Schulungen an Landwirte und Betriebe weiterzugeben. „Wenn man das produktionstechnische Wissen über Soja von vor zehn Jahren mit dem heutigen vergleicht, hat es sich enorm entwickelt", so Martin Miersch, Geschäftsführender Vorsitzender des Deutschen Sojaförderring e.V., über die Entwicklungen. Heute wisse man viel mehr zum Anbau an verschiedenen Standorten, zur Sortenwahl, Bekämpfung von Unkraut an den Pflanzen und ähnlichem. Die Entwicklungen in den letzten Jahren haben dem Sojaförderring nach außerdem die Sortenvielfalt gestärkt. So gab es 2018 in Deutschland fünf nach landeskulturellem Wert zugelassene Sojasorten, 2024 waren es schon 40 Sorten.
Ein Blick auf die Entwicklungen
Inzwischen werden immer mehr Landwirte und Betriebe auf das Thema Soja in Deutschland aufmerksam. Auch das steigende Interesse von großen Marktakteuren an einem regionalem Sojaanbau trägt zum Anstieg des Anbaus bei. Laut Eurostat hat sich die Anbaufläche von Soja in Deutschland im Vergleich zu 2016 mehr als verdoppelt. Damals wurde auf 15.800 Hektar Soja angebaut, 2024 waren es 41.700 Hektar. Grund für das Wachstum der Anbauflächen sei unter anderem der Klimawandel, der für nasse Sommer und damit optimale Reifebedingungen für Sojabohnen sorge.
Aktuell werden nur 3,5 Prozent des jährlich benötigten Sojabedarfs auch in Deutschland produziert, so der Deutsche Sojaförderring. Martin Miersch sieht dort ein starkes Wachstum als realistisch. „Ich glaube, dass wir eine 50-prozentige Selbstversorgung in den nächsten 25 Jahren schaffen können", meint der Experte. Einer der Gründe für die geringe Menge sei die neue Förderperiode in der Agrarpolitik (seit 2023), die den Sojaanbau finanziell weniger fördere und ihn somit weniger attraktiv für Landwirte mache. Auch werde der nationale Sojaanbau davon gehemmt, dass einige Pflanzenschutzmittel in Deutschland verboten seien und die Arbeit mit Sojapflanzen dadurch erschwere.
„Ich glaube, dass wir eine 50-prozentige Selbstversorgung in den nächsten 25 Jahren schaffen können."
Hat der deutsche Anbau eine Zukunft?
Der Sojaanbau in Deutschland steht und fällt also mit den Entscheidungen verschiedener Akteure. Für die Zukunft heißt das, dass Fortschritte vom Interesse großer Marktakteure abhängig sind und auch politische Entscheidungen eine zentrale Rolle spielen. Fest steht, dass mit einem hohen eigenen Anbau eine größere Unabhängigkeit von Turbulenzen des Weltmarktes, wie beispielsweise enorme Dürreperioden, gegeben wäre. Der Deutsche Sojaförderring e.V. erkennt aktuell mehr Zeichen für eine positive Entwicklung des regionalen Sojaanbaus und sieht eine steigende Selbstversorgung für Soja als möglich an.